Auf "Pompeji - die größte Tragödie der Antike" habe ich mich im Vorfeld sehr gefreut. Der Klappentext verspricht eine historische Rekostruktion der Ereignisse rund um den Untergang von Pomeeji. Diese Rekonstruktion bekommt man auch. Herr Angela geht dabei sehr akribisch und detailiert vor. Wir lernen historische Begebenheiten kennen und haben später eine genaue Vorstellung, wie das Leben in der antiken Stadt so war. Wie war der Alltag, wie die gesellschaftlichen Hirarchien? Wie sah die Stadt überhaupt aus? Wie wurde Brot gebacken? Welche Menschen lebten dort? Wir haben im Anschluss ein sehr klares (architektonisches und gesellschaftliches) Bild vor Augen. Manchmal hat man auch das Gefühl, gerade selbst durch die Gassen von Pompeji mit ihren Säulen und Villen zu schlendern.
Leider erfahren wir nicht nur, was die die Pompejianer den lieben langen Tag so getrieben haben, sondern auch, mit wem sie es getrieben haben und wie sie auf´s Klog gegangen sind. Der Autor übertreibt es meiner Meinung nach in so mancher Passage mit seiner Akribie. Dadurch zieht sich der Weg, hin zum interessantesten Aspekt der Geschichte, der Untergang der Stadt, leider extrem in die Länge. Daran ändern auch die sich ständig wiederholenden "Cowntdowns" nichts, mit denen Signore Angela jedes zweite Kapitel seiner Erzählung beendet und die mich durch ihren repetetiven Charakter irgendwann ziemlich kalt lassen.
Mein zweites Problem mit dem Buch ist, dass es dem Autor völlig misslingt, seinen Charakteren Leben einzuhauchen. Vor allem über Rectina erfahren wir zwar viele oberflächliche Dinge, doch sie wird zu keinem Zeitpunkt wirklich lebendig. Sie ist eine Person wie alle anderen auch. Dieser Makel verwundert, schafft es der Autor doch auch an anderer Stelle, dem Leser ein lebendiges literarisches Bild zu malen. Auch dass man über die anderen Figuren so überhaupt nichts nennenswertes in Erfahrung bringt außer ihre Namen und ihre gesellschaftliche Stellung, ist bedauerlich.
Der letzte Abschnitt des Buches, ich nenne ihn an dieser Stelle den großen Ausbruch, ist hingegen wieder sehr detailreich geschrieben. Wir lernen hier, wie sich diese Tragödie wirklich abgespielt hat und dass die postmodernen Beschreibungen à la Kino und TV damit herzlich wenig zu tun haben. Immerhin räumt das Buch hier mit einigen Mythen rund um Pompeji auf
Fazit: Das Buch hat einige Schwächen, aber auch definitiv Stärken, weshalb ich Drei Sterne vergebe und es Menschen mit Fabel für Historie und die Antike ans Herz lege. Alle anderen müssen einen langen Atem haben, den das Buch zieht sich zwischenzeitlich wirklich in die Länge.