Cover des Buches Regionalexpress (ISBN: 9783839001301)
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Rezension zu Regionalexpress von Agnes Hammer

Rezension zu "Regionalexpress" von Agnes Hammer

von MacBaylie vor 12 Jahren

Rezension

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MacBaylievor 12 Jahren
Kurzbeschreibung: Bei der Zugfahrt von Köln nach Düsseldorf ist Max Zeuge eines Angriffs von betrunkenen Neonazis auf einen türkischen Jungen. Ohne groß nachzudenken hilft er ihm und freunden sich mit Adil, so der Name des Jungen, an. Bei Adil erfährt Max, wie es ist an etwas zu glauben, was er schon lange vergessen hatte. Der Glaube an Gott, und dass alles einen Sinn hat. Max besucht daraufhin die kleine Moschee in Düsseldorf und lernt Mohammad kennen, der eine unglaubliche Anziehung auf ihn ausübt. Der Gefühle in ihm weckt, die er nie zuvor gehabt hat. Kurze Zeit später konvertiert Max, ist motiviert und fühlt sich für großes berufen. Max‘ Schwester Paula bemerkt die Veränderungen, die mit ihrem Bruder vorgehen und stellt eigene Nachforschungen an. Dummerweise hat sie sich nämlich in Adil verliebt und versteht die Geheimniskrämerei nicht, die Max und Adil veranstalten. Eine weitere Rolle spielt auch Kemper, ein Mitarbeiter vom Bundesverfassungsschutz. Er ist gerade selber in einer Krise, da seine Frau verstorben ist. Nichtsdestotrotz ist er und seine Kollegen aber schon allarmiert und sie observieren bereits die Gruppe um Mohammad. Meine Meinung: Regionalexpress ist das zweite Buch, das ich von Agnes Hammer gelesen habe. Wieder hat die Autorin sich ein sehr schwieriges und aktuelles Thema ausgesucht, um die Leser nicht nur zu unterhalten, sondern auch zum Nachdenken zu animieren. Die Geschichte wird aus drei Perspektiven, der von Max, Paula und Kemper erzählt. Drei völlig verschiedene Charaktere die, meiner Meinung nach, aber eines gemeinsam haben. Eine Extremsituation. Max ist total gelangweilt, versteht seine durchgeknallten Eltern nicht, die mit esoterischen Beseelungen ihren „Jüngern“ die Kohle aus der Tasche ziehen, und glaubt sein Seelenheil im Islamismus zu finden. Paula, die sich zum ersten Mal mit Haut und Haaren verliebt und trotz Abweisung und Demütigung an ihrer „Liebe“ zu Adil festhält. Kemper der sich in seiner Trauer verliert und in totale Lethargie verfällt. Alle drei haben von Frau Hammer ihren ganz speziellen Charakter erhalten und verhalten sich durchaus authentisch (kann ich bei Max allerdings nur erahnen), was nicht immer sympathisch rüberkommt. Bei dieser Thematik finde ich das auch vollkommen in Ordnung. Ein potenzieller Attentäter muss mir auch nicht sympathisch sein. Wer hier allerdings mit einem Allheilmittel gegen psychische Exzesse, Trauer, Hass, Langeweile oder Liebe rechnet, wird sicher enttäuscht werden, das gibt es nämlich nicht. Hier muss jeder ein bisschen mit- und nachdenken, wie es zu solchen Extremsituationen kommen kann, ob es immer den ultimativen Grund dafür gibt, und was, oder ob man überhaupt etwas dagegen unternehmen kann. Kann man immer alles mit den „typischen“ Diagnosen: verkorkste Familie, schlimme Kindheit, häusliche Gewalt u.s.w. erklären, oder gibt es vielleicht noch ganz andere Auslöser? Irgendwelche verborgenen Schlüsselreize, die das Gehirn verbrutzeln? Man weiß es einfach nicht. Fazit: Ein Buch mit hochaktueller Problematik, das zum Nachdenken und zum Mitdenken anregt.
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