Alan Sillitoe

 3,4 Sterne bei 94 Bewertungen

Lebenslauf

Alan Sillitoe, 1928 als Arbeitersohn in Nottingham geboren, wurde 14-jährig Fabrikarbeiter, dann Funker der Royal Air Force in Malaya; nach Ausbruch einer Tuberkulose verbrachte er über ein Jahr im Sanatorium, wo er zu schreiben begann. Sein erster (zuvor von fünf Verlagen abgelehnter) Roman ›Samstagnacht und Sonntagmorgen‹ machte ihn berühmt, die Erzählung ›Die Einsamkeit des Langstreckenläufers‹ weltberühmt. Alan Sillitoe starb am 25.4.2010 in London.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Alan Sillitoe

Neue Rezensionen zu Alan Sillitoe

Cover des Buches Die Einsamkeit des Langstreckenläufers (ISBN: 9783257204131)

Rezension zu "Die Einsamkeit des Langstreckenläufers" von Alan Sillitoe

Ein LovelyBooks-Nutzer
Millieustudie statt Sportroman

Die Einsamkeit des Langstreckenläufers ist ein Klassiker. Ein Klassiker der sogenannten Protestliteratur. Die 1959 von Alan Sillitoe veröffentlichte Erzählung war zur damaligen Zeit eine Provokation der Kultur des Establishments, als auch der etablierten Literaturwelt. Der 17-jährige Ich-Erzähler Smith ist ein Kleinkrimineller, ein moderner Outlaw, der in seinem eigenen jugendlichen Slang (mehr oder weniger gelungen übersetzt) seine Geschichte erzählt. Smith ist dabei im besten erzählerischen Sinne das, was Karl Marx über das Wesen der Menschen gesagt hat: Sie sind das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse. Smith ist das Produkt eines entfremdenden Kapitalismus, der die Arbeiterschicht als Mehrwertproduzenten braucht aber nicht mehr als Konsumenten. Eine an den Rand der Gesellschaft gedrückte Schicht. Dabei gehörte Sillitoe selbst zu den great unwashed und kann deshalb der Protestliteratur eine glaubwürdige Stimme verleihen.

Man muss Die Einsamkeit des Langstreckenläufers allerdings auch genau so lesen, denn anders funktioniert der Roman heute nicht mehr. Dazu sind die Erzählweise und die Grundgeschichte zu häufig kopiert worden und zu sehr in das kollektive Gedächtnis übergegangen, als das uns Sillitoe heute noch mit seinem Stil überraschen, geschweige denn provozieren könnte. Als Millieustudie, als Rebellion der Außenseiter und auch zum Verständnis selbiger, ist die Erzählung gerade heute vielleicht des Wiederentdeckens Wert, unter leicht veränderten Vorzeichen. Außenseiter produziert der Kapitalismus immer noch, vielleicht mehr als je zuvor, wenn auch nicht mehr als great unwashed, so doch als verlorene Generationen. Was sich in den Köpfen von Außenseitern abspielt, wird sich im Gegenstand des Denkens angepasst haben, im Kern scheint mir Sillitoe hier jedoch ungebrochen aktuell.

Millieustudie statt Sportroman

Die Einsamkeit des Langstreckenläufers mit seinen gerade einmal 96 Seiten ist denn auch mehr soziologisches Fallbeispiel als Unterhaltung. Wer sich darauf einlassen kann, bekommt jedoch auch heute noch eine grandiose Geschichte, die Urgeschichte des Außenseiters, der durch Leistung, vor allem durch Sport, von einem Nobody zum Star werden soll. Das ewige Versprechen, die große Lüge des Kapitalismus, vom Tellerwäscher zum Millionär durch eigene Leistung. Wer sich diesem Diktum unterwirft, der wird sich selbst von den Fesseln der Armut befreien können. So das Narrativ derjenigen, die niemals arm waren. Das Narrativ der herrschenden Klasse. Und während die gesellschaftlichen Normen der Etablierten mit denen der Außenseiter „Krieg führen“, wie es Smith unumwunden meint, wird der Ich-Erzähler wegen seiner kleinkriminellen Vergehen in ein Borstal gesteckt. Eine Mischung aus Erziehungsheim und Jugendstrafanstalt, die in den frühen 80er Jahren des 20. Jahrhunderts abgeschafft wurden. Zwar lag der Fokus auf Erziehung und nicht auf Strafe, aber die autoritären Methoden waren besonders in den frühen Jahren geeignet vor allem Tyrannen und Psychopathen heranzuziehen.

