Cover des Buches Der Fremde (ISBN: 9783942656276)
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Rezension zu Der Fremde von Albert Camus

Der Fremde - Albert Camus

von RoteChiliSchote vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Sehr beeindruckend! Trotz der Nüchternheit, entfacht dieses Buch einen unheimlichen Sog.

Rezension

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RoteChiliSchotevor 10 Jahren
Inhalt:

Der Roman erzählt die Geschichte des jungen Algeriers Meursault, der durch einen Zufall zum Mörder wurde und sich dafür vor dem Gericht verantworten muss.
Meursault ist ein etwas sonderbarer Mensch. Das Buch ist aus seiner Perspektive geschrieben und so merkt der Leser schnell, dass Meursault keine Gefühle wie Trauer oder Liebe empfindet. Ihm ist die Welt relativ gleichgültig, aber er kommt zurecht und ist damit nicht unglücklich.
Durch die Bekanntschaft mit einem zwielichtigem Mann, wird er eines Tages am Strand zum Mörder und kommt ins Gefängnis. Mit der Verurteilung des Angeklagten endet auch das Buch.

Eigene Meinung:

Mir gefällt dieser kurze Roman ausgesprochen gut. Man muss sich auf den Charakter Meursaults einlassen und versuchen die Welt aus seinen Augen zu betrachten was zugegeben nicht leicht ist.
Meiner Ansicht nach geht es in dem Roman nicht so sehr um die Geschichte, als viel mehr um die Aussage und Camus These dahinter. Dieser Roman gilt nicht umsonst als einer der Haupttexte des Existenzialismus.
Es ist schwierig das näher auszuführen ohne denjenigen, die das Buch noch nicht gelesen haben, etwas vorweg zu nehmen.
Man kann es vielleicht so ausdrücken: Meursault ist einer ganz anderen Auffassung als die Menschen in seiner Umgebung. Für seine eigene Existenz sind ihm die gesellschaftlichen Konventionen absolut unbedeutend. Es ist ihm egal, welchen Beruf er wählt, welche Frau er sich nimmt, ob seine Mutter stirbt und ähnliches, da er einzig und allein dazu bestimmt ist, am Ende die Welt wieder zu verlassen. Diesem Prinzip nach lebt er auch.
Ein Zitat dazu:

"Abends hat Marie mich abgeholt und hat mich gefragt, ob ich sie heiraten wollte. Ich habe gesagt, das wäre mir egal, und wir könnten es tun, wenn sie es wollte. Sie hat dann wissen wollen, ob ich sie liebte. Ich habe geantwortet wie schon einmal, dass das nichts heißen wollte, dass ich sie aber zweifellos nicht liebte."
S. 57


Durch diese Auffassung, die er in seinem Prozess auch so zur Geltung bringt, wird seine Tat von den Richtern und Anwälten in eine ganz neue Sphäre katapultiert, in der es fraglich ist, ob noch ein wirklich fairer Prozess stattfindet. Mildernde Umstände oder Notwehr werden allein wegen des "gleichgültigen" Charakters Meursaults ausgeschlossen.

Aufgefallen ist mir, dass die meisten Personen, mit denen Meursault mehr Kontakt pflegte, als Zeugen weiterhin hinter Meursault gestanden haben. Marie, mit der Meursault ein Verhältnis hat, hat so beispielsweise nach wie vor behauptet, dass sie die Absicht hat Meursault zu heiraten.

Fazit:

Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt. Trotz der Nüchternheit des Protagonisten zieht es den Leser in einen gewissen Sog. Es ist zwar angenehm zu lesen, allerdings keineswegs leichte Kost!
Man muss sich auf jeden Fall auf den Existenzialismus, der vom Protagonisten verkörpert wird, einlassen können um dieses Buch zu mögen.

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