Agnès Desarthe

 3,5 Sterne bei 56 Bewertungen
Autorin von Mein hungriges Herz, Verliebt? Ich doch nicht! und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Agnès Desarthe, 1966 in Paris geboren, gab 1993 ihr Debüt bei Éditions de L’Olivier mit ›Quelques minutes de bonheur absolu‹ (dt.: ›Flüchtige Augenblicke des Glücks‹). Von ihren weiteren Romanen war besonders ›Mangez-moi‹ (2006) auch in den USA und in Deutschland unter dem Titel ›Mein hungriges Herz‹ (2008) ein großer Erfolg. Ihr Roman ›Ce coeur changeant› wurde 2015 mit dem Literaturpreis der Zeitung Le Monde ausgezeichnet. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Paris.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Agnès Desarthe

Neue Rezensionen zu Agnès Desarthe

Cover des Buches Die Chance ihres Lebens (ISBN: 9783772530159)
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Rezension zu "Die Chance ihres Lebens" von Agnès Desarthe

Review
Jin_nyvor 2 Jahren


Sie war zur Frau geworden, dann Mutter und danach das, was sie heute war und was keinen Namen hatte.


Eine französische Familie hat die Chance eine Zeit in USA zu verbringen; der Mann ein Professor, die Mutter eine alternde Hausfrau und dazwischen ein Teenager, der noch seinen Platz sucht. Zentraler Punkt war aus meiner Sicht die Frau, die sich so furchtbar leer fühlt und zu allem eine gewisse Distanz pflegt. Ihr Kopf ist voll mit Gedanken, die sie quälen, aber alles was rauskommt ist Stille. Mit der Entfernung zur Heimat verliert auch die Familie ihren Halt bis sie am Ende doch wieder zueinander finden.

Der Erzählstil hat sich irgendwie sehr französisch angefühlt. Es war sehr emotional, mitfühlend und auch schonungslos ehrlich. Die Gefühlswelt von Sylvie wird aus jedem Blickwinkel ausgeleuchtet und auch wenn die Geschichte auch aus Hectors oder Lesters Sicht erzählt wird, steht doch Sylvie im Mittelpunkt. Am meisten tat mir Sylvie leid, weil sie sich selbst noch nicht gefunden hatte. Sie irrt umher und stürzt immer weiter hinab, wo sie sich in ihrem Stolz, Arroganz und ihrer vorgetäuschten Gleichgültigkeit verliert. Sie erzählt z.B. nebensächlich wie es sich anfühlt, als würden ihr "sachte die Handgelenke abgesägt" werden. Oder dass sie nicht krank ist, sondern nur gerne über Dinge sprechen würde, aber trotzdem niemanden zum Gespräch findet. Es gibt so viele Textpassagen, wo ich sie gerne einfach nur getröstet hätte.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gefallen, auch wenn ich mir gewünscht hätte noch mehr von Lester zu erfahren.


Am Ende habe ich mich dann auch gefragt, was der Titel genau zu bedeuten hat. Wo oder was ist/war die Chance in ihrem Leben? Spricht man hier von Sylvie oder gar von der ganzen Familie? Ist das überhaupt eine Chance für Sylvie (und ihre Famlie) gewesen? Den Titel findet ich super passend zur Story und hat nochmal einen anderen Blickwinkel zur Geschichte eingebracht.


** Dieses Buch wurde mir über NetGalley als E-Book zur Verfügung gestellt **

Cover des Buches Die Chance ihres Lebens (ISBN: 9783772530159)
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Rezension zu "Die Chance ihres Lebens" von Agnès Desarthe

Agnès Desarthe - Die Chance ihres Lebens
miss_mesmerizedvor 3 Jahren

Eine Chance, die sie nicht ausschlagen können. Hector erhält das Angebot einer Gastprofessur an einer amerikanischen Universität. In Paris fühlen sie sich nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo ohnehin nicht mehr wohl und so brechen sie gemeinsam in die neue Welt auf. Hector lebt sich sofort an seinem neuen Arbeitsplatz ein, der sonst eher zurückhaltende und unscheinbare Philosoph wird plötzlich bewundert, die Frauen scharen sich nur so um den 60-Jährigen. Seine Frau Sylvie hingegen hat größere Schwierigkeiten in der neuen Umgebung anzukommen, ihr bisherigen Dasein wird durcheinandergeworfen und darin verliert sie sich selbst. Ihr Sohn Lester, der im Flugzeug einer Eingebung folgend beschlossen hat, sich zukünftig nur noch „Absalom Absalom“ nennen zu lassen, lebt sich auf ganz eigene Weise in seiner High-School ein.

