Alejandro Zambra

 3,6 Sterne bei 34 Bewertungen
Autor von Bonsai, Ferngespräch und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Einer der bedeutendsten lateinamerikanischern Autoren der Gegenwart: Alejandro Zambra wurde 1975 in Santiago de Chile geboren. Dort schloss er 1997 sein Hispanistik-Studium am Instituto Nacional General José Miguel Carrera an der Universität von Chile ab und wurde dafür mit einem Stipendium ausgezeichnet, das ihm sein Masterstudium an der Universität von Madrid ermöglichte. Zurück in Chile promovierte er anschließend in spanischer Literatur an der Universidad Católica. Heute leitet er den Studiengang Editionswissenschaften an der Diego Portales-Universität in Santiago de Chile. Außerdem betätigt er sich regelmäßig als Literaturkritiker für namenhafte spanischsprachige Tages- und Wochenzeitungen, wie das chilenische El Mercurio, das spanische El País oder das Satiremagazin The Clinic. Zambras literarischer Durchbruch gelang ihm 2006 mit seinem Debütroman „Bonsai“. Dieser erschien in zwanzig verschiedenen Ländern und ist neben der englischen Übersetzung seit 2015 auch in deutscher Sprache bei Suhrkamp erhältlich. Das erfolgreiche Debüt wurde mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet und unter der Regie von Christian Jiménez für die Leinwand adaptiert. Die Uraufführung des Films fand 2011 bei den Filmfestspielen in Cannes statt. Zu den wichtigsten Veröffentlichungen gehört beispielsweise auch der Roman „Die Erfindung der Kindheit“, der 2012 auf Deutsch erschien. Außerdem schreibt Zambra Gedichte, die in Gedichtbänden wie „Mudanza“ (2003) veröffentlicht wurden, sowie Essays. 2013 erschien auch eine Kurzgeschichtensammlung mit dem Titel „Mis documentos“.

Alle Bücher von Alejandro Zambra

Cover des Buches Bonsai (ISBN: 9783518424803)

Bonsai

(27)
Erschienen am 07.03.2015
Cover des Buches Ferngespräch (ISBN: 9783518425954)

Ferngespräch

(2)
Erschienen am 08.05.2017
Cover des Buches Die Erfindung der Kindheit (ISBN: 9783518423349)

Die Erfindung der Kindheit

(2)
Erschienen am 13.08.2012
Cover des Buches Fast ein Vater (ISBN: 9783518429716)

Fast ein Vater

(1)
Erschienen am 20.06.2021
Cover des Buches Multiple Choice (ISBN: 9783518428313)

Multiple Choice

(1)
Erschienen am 12.11.2018
Cover des Buches Nachrichten an meinen Sohn (ISBN: 9783518432372)

Nachrichten an meinen Sohn

(0)
Erscheint am 19.05.2025
Cover des Buches Bonsai (ISBN: 9783941004696)

Bonsai

(1)
Erschienen am 23.07.2015

Neue Rezensionen zu Alejandro Zambra

Cover des Buches Bonsai (ISBN: 9783518424803)
KarenAydins avatar

Rezension zu "Bonsai" von Alejandro Zambra

KarenAydin
Der Rest ist Literatur:

Ich liebe es, wenn Autoren einen ganz individuellen und besonderen Einstieg in ihr Werk wählen. Bonsai beginnt mit einem fetten Spoiler:

 „Am Ende stirbt sie, und er bleibt allein, doch allein war er schon mehrere Jahre vor ihrem Tod, vor dem Tod Emilias. Sagen wir, sie heißt oder hieß Emilia, und er heißt, hieß und heißt immer noch Julio. Julio und Emilia. Der Rest ist Literatur:“

Der Plot ist nebensächlich, der Autor fasst ihn schon zu Beginn zusammen, weil der Leser wissen muss, dass es nicht um die Handlung geht. Die Personen sind austauschbar, sie heißen hier Julio und Emilia, doch im Grunde geht es um Liebe und Literatur. Eine große Liebesgeschichte im Miniaturformat. Ein Bonsai. Wenn ich „Bonsai“ nachschlage, so lerne ich, dass es eine Art der Gartenkunst sei, bei der Sträucher und Bäume in kleinen Gefäßen zur Wuchsbegrenzung gezogen und ästhetisch durchgeformt werden. Und genau das ist hier der Fall. Ein winziges, wunderschönes Meisterwerk mit einem ganz besonderen, eigenwilligen und individuellen Stil. Ein Bonsai hört außerhalb seines Gefäßes auf zu existieren und Julio und Emilia existieren nur im begrenzten Rahmen dieses Romans.

