Cover des Buches The Uncommon Reader (ISBN: 9783150197622)
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Rezension zu The Uncommon Reader von Alan Bennett

Wunderbar leichtfüßige Geschichte in erschwinglichem Format

von rumble-bee vor 10 Jahren

Rezension

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rumble-beevor 10 Jahren
Ich möchte meine Bewertung ganz klar einteilen und trennen. Denn ich kannte die Geschichte schon - die "Souveräne Leserin", die deutsche Fassung also, gehörte vor wenigen Jahren zu meinen absoluten Lieblingen. Für die Originalausgabe hatte ich mich interessiert, weil bei einer Übersetzung immer viele Feinheiten verloren gehen. Zudem kannte ich die "Rote Reihe" von Reclam noch nicht.

Die Geschichte an sich ist mir immer noch 5 Sterne wert! Die Queen, die plötzlich zur Leserin aus Leidenschaft wird, und damit nicht nur Wohlgefallen erregt - das ist nicht nur eine Hommage an die Literatur, sondern gleichzeitig eine satirische Abrechnung mit dem rigiden Protokoll der britischen Monarchie, und auch mit dem ganzen Zirkus, der um Autoren und die Literatenszene allgemein betrieben wird.

Im englischen Original kommt vieles deutlich besser zur Geltung: die gestelzte Sprechweise der Queen zum Beispiel, mit ihrem königlichen "one". Oder der wunderbar trockene, sarkastische Gatte ihrer Majestät - "Jolly good. Wonders never cease." Was habe ich gelacht! Auch wurden mir die sozialkritischen Anteile der Handlung deutlicher - das übersteigerte Klassenbewusstsein in England beispielsweise, das einem Küchenjungen nicht zutraut, mit der Queen zu verkehren. Oder der Dünkel, der selbst senile, inkontinente Greise noch an ihre Posten und Pöstchen kettet.

Als Produkt, als Buch der "Roten Reihe", bekommt das Buch von mir allerdings einen Stern weniger. Sicher kann man sich fragen, an wen sich die "Rote Reihe" eigentlich wendet. Vermutlich eher an Schüler, auch des günstigen Preis-Leistungs-Verhältnisses wegen. Mich hat das Layout der Seiten manchmal
ein wenig gestört. Die Vokabeln als Fußnoten nahmen oft die Hälfte oder mehr des Raumes ein; das hemmt schon ein wenig den Lesefluss. Ich wüsste allerdings auch nicht, wie man das besser lösen könnte.

Auch das Nachwort hat nicht meine reine Begeisterung hervorgerufen. Es teilt sich auf in Angaben zu Leben und Werk des Autors (zu überblicksartig), und eine reine Nacherzählung der Handlung. Das war für mich überflüssig. Jedoch, wie ich bereits sagte - es mag sein, dass genau dies im Blick auf die Zielgruppe "Schüler" beabsichtigt war. Allerdings ist diese Nacherzählung auch schon wieder so ausführlich, dass vermutlich so mancher bequeme Schüler sein Referat darauf aufbauen wird, ohne das Buch wirklich zu lesen.

Insgesamt überwiegt für mich der positive Eindruck dieses schmalen Bändchens. Jeder Leser, der sich sonst nie an das Original getraut hätte, kann hier mit einfachen (auch finanziellen) Mitteln ein Gespür dafür bekommen, wie das Buch ursprünglich gedacht war. Lesern, die im Englischen "sattelfest" sind, würde ich allerdings eher zu einer normalen Ausgabe raten.
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