Cover des Buches Scar Night (ISBN: 9783442475773)
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Rezension zu Scar Night von Alan Campbell

Todesengel

von StMoonlight vor 10 Jahren

Rezension

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StMoonlightvor 10 Jahren
Die Stadt Deepgate ist keine gewöhnliche Stadt, so wie wir sie kennen. Sie schwebt an 99 Ketten! Unter ihr ein großes Loch. Der Legende nach hat einst Ulcis, der rebellische Gottessohn, dieses verursacht, als er aus dem Himmel stürzte. Auf Grund eben jener Legende werden die Toten durch dieses Loch dem Paris überführt. Allerdings nur wenn die Körper noch eine Seele haben. Sind sie Blutleer ist dies gleichbedeutend mit einer Seelenlosigkeit und der Verdammnis.
Doch auch so ist Deepgate nicht die friedlichste Stadt, denn immer zur Vollmondnachtnacht treibt Carnival, ein abtrünniger Engel, sein Unwesen. Sie saugt den Menschen das Blut aus. - Und wer will schon in die Verdammnis?
Bereits von Anfang an kann sich der Leser ein Bild vor seinem geistigen Auge mache. (Zumindest ging es mir so.) Die Beschreibungen sind sehr detailliert und regen die Fantasie an.
"Scar Night, ein weiblicher Engel, trat hinaus, klein, geschmeidig, in altes vermodertes Leder gekleidet. Die Flügel schimmerten dunkle, als schleppten sie Rauch hinter sich her. Ihr Gesicht war von Narben übersät, [...] Blut lief ihr über Arme und Hände, die genauso vernarbt waren, und die Augen funkelten schwarz wie Gewitterwolken." (S. 13)

Dill ist der letzte lebende Archon (so etwas wie ein Wächter) und steht in den Diensten der Kirche. Dummerweise ist er noch sehr jung und unerfahren als immer mehr blutleere Leichen gefunden werden. Glücklicherweise steht ihm Rachel, eine ungehärtete Spine, zur Seite. Zusammen gehen Sie der Sache auf den Grund. Blöderweise werden Spine verachtet und auch Dill muss erst lernen gegen seine Vorurteile anzukämpfen.

Mr. Nettle, ein Lumpensammler, dessen Tochter Blutleer aufgefunden wurde, streift durch die Stadt. Er sinnt auf Rache und will Carnival töten. Um jeden Preis! Dabei gerät er immer weiter in ein Netz aus Intrigen und bringt sich selbst in große Gefahr.
"Blut enthielt Energie: eine Lebenskraft - oder Seele, wie die Kirche es nannte. Der Bericht beschrieb eine Methode der Extraktion, ein Verfahren, m den Geist vom Blut zu trennen und ihn in einer Flasche zu konservieren. [...] Irgendwo da draußen lief eine Kreatur herum, die genau das tat, und zwar seit Tausenden von Jahren." (S. 196)

Die Geschichte ist sehr düster, immerhin geht es viel um den Tod, kommt auch der Humor nicht zu kurz. Zwar ist er sparsam dosiert, dafür bringt er mindestens ein Schmunzeln.
"Sie strahlte genau die schulmeisterlichere Aura eines Menschen aus, der sich hauptsächlich von Käfern ernährt." (S. 58)

Obwohl es sich um einen Jugendroman handelt hat er an einigen Stellen wirklich Tiefgang. Meine Lieblingsstelle geht nun ausgerechnet um den Tod und die Liebe:
"Ich weiß, dass wir den Tod verabscheuen. Wir schließen ihn weg und denken nicht an ihn, bis er eines Tages in der Kiste klappert und uns daran erinnert, dass er da ist. Für mich kam der Tag, als meine Frau erkrankte. Aber Elizabeth besaß eine makellose Schönheit, die keine menschliche Macht oder die Natur hätten trüben können. Sogar am Ende, als ihre Haut so zerfressen war wie heute die meine, war sie wunderschön - für mich." (S. 199)
So viel Wahrheit steckt darin.... *schnief*

Bei dem Roman "Scar Night" handelt es sich um einen Jugendroman aus dem Bereich Dark Fantasy. Anspruchsvolle Leser sollten sich dies immer wieder bewusst machen, denn der Schreibstil ist auf Jugendliche, nicht auf Erwachsene ausgelegt. Das Buch lässt sich flüssig lesen. Durch die Einteilung in Kaptitel lässt es sich auch einmal an die Seite legen und Tage später an einem "Breakpoint" weiter lesen.

Da die Orte in einigen Kapiteln wechselten war ich irgendwann etwas verwirrt. Eine kleiner Karte mit Zeichnung / Lage wäre hier sicher hilfreich gewesen.

~ Fazit ~

Ein tolles Jugendbuch aus dem Bereich Dark Fantasy, welches nicht nur eine sehr interessante Geschichte bereit hält, sondern auch Tiefgang hat. Die Charaktere sind alle sehr gut ausgearbeitet, so dass man sie beim Lesen förmlich spüren kann. Dennoch: Ich kann nicht so genau sagen woran es liegt, aber mir fehlt das "gewisse etwas". Vielleicht liegt es an der doch eher mangelnden Spannung, da viele Dinge vorausschaubar sind!? Für jugendliche Fantasyanhänger dennoch zu empfehlen.
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