Im Oktober 1951 sitzt Albert Thelen in Amsterdam in einer kleinen schäbigen Wohnung und schreibt am Manuskript der „Insel des zweiten Gesichts“. Seine Frau Beatrice verdient den kargen Lebensunterhalt des Paares, indem sie für einen großen niederländischen Buchversand arbeitet. Per Anruf wird Thelen, der ausgiebig aus dem Portugiesischen ins Niederländische übersetzt hat und in beiden Sprachen zu Hause ist, gebeten, einen Rechtsgelehrten aus Brasilien unter seine Fittiche zu nehmen. Der Juraprofessor aus Curitiba soll beim internationalen Schiedsgericht in Den Haag an einer Tagung auftreten und braucht für seine Zeit in den Niederlanden einen Dolmetscher und Cicerone. Thelen sagt zu, und das Buch schildert die Tage, die das seltsame Paar dann in Amsterdam und Den Haag miteinander verbringen wird.
Um knapp 800 Seiten zu füllen, muss Thelen in bewährter Manier seine Einschübe, Abschweifungen, Gedanken, Anekdoten und Klöntjes einstreuen, vom Hundertsten zum Tausendsten kommen, wie er das schon bei der "Insel" so großartig vorgeführt hat.
Für mich ist der Bahßetup ein schallender Beleg dafür, welchen Anteil Zufälle an literarischen Ereignissen haben. Albert Thelen ist und bleibt ein kluger Causeur, ein begnadeter Plauderer, mit unterhaltsamen Geschichtchen, deren Vorrat bestimmt noch für weitere tausend Seiten reichen würde. Aber um von „leicht nervig bis ganz nett“ zu „grandios und genial“ zu kommen, braucht er jenen genius loci und genius temporis, den ihm Mallorca 1931 geschenkt und Amsterdam 1951 verwehrt hat. Schade eigentlich.
ausführliche Rezension unter
https://nicolailevin.wordpress.com/2023/02/27/der-schwarze-herr-bahsetup-albert-vigoleis-thelen-sehr-gut-aber-leider-enttauschend/