Rezension zu "Die Medusa-Chroniken" von Stephen Baxter
und was er über gut 800 Jahre hinweg erlebt. Von Kapitel zu Kapitel finden Zeitsprünge statt. Eine zentrale Rolle spielt Zeit seines Lebens der Planet Jupiter mitsamt seinen "Medusen" genannten Bewohnern.
Falcon selbst ist für mich kein großartiger Charakter, kein faszinierender Mensch - bzw. wie viel Mensch oder Menschlichkeit steckt eigentlich noch in ihm? Er lebt unabsichtlich ungewollt als geliebte und gehasste Bekanntheit sowie als Außenseiter dahin, bleibt etwas stereotyp mürrisch-eigenbrötlerisch. Er existiert als Anker in diesem Buch, als Bezugspunkt, als roter Faden an dem entlang die interessant-spannende Story geknüpft ist. Man merkt, dass er bzw. seine (Weiter-)Entwicklung nicht das zentrale Anliegen der Autoren ist.
Die Maschinen sind egoistische A*löcher über deren Motive man eher wenig erfährt, aber das ist ok, so "undurchsichtig" werden sie oft gezeichnet, manchmal auch aus Faulheit. Die Menschheit bleibt immer gleich bzw. verändert sich bis auf ein paar positive Ausnahmen nur wenig und das passt mit meiner bescheidenen Meinung über sie zusammen. Die zweitgrößte und -stärkste zwischenmenschliche Dynamik entsteht interressanterweise zwischen dem "Roboter"führer Adam und Falcon selbst. Die größte zwischen dem Cyborg Falcon und seiner Ärztin, die ihn ebenfalls über die Jahre hinweg stoisch begleitet. Ansonsten fliegen die Jahre an Falcon vorbei wie die Menschheit und hier wird seine Distanz zu bzw. Entfremdung von jener verständlich. Diese Dynamiken zwischen diesen wenigen Figuren und ein ausufernd-eskalierender Krieg tragen dazu bei, dass das Buch gefällt.
In erster Linie aber bekommt der Roman von mir den 5. Stern für den Jupiter und was Adam und Falcon dort passiert, was sie erfahren dürfen, was sie bis auf die letzten Seiten allesamt erleben. Dort habe ich den sense of wonder gefunden. Die beiden genialen Autoren haben eine Kurzgeschichte von Clark weitergedacht.
Erinnerungen an 2001-Odyssee im Weltraum wurden wach.