Es geht also um Emilia und Julio, zwei Literaturstudenten in Chile und um ihre Liebesgeschichte, die nur beginnt, weil Julio behauptet, Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ gelesen zu haben, das siebenbändige Werk des französischen Autors. Emilia hat es selbst nicht gelesen.

„Mit der Zeit, die nicht lange, aber ausreichend war, vertrauten sie einander ihre intimeren Wünsche und Sehnsüchte an, ihre Maßlosen Gefühle, ihr kurzes übertriebenes Leben. Julio offenbarte Emilia Dinge, die man nur seinem Psychologen erzählt und Emilia machte Julio rückwirkend zum Komplizen jeder einzelnen Entscheidung, die sie im Laufe ihres Lebens getroffen hatte.“ (23)

„Seitdem vögelten sie eifrig miteinander, in fremden Wohnungen und in Motels, wo die Betttücher nach Pisco Sour rochen. So vögelten sie ein Jahr lang, ein Jahr, das ihnen kurz vorkam, auch wenn es lang war (…)“ (27)

Sie lesen gemeinsam Gedichte und Kurzgeschichten und finden immer wieder Passagen, die sie erotisieren, um einen Aufhänger zu haben, um zu vögeln. Sie lesen Romane und sie spielen Rollenspiele. Doch, wie bereits zu Beginn geschrieben, ist ihre Beziehung nicht von Dauer. Julios Liebe zu ihr schon, denn sie speist sich aus der Sehnsucht. Im zweiten Teil vermischen sich Geschichten, ist dies der Roman, ist es der Roman, den Julio abtippt oder doch der Roman, den er selbst im zweiten Teil des Romans schreibt?

Für wen ist dieser Roman etwas? 

Ich würde diesen Roman jemandem schenken, in den ich verliebt bin. Wenn er ihn nicht mag, dann ist sein Herz tot, wenn er ihn nicht versteht, dann ist sein Hirn tot, wenn er ihn nicht erotisch findet, ist seine Hose tot.  

Es ist ein kleines schmales Büchlein, das man in einer Stunde lesen kann, eines, das man gut verschenken und mitnehmen kann auf eine Zugfahrt, oder an den Strand, es ist ein Buch, das nachhallt, das man lesen kann und lange darüber nachdenken und diskutieren kann.

Cover des Buches Fast ein Vater (ISBN: 9783518429716)
Jorokas avatar

Rezension zu "Fast ein Vater" von Alejandro Zambra

Joroka
Fast ein guter Roman

Es beginnt mit einem starken Einstieg. Als ich das erste Drittel des Buches lass, war ich völlig von den Socken: Ein meisterlicher Stil und eine außergewöhnliche und gute Geschichte. Faszinierend, wie der Autor die Beziehung zwischen Stiefvater und Stiefsohn schildert. Ein Genuss zu lesen. Innovativ und auch zu Herzen gehend.

Wo kam der Bruch?

Ich glaube, schon zum Ende dieser Erzähleinheit. Doch ganz gewiss ab Seite 198. „Poetry in motion“. Plötzlich waren die chilenischen Dichter im Fokus und der erwachsene Stiefsohn, der auch zu ihnen zu zählen ist. Wohin ist der schöne Schreibstil verschwunden? Wohin der schöne Fluss der Erzählung?

Ich machte weiter, aber mit weniger Muse. Es kamen Passagen, wo mir bei all den unbekannten Namen leicht schwindelig wurde. Auch bei der erneuten Begegnung zwischen den anfänglichen Hauptfiguren zum Ende hin, hat der Roman aus meiner Sicht leider nicht mehr die Kurve bekommen.

Fazit: Kein wirklich schlechter Roman. Aber mal wieder ein Beispiel dafür, dass Herr Reich-R. doch recht hat, dass ein gutes Buch nicht über 150 Seiten hinausragen muss. Was soll das mit dieser Nebenhandlung von Pru? Schade, schade, schade ...

Cover des Buches Bonsai (ISBN: 9783518424803)
letusreadsomebookss avatar

Rezension zu "Bonsai" von Alejandro Zambra

letusreadsomebooks
Roman im Bonsai-Format

Am Ende stirbt sie, und er bleibt allein, doch allein war er schon mehrere Jahre vor ihrem Tod, vor dem Tod Emilias. Sagen wir, sie heißt oder hieß Emilia, und er heißt, hieß oder heißt immer noch Julio. Julio und Emilia. Am Ende stirbt Emilia, Julio stirbt nicht. Der Rest ist Literatur.

