Rezension zu "Glückliche Menschen küssen auch im Regen" von Agnès Martin-Lugand
Diane hat durch einen tragischen Unfall vor einem Jahr ihren geliebten Mann und die kleine Tochter verloren. Seither hat sie sich in ihrer Trauer weitestgehend von der Außenwelt abgeschottet. Als sie merkt, dass es so nicht weitergehen kann, verlässt sie Paris und zieht in ein verschlafenes Dorf in Irland. Dort hofft sie in der Abgeschiedenheit ihren inneren Frieden wieder zu finden. Wäre da nicht Edward ein Kotzbrocken von Nachbar ..
Als ich die erste Begegnung zwischen Diane und Edward in ihrer übertriebenen Konfrontation gelesen hatte, war mir schnell sehr klar, in welche Richtung der Handlungs-Zug weiterfährt und ich habe ziemlich „mechanisch“ weiter gelesen. Hätte ich nicht eine Rezension für dieses Buch schreiben sollen, wäre es in der Ecke gelandet, wobei jedoch ein Rest Neugierde verblieb, ob es nochmals die Kurve bekäme.
Aber nach einem ganz passablen Start spielte sich für mich ab dieser Stelle ein ziemliches 08/15 Handlungsmuster ab und natürlich durften auch die obligatorischen „Hürden“ auf dem Weg zum Glück nicht fehlen. Doch diese ganze, recht jämmerliche und zum Teil unbegreifliche Hin- und Her empfand ich doch als ziemlich ermüdend. Einzig das Ende hat mich zumindest ein wenig wieder versöhnt, wenngleich ich es auch nicht als sonderlich kreativ erachte.
Dabei empfand ich den Sprachfluss, trotz recht einfach gehaltenem Ausdruck, als relativ angenehm lesbar. Meine Kritik setzt also vor allem beim Inhalt an. Da jagte ein Déjà-vu-Erlebnis das andere. Ich könnte schwören, dass ich das Grundmuster auch schon in dem einen oder anderen romantischen Komödie als Film umgesetzt gesehen habe. Und dann auch immer wieder so altvertraute Elemente: Musste der beste Freund von Diane ausgerechnet homosexuell und so dermaßen klischeehaft sein? Weshalb wird ständig exzessiv geraucht? Irland, wieso ausgerechnet Irland, hätte doch auch die Mandschurei sein können, wäre sicherlich „einsamer“ gewesen....
Darüber hinaus sind die meisten Wandlungen für mich nicht nachvollziehbar beschrieben (z.B. Edward). Die Trauer von Diane in Ehren, aber wirkliches Mitgefühl konnte nicht entstehen. Mir fehlte insgesamt ein ganzes Stück Einfühlungsvermögen in die einzelnen Figuren, damit sie glaubwürdiger erscheinen würden.
Und dann gab es auch so die eine oder andere Ungereimtheit am Rand: Wie sich das beschriebene Café finanziell trägt, bleibt zum Beispiel im Dunkeln.
Fazit: Das Buch wird sicherlich seine Anhängerschar finden, von meiner Seite hingegen nur 1,5 Sterne, weil gerade nicht Weihnachten ist auf 2 aufgerundet.