Ahmet Ümit

 3,7 Sterne bei 80 Bewertungen
Autor*in von Die Gärten von Istanbul, Das Land der verlorenen Götter und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Ahmet Ümit, geboren 1960 in Gaziantep, ist einer der meistgelesenen Autoren in der Türkei. Er war von 1974 bis 1989 aktives Mitglied der Türkischen Kommunistischen Partei und schrieb in den Achtzigerjahren nicht nur seine ersten literarischen Texte, sondern studierte auch an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften in Moskau, was zu jener Zeit nach türkischem Recht illegal war. Während der Militärdiktatur von 1980–1990 war er im Untergrund aktiv und musste zeitweise auch selbst untertauchen. Er zog sich schließlich aus der aktiven Politik zurück und konzentrierte sich aufs Schreiben. Einige seiner zahlreichen Bücher wurden erfolgreich verfilmt. Für seine Nachforschungen zu »Das Land der verlorenen Götter« wurde er 2023 zum Korrespondierenden Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts Istanbul ernannt.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Ahmet Ümit

Cover des Buches Die Gärten von Istanbul (ISBN: 9783442715138)

Die Gärten von Istanbul

(69)
Erschienen am 11.09.2017
Cover des Buches GEZI (ISBN: 9783943562408)

GEZI

(4)
Erschienen am 31.05.2014
Cover des Buches Das Derwischtor (ISBN: 9783442717651)

Das Derwischtor

(3)
Erschienen am 13.01.2020
Cover des Buches Das Land der verlorenen Götter (ISBN: 9783442773879)

Das Land der verlorenen Götter

(3)
Erschienen am 14.02.2024
Cover des Buches Patasana – Mord am Euphrat (ISBN: 9783293308428)

Patasana – Mord am Euphrat

(1)
Erschienen am 06.11.2015
Cover des Buches Nacht und Nebel (ISBN: 9783293301689)

Nacht und Nebel

(0)
Erschienen am 06.11.2015

Neue Rezensionen zu Ahmet Ümit

Cover des Buches Die Gärten von Istanbul (ISBN: 9783442715138)
SarahJaneBookss avatar

Rezension zu "Die Gärten von Istanbul" von Ahmet Ümit

SarahJaneBooks
Morde vor der Geschichte Istanbuls - wem kann man trauen?

Vorab: Ich verstehe die Kritiken, dass es zu viel Geschichte gibt. Ich mag Geschichte und fand es toll, mehr über Istanbul im Laufe der Jahrhunderte zu lernen, deswegen ist es für mich nicht zu viel, aber grenzwertig war es auf jeden Fall. Tatsächlich ziehe ich deswegen auch einen Stern ab. Die Geschichte steht definitiv mehr im Vordergrund als die Morde, die Spannung geht darüber verloren. 

Über all dieses Erforschen der Vergangenheit fehlt mir auch ein wenig die Chance, mich nach Istanbul versetzt zu fühlen. Die Gegenwart steht nahezu im Schatten der Vergangenheit. Mir gefiel aber, dass die verschiedenen Gemeinschaften Istanbuls gezeigt wurden und Ahmet Ümit nahezu betonte, dass sie alle Teil Istanbuls sind. 

Während des Lesens fragte ich mich immer wieder, ob Die Gärten von Istanbul ein späterer Band einer Reihe ist. Dem scheint nicht so zu sein nach oberflächlicher Recherche?! Dann wundern (und stören) mich die verschiedenen Anspielungen beispielsweise auf den Tod der Frau und Tochter oder auch, dass die Figuren nicht recht eingeführt werden. Immer wieder wurde über Ali als "mein junger Kollege" gesprochen, und er ist sehr hitzköpfig, gleichzeitig scheint er schon einige Erfahrung zu haben, also doch nicht mehr ganz jung zu sein? Auch Kommissar Nevzat kann zwischen Mitte 30 und Ende 50 gefühlt jedes Alter haben. Auf das Alter oder auch den Tod der Frau wurde so häufig verwiesen, dass es mich die Offenheit wirklich stört, wenn es ein für sich selbst stehendes Buch ist. Ich nehme diese Kritik zurück, wenn es ein Teil einer Reihe, aber das einzige auf Deutsch übersetzte Buch ist.

Trotz dieser Kritik ist Die Gärten von Istanbul ein gut zu lesendes Buch, das zwar keine Spannung aufbaut, durchaus aber schafft, dass ich wissen wollte, wer die Morde denn nun begangen hat und in welches Viertel die Ermittlungen als nächstes führen.

Cover des Buches Das Land der verlorenen Götter (ISBN: 9783442773879)
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Rezension zu "Das Land der verlorenen Götter" von Ahmet Ümit

walli007
Göttervision

Hauptkommissarin Yildiz Karasu und ihr Partner Kommissar Tobias Becker werden in Berlin zu einem Tatort gerufen. Der Tote ein IT-Spezialist, der auch malte, ist grausam zugerichtet. Sie sieht aus, als sei er auf einem Altar als Opfer dargeboten worden. Die Ermittler stehen vor einem Rätsel. Sollte der nachgebildete Pergamon-Altar etwas mit dem Mord zu tun haben? Oder hatte es ein Rechter auf den türkischstämmige Ermordeten abgesehen? Oder gab es Probleme in der Familie des Opfers, das sich zu seiner Homosexualität bekannte? Wie so häufig, fängt die Lösung eines Falles mit mähseliger Kleinarbeit an.