So beginnt der äußerst kurze Roman Bonsai, der 90 Seiten umfasst, es ist keine Novelle, eher schon eine Erzählung. Aber eigentlich ist es ein Roman, ein kurzer, ein Bonsai-Roman sozusagen. Schon am Anfang erzählt uns Zambra, wie es ausgehen wird, und sehr viel geschieht nicht zwischendurch. Julio und Emilia lernen sich kennen und lieben, ihre Beziehung bricht auseinander, Emilia zieht fort. Julio versucht, sie zu vergessen, doch das kann er nicht. Emila stirbt, Julio lebt weiter, Zambra will seine Geschichte zu Ende bringen,

aber Julios Geschichte hat kein Ende, das ist das Problem.

Julio und Emilia lernen sich an der Universität kennen, sie sind jung, lieben die Literatur und beginnen ihre Beziehung mit der Lüge, beide hätten natürlich schon Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeitgelesen. Ihre eigensinnige Liebelei dauert eine Weile an und sie lesen sich nachts, als Vorspiel, gegenseitig die großen Literaten vor: Darío, Perec, Carver, Nietzsche, irgendwann auch Proust. Die Geschichte, die ihre Liebe endgültig verändern soll, ist die Erzählung „Tantalia“ von Macedonio Fernández. Sie erzählt von einem Paar, das sich eine kleine Pflanze als Zeichen ihrer Liebe zulegt. Mit der Pflanze soll auch ihre Liebe sterben. Nach dieser Lektüre bemerken Emilia und Julio, dass auch ihre Liebe nicht mehr dieselbe ist wie zuvor.

Kurz bevor Emilia sich mit Julio einließ, hatte sie beschlossen, fortan mit niemandem mehr Liebe zu machen, sondern nur noch zu vögeln wie die Spanier, ‚follar‘ nannten sie es, nichts mehr von wegen bumsen, mit jemandem schlafen und ficken schon gar nicht. Das ist ein chilenisches Problem, sagte Emilia damals mit einer Ungeniertheit zu Julio, die sie nur im Dunkeln entfaltete, natürlich flüsternd: Das ist ein Problem von uns jungen Leuten in Chile, wir sind zu jung, um Liebe zu machen, und wenn du in Chile nicht Liebe machst, kannst du blöoß ficken, aber mit dir würde ich das ungern tun, mir wäre lieber, wir würden auf gut Spanisch vögeln.

„Tantalia“ begleitet Julio nach Emilias Verschwinden aber noch weiterhin. Er behauptet, Jahre später, gegenüber einer anderen Geliebten, dass er für einen bekannten Schriftsteller dessen neuen Roman abzutippen soll, in welchem der Protagonist erfährt, dass seine Jugendfreundin gestorben ist. Damals hätten sich die beiden einen Bonsai gekauft, als Zeichen ihrer Liebe, doch sie trennten sich und später erfährt er von ihrem Tod. Da wäre er wieder, der Bonsai. Der titelgebende Bonsai, der schon in der Erzählung „Tantalia“ die tragende Rolle spielt, nun von Julio selbst in seinen eigenen Roman eingespannt wird, und – ebenfalls von Julio – als Erinnerungsstück an Emilia herangezüchtet wird. Der Bonsai als wiederkehrendes Element der Verbindung zwischen zwei Liebenden. Gleichzeitig verknüpft Zambra mehrere Metaebenen: er selbst wurde von „Tantalia“ zu Bonsai inspiriert, ebenso wird Julio von „Tantalia“ zu seinem Roman inspiriert. Gleichzeitig ist „Tantalia“ aber auch die Geschichte von Julio und Emilia, und auch Julios Roman spiegelt ihre Liebesgeschichte – ohne Happy End – wider. Grandios verbindet Zambra diese verschiedenen Ebenen miteinander.

Dann weißt du nicht, wovon ich rede, kennst diesen Impuls nicht. Das Schreiben auf dem Papier, das Geräusch des Bleistifts löst einen Impuls aus. Das seltsame Gleichgewicht zwischen Ellbogen, Hand und Bleistift.

Alejandro Zambras Bonsai ist ein reduzierter Roman, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Er ist präzise, aber dennoch auf seine ganz eigene Art eindringlich. Auch wenn nicht viel geschieht, ist es die im Zeitraffer erzählte Liebesgeschichte von Julio und Emilia, von ihrem unausweichlichen Untergang, die diesem kleinen Büchlein, dem Miniroman, dem Bonsai-Roman, einen besonderen Zauber verleiht.

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Zusätzliche Informationen

Alejandro Zambra wurde am 24. September 1975 in Santiago de Chile (Chile) geboren.

Alejandro Zambra im Netz:

Community-Statistik

in 59 Bibliotheken

auf 14 Merkzettel

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