Rezension
Sokratesvor 13 Jahren
Das Buch - mit dem Camus den Nobelpreis gewann - konnte mich überhaupt nicht überzeugen. In einer Bar trifft der für den Leser anonym bleibenden Zuhörer auf Anwalt , der ihm freimütig aus seiner Arbeit erzählt. Er spricht über den Sinn seiner Arbeit, den Sinn von Strafe, die - so meint er - Notwendigkeit von Verbrechern, um die allgemeine Norm zu wahren. Camus gestaltet sein Buch als langen, fortwährenden Monolog des Anwalts; Reaktionen des Zuhörers werden nicht eingebunden. - Mich hat der Roman schon nach knapp 30 Seiten irgendwie gelangweilt. Eine wirklich wichtige und nachvollziehbare Botschaft wollte sich nicht herauskristallisieren; in Ansätzen sind Existenzialismus und Nihilismus - die Camus klassischerweise verkörperte - sichtbar, kommen aber nicht in der Perfektion zum Tragen wie bspw. im 'Mythos von Sisyphos'. 'Der Fall' bleibt 'lahm', mit einem Hang zur Bedeutungsschwere, der aber nicht erfüllt werden kann. Deshalb für mich eine enttäuschende Lektüre, insbesondere ein enttäuschender Klassiker von Camus.