 

„Das Leben von ihnen dreien würde so radikal auf den Kopf gestellt, dass das Motto von Edwina, ihrer Schwiegermutter, hier doch einmal passte: „Sich immer wundern, aber nie die Fassung verlieren.““

 

Agnès Desarthe folgt in ihrem Roman dem klassischen dramatischen Aufbau. Der verheißungsvolle Aufbruch, erste Störungen des Gleichgewichts, der dramatische Höhepunkt und das etwas übereilte Ende, das einen Punkt hinter das Abenteuer Amerika setzt. Dazwischen explorieren die Figuren wo sie angekommen sind in ihrem Leben, vor allem Sylvie analysiert und hinterfragt, wo nach fast vier Jahrzehnten ihre Ehe steht, die sich in Paris noch in einer perfekt austarierten Balance befand, die durch Hectors unerwartete neue Popularität ins Wanken gerät.

 

„Sylvie weiß es nicht. Ich liebe dich, sagt sie in Gedanken, an Hector gerichtet. Dann sagt sie: Ich liebe dich nicht. Ihr scheint, dass keiner der beiden Sätze richtig ist.“

 

Die Ehe von Sylvie und Hector folgt ganz eigenen Gesetzen. Er der denkende Intellektuelle, der seine Frau benötigt, um ihm die Bestätigung zu geben, die ihm sonst verwehrt wird. Zwar hat er eine hohe Position erreicht, aber in Paris scheint er eher unscheinbar. Die eigensinnige Definition Sylvies von Freiheit - kein Beruf engt sie ein, keine Tätigkeit schreibt ihr einen Tagesablauf oder Gemütszustand vor - hat ihn von je her fasziniert und lässt Sylvie trotz der körperlichen Veränderungen, die mit dem Alter unweigerlich einhergehen, immer noch eine begehrenswerte Frau für ihn sein. Nichtsdestotrotz verfällt er der Bewunderung der Amerikanerinnen, stellt jedoch seine Ehe zu keinem Zeitpunkt in Frage.

 

„Sind Sie auch Professorin?“ „Nein“, antwortete Sylvie leise. „Ich bin nichts.“

 

Auch Sylvie empfindet ihre Verbindung ähnlich, sie weiß bald von den Affären, beobachtet diese sogar, doch mehr noch als an der Ehe zu zweifeln, hinterfragt sie ihr Selbstbild und die Art, wie sie ihr Leben eingerichtet hat. Sie ist nicht Hausfrau und Mutter, verweigert sich diesen Definitionen ganz aktiv, doch in der Ferne, herausgerissen aus dem bekannten Umfeld, stellt sie ihr Lebensmodell infrage und fühlt sich genötigt, neue Wege zu gehen.

 

Lester erfindet sich selbst völlig neu. In einem religiösen Wahn glaubt er, erleuchtet zu sein und schart seine Mitschüler wie ein Sektenführer um sich. Hörig folge sie ihm und lassen sich von seinem Geist beseelen.

 

Drei Figuren, die gemeinsam ausbrechen und sich selbst ganz neu erleben oder definieren. Eine Chance fürwahr, doch ob dieser Neuanfang auch Glück bringt? Ein ruhiger Roman, der sehr eng bei den Gedanken der Familienmitglieder ist und ihre Zweifel und Emotionen offenlegt. Außergewöhnliche Charaktere, von denen ebenso eigenwillig erzählt wird.

Cover des Buches Die Chance ihres Lebens (ISBN: 9783772530159)
Dominikuss avatar

Rezension zu "Die Chance ihres Lebens" von Agnès Desarthe

Französischer Stil
Dominikusvor 3 Jahren



Die französische Schriftstellerin Agnès

Desarthe beschreibt in ihrem Roman „Die Chance ihres Lebens“ das Leben einer Familie.

Hector, Sylvie und ihr 14jähriger Sohn Lester ziehen für einige Zeit von Paris in die USA. Hector hat dort eine Professur.


Sylvie erzählt in einem wahren Stakkato von ihren Emotionen und den Beobachtungen ihres Mannes und Sohnes.

Sie sind beide um die 60 Jahre alt, sie sind spät Eltern geworden.

Hector lebt sich gerne aus. 

Lester fängt an etwas eigenartig zu werden. Er nennt sich plötzlich Absalom- Absalom.


die Autorin schreibt über das Älter werden in einer Partnerschaft. Dazu gehört viel Geduld und Liebe.

Der Schreibstil ist echt französisch. Eigentlich ist das nicht ganz mein Geschmack, aber Agnes Desarthes Art in dieser Roman gefällt mir.


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Zusätzliche Informationen

Agnès Desarthe wurde am 03. Mai 1966 in Paris (Frankreich) geboren.

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