Unter Fans genießen Alan Vannemans zwei Sherlock-Holmes Pastiches einen eher zweifelhaften Ruf. Dabei beginnt die vorliegende Geschichte durchaus spannend: Sherlock Holmes und Dr. Watson werden von einem mysteriösen Auftraggeber mitten in der Nacht an einen unbekannten Ort geladen. Ein Eisenbahnwagon mit verdunkelten Fenstern bringt sie in ein Herrenhaus auf dem Land. Dort erwartet sie eine maskierte Gestalt und bittet sie einen besonderen Auftrag zu übernehmen. Es geht um den österreichischen Thronfolger, der offenbar durch einen Doppelgänger ersetzt worden ist. Dieser plant evtl. Böses und muss gestoppt werden.
Zunächst sorgt Sherlock Holmes erst mal für eine Überraschung, indem es ihm mühelos gelingt, die Identität ihres geheimniskrämerischen Gastgebers zu erraten: Es handelt sich um, den damals noch relativ jungen Winston Churchill. Dieser zeigt sich überhaupt nicht amüsiert, verhält sich äußerst arrogant und behandelt den Meisterdetektiv sogar ziemlich herablassend. Dennoch willigt dieser ein den Auftrag zu übernehmen, denn es droht eine internationale Verschwörung.
Nach diesem stimmungsvollen Auftakt weiß Autor Vanneman allerdings nicht so recht, wie er die Handlung fortführen soll. Nachdem Holmes und Watson Spuren eines Diebstahls und sogar Mordes finden, werden sie von ihrem aristokratischen Auftraggeber zunächst an weiteren Ermittlungen gehindert. Bei dem Toten handelt es sich nämlich um einen unbedeutenden Botenjungen, desen Schicksal die noblen Herren nicht berührt.
Im Folgenden geht es dann um ein junges Straßenmädchen, welches die beiden unter ihre Fittiche nehmen und ihr eine Anstellung bei einer adeligen Dame beschaffen.
Schließlich wird die Detektivtätigkeit wieder aufgenommen, dabei stören ärgerliche Zeitsprünge aber immer wieder den Lesefluss (Weil Sherlock von den britischen Behörden daran gehindert wird ins Ausland zu reisen und auf dem Kontinent zu ermitteln, muss er drei Jahre warten bis er einer Spur folgen kann.)
Irgendwann wurde mir klar, dass es Alan Vanneman eher um Gesellschaftskritik ging als darum eine spannende Kriminalgeschichte zu erzählen. Im Endeffekt gelingt ihm aber auch dies nicht. Die Kritik an der britischen Klassengesellschaft kommt viel zu plump daher. Die Figur Churchills wird so negativ dargestellt, dass es scheint, als hätte der Autor eine persönliche Fehde mit dieser historischen Gestalt auszufechten. Im Endeffekt sorgen die schlecht durchdachte Handlung und das viel zu plakative Wedeln mit dem moralischen Zeigefinger dafür, dass der Roman ein eher frustrierendes Leseerlebnis bietet.