Rezension zu "Über den Geist hinaus" von Alan Watts
Ich lese Alan Watts sehr gerne. Auch wenn es eine schon sehr für das amerikanische Publikum der 60er und 70er Jahre zugeschnittene Perspektive ist, so finden sich bei ihm doch immer wieder sehr interessante und inspirierende Interpretationen von Buddhismus und Daoismus.
"Über den Geist hinaus" ist nun aber eines der schlechteren Bücher von Watts. Wobei man sagen muss, dass Alan Watts dieses Buch nie geschrieben hat. Es handelt sich um Vorträge, die auf Tonband aufgezeichnet wurden und von seinem Sohn später herausgebracht wurden. Dementsprechend fehlt eine kritische Durchsicht von Watts selbst und es finden sich zahlreiche Redundanzen, da sich vieles in den Vorträgen wiederholt.
Die Vorträge bzw. hier Kapitel glänzen mit Esoterik, die sich sonst bei Watts in Grenzen hält. Natürlich hat er eine individuelle Interpretation, eine sehr verwestlichte Deutung der ostasiatischen Philosophien und Religionen, aber hier wird es abschnittsweise hanebüchen. Man wird auch das Gefühl nicht los, dass Watts zum Zeitpunkt der Vorträge noch überhaupt nicht so recht wusste, worüber er überhaupt redet. Viele Phrasen, viele absichtliche Verschleierungen, unbelegte Behauptungen mit Offenbarungscharakter. Also all das, was er eigentlich ablehnte.
Zahlreiche Seiten sind geprägt von einem schlichten und einfallslosen Nihilismus. Zwar meint er es nicht so, aber er gibt sich auch nicht die geringste Mühe, es anders zu bewerten. Einerseits will er kein Guru sein, vernebelt aber alle Klarheiten, um ein spirituelles Mysterium zu erzeugen. Wer Watts als Meisterersatz sucht, wird hier sicherlich fündig. Allen anderen sei z.B. Watts "Der Lauf des Wassers" empfohlen (Watts letztes Buch, vollendet von einem Freund), welches die gleichen Themen behandelt, aber wesentlich besser geschrieben ist.