Rezension zu "Prinz Eugen für kleine Leute" von Susanne Wögerbauer
sehr süße illustrationen & süße geschichte :-)
Quelle: Verlag / vlb
sehr süße illustrationen & süße geschichte :-)
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"Heute wirst Du verschachert, respektive einkassiert!" (Gustav Klimt 1908 an Emilie Flöge)
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Zwischen 1902 und 1904 malte Gustav Klimt eines seiner berühmtesten Bilder: das erste Damenporträt, in dem das Ornament im Vordergrund steht. Es wurde 1908 auf der Kunstschau neben sieben anderen Gemälden (u. a. "Der Kuss") gezeigt. Obwohl das "Porträt Emilie Flöge" den Beginn jener Schaffensperiode des wohl bekanntesten Vertreters der Wiener Sezession markiert, deren Kunstwerke in den vergangenen Jahren auf internationalen Auktionen Rekordpreise erzielten, fand es zur damaligen Zeit keinen Anklang. Es wurde noch im selben Jahr veräußert und ließ ihn in diesem Zusammenhang zu der titelgebenden Nachricht an die porträtierte Emilie Flöge hinreißen. Am 8. Juli 1908 machte der österreichische Fotograf Moriz Nähr ein letztes Foto des auf einem Tisch liegenden 80 x 178 cm großen Originals, das heute im Wien Museum hängt und zu einem der bedeutendsten Exponate dieses Hauses zählt.
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Eben diese Aufnahme ist eine von vielen weiteren, die in diesem schwergewichtigen Prachtband versammelt sind. Das Werk stellt damit einen ersten Schritt zur Aufarbeitung der lange Jahre vernachlässigten fotografischen Bestände der Wiener Museen dar. Weitere sollen folgen. So wird zum Beispiel im Wiener Belvedere eine Ausstellung mit dem Titel 'Bildrauschen' vorbereitet, die das wechselseitige und spannungsvolle Verhältnis zwischen dem Medium der Fotografie und der bildenden Kunst nachzeichnet. Im Vordergrund des Buches stehen jedoch nicht unbedingt die großartigen Kunstwerke Gustav Klimts, sondern der Künstler und seine Muse in ihrem Umfeld.
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Unverheiratet, aber mit zahlreichen Liebschaften und mehreren unehelichen Kindern, zählte neben seinem engsten Familienkreis vor allem Emilie Flöge zu den wichtigsten Konstanten in seinem Leben. Chronologisch aufgebaut, veranschaulichen die Studiofotografien und Schnappschüsse ein biografisches Panoptikum dieser beiden, die Kunstwelt der Jahrhundertwende so prägenden Persönlichkeiten. Bekannte oder weniger bekannte Fotografen der damaligen Zeit, der Meister höchstpersönlich sowie einzelne von Moriz Nähr aufgenommene Reproduktionen von Gemälden des "Mannes im blauen Malerkittel" vervollständigen den fotografischen Kosmos, der Klimt damals unmittelbar umgab. Ganz privat kann man den Maler sehen, unter Freunden im Garten, bei einer Bootstour mit der Familie Flöge oder anderen Ausflügen. "Er überraschte ab den 1870er-Jahren immer wieder mit seinen charakteristischen fotografischen Selbstinszenierungen und nutzte das Medium ungeniert als Hilfsmittel genauso wie als Vorlage für die zu malenden Bilder.", erläutert Alfred Weidinger, der Herausgeber dieses großartigen Buches. Einen großen Anteil nehmen allerdings auch Aufnahmen von Emilie Flöge in Kreationen aus ihrem Wiener Haute-Couture-Salon ein, deren erfolgreiche, kluge Geschäftsfrau sie war. Selbstbewusst posiert sie darauf in verschiedenen korsettlosen "Reformkleidern".
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Ganz besonders beeindrucken die ausdrucksstarken Porträtfotografien, die Moriz Nähr von Gustav Klimt machte. "Obwohl der Künstler einen ironischen Kommentar zu einem nicht existierenden Selbstporträt verfasste ("... Ich interessiere mich nicht für die eigene Person als Gegenstand eines Bildes...") und überraschenderweise auch keinem seiner Kollegen je erlaubte, ein Bildnis von ihm zu malen, zeigen (...) [sie] einen vor der Kamera selbstbewusst posierenden und in gewisser Hinsicht durchaus auch als eitel zu charakterisierenden Künstler.", stellt die österreichische Kunsthistorikerin Agnes Husslein-Arco treffend fest. Letztendlich sind es jedoch vor allem die zahlreiche Aufnahmen aus der Attersee-Zeit, die den Künstler gemeinsam mit Emilie Flöge zeigen, die eine besondere Wirkung auf den Betrachter ausüben. Denn gerade jene offenbaren die starke Bindung, die die beiden gehabt haben müssen. "Man muss darin eine Freundschaft sehen, deren Ziele und Inhalte ästhetischer Form und Selbstverwirklichung waren.", vermuten die Autoren.
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Fazit: Gustav Klimt ließ zu Lebzeiten nicht einmal seine engsten Freunde hinter jene Mauer sehen, die er um sich errichtet hatte. Er war ungesellig und einsiedlerisch bis zur Menschenscheu. Sein Atelier galt ihm als wichtiges Rückzugsgebiet. Die umfassende Kenntnis seiner Werke und Schriften ermöglicht heute ein differenzierteres Bild des Menschen Gustav Klimt, als es seine Zeitgenossen hatten. Dieses eindrucksvolle Buch leistet gleichfalls einen Beitrag dazu.