Monsieur Chabre ist ein wohl situierter, langweiliger Mann in den Vierzigern. Seine Hauptsorge ist, dass seine hübsche junge Frau trotz unermüdlicher Versuche nicht schwanger wird. Der Arzt rät ihm zu einer "Muschelkur" und sofort greift Chabre, der Muscheln eigentlich verabscheut, den Vorschlag auf und reist mit seiner Frau in einen langweiligen kleinen Badeort am Atlantik.
Während er mit Todesverachtung seine Muscheln isst, freundet sich der schüchterne Hector mit dem Ehepaar an. Bei gemeinsamen Ausflügen zum Meer, bei denen der zimperliche Chabre immer in respektvollem Abstand zum Wasser bleibt, kommen die beiden jungen Leute sich direkt unter den Augen des Ehemann näher ...
Die pointierte Erzählung Die Muscheln von Monsieur Chabre unterscheidet sich von Zolas großen Romanen durch den leichten und fröhlichen Ton und das Fehlen der Dramatik, die man bei diesem Thema in einer Geschichte aus dem 19. Jahrhundert erwarten würde. Mit wachsender Schadenfreude beobachtet man als Leser den ahnungslosen Monsieur Chabre und ist am Ende nur traurig, dass die Geschichte so kurz ist.
Albert Gier
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Monsieur Chabre kann keine Kinder bekommen, sein Geld vermehrt sich jedoch scheinbar ohne große Mühe. Doch wozu so viel Geld, wenn kein Erbe es je erhalten kann? - Chabre's Arzt schlägt nun dem Ehepaar vor, ein paar Tage an der See zu verbringen. Was der Vorschlag hintersinnigerweise bezweckt, bleibt zunächst offen. Denkt er tatsächlich, dass aus medizinischen Überlegungen für die "Zeugungsfähigkeit" des Patienten durch Seeluft und Muscheln-Essen eine Verbesserung eintritt, oder spekuliert er gar darauf, dass die junge Madame Chabre (Anfang Zwanzig, hübsch...) einen jungen Verehrer findet, der das Erben-Problem für Chabre "löst"? - Genau in diese Richtung tendiert die Erzählung Zolas, ganz sachte, mehr zwischen den Zeilen... Knapp, mit herrlicher Sprache, frisch wie das Meer, beschwingt, nicht melancholisch wie alle sonstigen Romane Zolas. Ein Kleinod.
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