Der etwas andere Blick auf Autismus
Mich hat „Autismus mal anders“ sofort in seinen Bann gezogen. Knauerhase schreibt einfach, authentisch, autistisch!
Er erklärt in einer klaren, bildhaften Sprache wie er seinen persönlichen Autismus erfahren hat und erfährt. Er schreibt aus der Zeit vor der Diagnose über seine Jugend und Erlebnisse aus der Schule und wie er sein Studium mit der Diagnose meistern konnte.
Knauerhase betont, dass es seine eigenen Erlebnisse und Empfindungen sind. Er beschreibt „seinen“ Autismus. Manches von dem was er beschreibt, kann verallgemeinert werden. Doch sagt er ganz klar, dass es wichtig ist, sich den einzelnen Menschen mit Diagnose Autismus anzuschauen und genau zu sehen wie er tickt, wie er seinen Autismus empfindet. Denn Autisten sind Menschen, die durch geschwächte Reizfilter nicht unerhebliche Beeinträchtigungen erleben. Um diese Reize auf ein erträgliches und lebbares Maß zu reduzieren, müssen Autisten viel Kraft und Energie aufwenden. Die daraus entstehenden Verhaltensschemata sind nur die äußerlichen Merkmale, die die Umwelt sieht.
Autismus ist etwas besonders Individuelles!
Mit konkreten Beispielen läßt er uns hinschauen, WAS ein Autist gerade braucht und was hilfreich im Umgang mit diesem ist. Er entschuldigt das Verhalten eines Autisten nicht, sondern erklärt wie es zu Stande kommt.
Dieses Hinschauen, eine Sache von verschiedenen Seiten betrachten und wertfrei sich darüber Gedanken machen, habe ich ebenfalls als ein absolutes Plus empfunden. Mir wurde eine andere Sichtweise auf Autismus ermöglicht.
Knauerhase macht klar: Autismus ist keine Krankheit, sondern eine Beeinträchtigung ein Leben normal zu führen. Doch wenn der Autist sein Umfeld so gestalten kann, dass seine persönlichen Rahmenbedingen so optimal wie möglich sind, kann er ein gutes Leben führen.
Autismus wird nicht schön geredet. Auch kritische Töne schägt Knauerhase an. So sagt er:
„Ist Autismus ein Freischein dafür, sich alles erlauben zu dürfen? Ich denke nicht! Vieles lässt sich vielleicht mit Autismus begründen, aber eben nicht entschuldigen.“ Zitat aus Seite 118
Therapien müssen nicht teuer sein, um gut zu sein!
Oder anders gesagt: Eine gute Therapie schaut, was der Autist braucht! Im Kapitel „Therapie: Wenn Delfine wiehern, bellen und schnurren“ beschreibt Knauerhase, dass Tiere auch für Autisten hilfreiche Therapie-Partner sein können. Und diese Therapien müssen nicht teuer sein. Ein eigenes Haustier bewirkt im gewohnten Umfeld des Autisten schon mal Wunderbares!
Wer weg von stereotypen Sprüchen über Autismus will und sachlich klare Informationen sucht, der sollte dieses Buch lesen. Auch Humor kommt nicht zu kurz. Dies ist oft schon in den Sinn-spielenden Überschriften zu erkennen. Und erst die Texte am Ende jeden Kapitels mit der Überschrift Gedanken! Dort finden Sie tiefgründig, klar und auf den Punkt Gebrachtes.
Fazit: Das Buch ist absolut lesenswert! In leichtverständlichen Bildern spricht Knauerhase präzise und klar über das Thema Autismus. In sieben Hauptthemen finden sich Antworten auf Fragen rund um ein Leben als Autist. Mein Verständnis von Autismus ist heute ein fazettenreicheres.