Sie war zur Frau geworden, dann Mutter und danach das, was sie heute war und was keinen Namen hatte.
Eine französische Familie hat die Chance eine Zeit in USA zu verbringen; der Mann ein Professor, die Mutter eine alternde Hausfrau und dazwischen ein Teenager, der noch seinen Platz sucht. Zentraler Punkt war aus meiner Sicht die Frau, die sich so furchtbar leer fühlt und zu allem eine gewisse Distanz pflegt. Ihr Kopf ist voll mit Gedanken, die sie quälen, aber alles was rauskommt ist Stille. Mit der Entfernung zur Heimat verliert auch die Familie ihren Halt bis sie am Ende doch wieder zueinander finden.
Der Erzählstil hat sich irgendwie sehr französisch angefühlt. Es war sehr emotional, mitfühlend und auch schonungslos ehrlich. Die Gefühlswelt von Sylvie wird aus jedem Blickwinkel ausgeleuchtet und auch wenn die Geschichte auch aus Hectors oder Lesters Sicht erzählt wird, steht doch Sylvie im Mittelpunkt. Am meisten tat mir Sylvie leid, weil sie sich selbst noch nicht gefunden hatte. Sie irrt umher und stürzt immer weiter hinab, wo sie sich in ihrem Stolz, Arroganz und ihrer vorgetäuschten Gleichgültigkeit verliert. Sie erzählt z.B. nebensächlich wie es sich anfühlt, als würden ihr "sachte die Handgelenke abgesägt" werden. Oder dass sie nicht krank ist, sondern nur gerne über Dinge sprechen würde, aber trotzdem niemanden zum Gespräch findet. Es gibt so viele Textpassagen, wo ich sie gerne einfach nur getröstet hätte.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gefallen, auch wenn ich mir gewünscht hätte noch mehr von Lester zu erfahren.
Am Ende habe ich mich dann auch gefragt, was der Titel genau zu bedeuten hat. Wo oder was ist/war die Chance in ihrem Leben? Spricht man hier von Sylvie oder gar von der ganzen Familie? Ist das überhaupt eine Chance für Sylvie (und ihre Famlie) gewesen? Den Titel findet ich super passend zur Story und hat nochmal einen anderen Blickwinkel zur Geschichte eingebracht.
** Dieses Buch wurde mir über NetGalley als E-Book zur Verfügung gestellt **