Hier entdeckt der Anstaltsdirektor Smith‘ Talent zum Langstreckengeländelauf. Dieser soll für das Borstal den begehrten Pokal eines Cross Country Laufes gewinnen. Damit dies gelingt darf er ohne Bewachung trainieren und es werden ihm Erleichterungen in Aussicht gestellt, so er denn tatsächlich gewinnt. Sogar eine produktive Eingliederung in die Gesellschaft scheint möglich, da er so gut ist, dass er sogar Profiläufer werden könnte. Die Kollision und der Kampf der unterschiedlichen Wertesysteme und Charaktere nimmt seinen Lauf.

Wer einen Roman über das Langstreckenlaufen erwartet, wird natürlich weitestgehend enttäuscht werden. Auch wenn die Gedankengänge beim Laufen und über das Laufen jedem 10km+ Läufer bekannt sein dürften.

Cover des Buches A Start in Life (The Michael Cullen Novels) (ISBN: 9781504038560)
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Rezension zu "A Start in Life (The Michael Cullen Novels)" von Alan Sillitoe

miss_mesmerized
Alan Sillitoe - A Start in Life

Michael Cullen has to grow up without a father. Already as a young boy he decides to have a better life. Since he always liked reading and as he can show good manners, he is not one to work in a factory and soon he gets his chances in a real estate office. But when he betrays his boss and his girlfriend gets pregnant, he flees his Nottingham working-class background and sets out for London and a better future. On his way, he meets Bill with whom he will be linked over the next years when Michael has times of ups and downs, gets better jobs and worse ones. Since he has nothing to lose, he is not too concerned about other people or his own fate. He is still young, just about to start in life.

Sillitoe’s novel is not a typical coming-of-age novel since Michael is too old for that, but nevertheless I’d classify it as one. The young man not knowing exactly where belongs too – especially since he never got to know his father – only sure of the fact that there must be a better life waiting for him. Blessed with intelligence and charm, he can make use of what he was given and manages to escape the most critical situations. At the same time, it’s a novel of escaping or leaving behind the working-class. Michael is not proud of his background, he despises the working-class and never fits in when he has to do jobs like them. One could feel sympathy for him, for his ambition and the hard work he is ready to do – but Michael Cullen is just a bastard, too reckless and egoistic to be loved by the reader and that he falls into the traps he set up himself, leaves you with a bit of schadenfreude. 

Cover des Buches Samstagnacht und Sonntagmorgen (ISBN: 9783257202304)
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Rezension zu "Samstagnacht und Sonntagmorgen" von Alan Sillitoe

Duffy
Der Klassiker unter den Arbeiterromanen

Das ist die Geshichte des Arthur Seaton, eines jungen Fabrikarbeiters in England nach dem zweiten Weltkrieg. Sie spielt in Abschnitten, die von Montags bis Freitags und von Samstag bis Sonntagabends reichen. Darin gibt es Zeiten für die Maloche und Gedanken an Lust und Liebe, es gibt Vergnügen und Familie, Konflikte und Zerwürfnisse, die allesamt nichts Besonderes, sondern Alltägliches sind. Arthur repräsentiert den Durchschnittstypen der Arbeiterklasse. Doch diese scheinbar so normale Story enthält viele Facetten seines Lebens, die der Arbeiter Arthur in seiner eigener Fabriksprache, die der Pubs und der Straße erzählt.
Man merkt ihr das Autobiografische an, denn so viel Herzenswärme und Zugehörigkeit zu einer Gesellschaftsgruppe lässt sich schwer fiktiv nachempfinden. Stilitoe hat nicht nur einen Insiderroman geschrieben, es ist ihm auch gelungen, das Herz und den Charakter des Fabrikarbeiters seiner Zeit ohne große Kunstgriffe authentisch zu porträtieren. Damit hat er einen Grundstein für die englische Arbeiterliteratur gelegt, die seitdem viele Nacheiferer gefunden hat. Nicht umsonst war die Verfilmung auch ein großer Erfolg. Nicht im Boulevardkino, sondern im Free Cinema.

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