Kommissarin Yildiz ist in Berlin geboren, dennoch ist sie stolz auf ihre türkischen Wurzeln. Genauso stolz ist sie, es bei der Polizei geschafft zu haben. Sie leitet ihr kleines Team. Anfeindungen sind ihr nicht fremd, doch sie weiß sich zu wehren. Im laufenden Fall ist es von Vorteil, dass sie auch türkisch spricht. Ihr Kollege Tobias Becker ist noch relativ neu. Die beiden haben aber schon gelernt, sich zu vertrauen. Ihre Nachforschungen konzentrieren sie zunächst auf dem möglichen Zusammenhang mit der Zeus-Sage und dem Pergamon-Altar. Doch schnell ergeben sich auch Spuren ins ausländerfeindliche Milieu, wo sich ein Verdacht sofort aufdrängt. 


Mit einem grausamen Mord beginnt dieser spannende Kriminalroman. Nicht direkt zwischen Berlin und Pergamon pendelt die Handlung, doch werden die Geschichte des Gottes Zeus, die Zeit der Ausgrabungen in Pergamon und die Familiengeschichte des Opfers sehr geschickt miteinander verwoben. Allerdings wirkt die verwendete Sprache etwas hölzern und nicht so authentisch. Besonders die übertriebene Beschreibungen der Augen fällt auf. Bedrückend ist dagegen die sehr glaubhafte Beschreibung, der rechtsradikalen Auswüchse, denen sich sie Migranten in Berlin ausgesetzt sehen. Hier regt das Buch sehr zum Nachdenken an. Gleichzeitig erweisen sich die sympathischen Kommissare als gewiefte Ermittler, die auch noch der kleinsten Spur nachgehen. Das überraschende Finale beschließt einen ungewöhnlichen Fall. Das auffällige Cover lässt einen mit freudiger Erwartung zum Buch im Ladenregal greifen. Auch wenn die Geschichte, den Erwartungen nicht ganz standhält, bietet dieser kluge Krimi doch gute Unterhaltung.


3,5 Sterne

Cover des Buches Das Land der verlorenen Götter (ISBN: 9783442773879)
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Rezension zu "Das Land der verlorenen Götter" von Ahmet Ümit

Hilou81
Eine Ode an Berlin und an Pergamon

Zum Inhalt:

Yildiz Karasu ist Hauptkommissarin in Berlin und ermittelt gemeinsam mit ihrem Kollegen Tobias Becker in Mordfällen. Sie werden zu einem mysteriösen Mord hinzugerufen, der ungewöhnlich inszeniert wurde. Dem Opfer wurde das Herz herausgeschnitten und in seine Hände gelegt. Alle hinterlassenen Spuren deuten auf eine Verbindung zum Pergamon-Altar hin.  Als sie dann noch weitere rätselhafte Morde mit Bezug zur griechischen Mythologie im Umfeld des Opfers entdecken, wird schnell klar, dass sie einem Serienmörder auf der Spur sind. Und der ist noch lange nicht fertig mit seinem "Werk"...


Meine Leseerfahrung:

Es gibt so Bücher, bei denen man sich während des Lesens fragt, wohin die Reise geht und bis zum Ende einfach keinen Schimmer hat, wie die Geschichte wohl enden wird. Ahmet Ümit ist in dieser Hinsicht immer für eine Überraschung gut. Auch wenn "Das Land der verlorenen Götter" nicht an seine Vorwerke rankommt, ist dieser Roman gewohnt lehrreich ganz im Ümit-Stil. 


Auch dieser Kriminalroman ist außergewöhnlich und sticht im Krimi-Genre heraus, da er vollbepackt mit anderen Elementen ist. Zum Einen erzählt er die Geschichte der türkischen Gastarbeiter, die ab den 60ern nach Deutschland gekommen sind, und zeigt verschiedene Beispiele, wie sich Türken in der neuen Heimat integriert haben und leben. Zum Anderen wird das Buch sehr politisch, weil auch das jahrzehntelange Rechtsextremismus-Problem in Deutschland mitbehandelt wird. Dann ist da noch die historische Komponente über Berlin, den Pergamon-Altar und wie er aus der Türkei nach Deutschland geschafft wurde, und zusätzliche einige Einblicke in historisch-politische Geschehnisse in der Türkei. 


Als ob das nicht genug ist, präsentiert der Autor eine Nacherzählung der griechischen Mythologie aus Sicht des Göttervaters Zeus, deren Abschnitte sich mit dem eigentlichen Handlungsstrang abwechseln. Ich muss zugeben, diese Kapitel waren für mich persönlich ziemlich anstrengend und haben meinen Lesefluss erheblich gestört, so dass ich einige Seiten grob überflogen oder sogar übersprungen habe. Sie wirkten äußerst belehrend, was für Nichtkenner der griechischen Mythologie eventuell interessanter zu lesen sein könnte, als für jemanden, der sich bereits eingehend damit beschäftigt hat. Für mich war das zuviel des Guten, einige mythologische Geschichten hätte man getrost kürzen können. Diese Abschnitte haben die Story einfach zu sehr in die Länge gezogen.


Ab etwa Mitte des Buches kommt dann allerdings Fahrt auf, die Ermittlungen spitzen sich zu. Es gibt mehr Tote und auch mehr Tatverdächtige, was den Kriminalroman in eine interessantere Richtung lenkt. Bis es aber zum Showdown kommt, passieren noch einige Sachen, und man gewinnt langsam eine Ahnung, weshalb wir hier gleichzeitig Geschichten aus der griechischen Mythologie lesen. 


Fazit:

Ahmet Ümits "Das Land der verlorenen Götter" verbindet viele Themen und schafft damit einen außergewöhnlichen Kriminalroman mit interessanten Facetten. Gewohnterweise keine leichte Kost, wenn man nicht offen für all die oben genannten Themen ist. Aber durchaus lesenswert, wenn man nicht mit Scheuklappen durch die Literaturwelt reist. 


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