Rezension zu "Komm zu mir und verpiss dich" von Alessia Santina Longo
Mit diesem Buch hat Alessia Santina Longo ein Buch geschrieben, dass seine Tiefe mit jeder Seite ein Stück mehr offenbart. Während die Autorin zunächst in einer Art Gedankenstrom berichtet, was ihr durch den Kopf geht, welche Gefühle sie hat und was die psychische Erkrankung mit ihr macht, beginnt das Buch ab der Mitte, eine minutiöse und schonungslose Selbstreflektion über die Entstehungsgeschichte der psychischen Erkrankung und das soziale Gefüge zu werden, in dem die Autorin aufwächst. Das Beeindruckende liegt dabei in der Radikalität, mit der die Schülerin das System Familie, ihrer Familie, seziert und fast schon weise beleuchtet, was in den Jahren nach dem Schicksalsschlag Ihres Vaters mit der einst so heilen Familienwelt passiert. Den absoluten Höhepunkt erreicht für mich das Buch schließlich an der Stelle, an der Longo einen Brief an ihren Vater veröffentlicht, in dem sie klar ausdrückt, was sie fühlt und auch, was sie wütend macht.
Geht man davon aus, und davon ist auszugehen, dass dieses Buch Schüler, Verwandte und ja auch die Eltern der Autorin lesen werden oder gelesen haben, so ist der Mut, mit dem Alessia Santina Longo in ihrem Buch ihr Innerstes nach Außen kehrt gar nicht genug zu bewundern.
Dabei beweist sie schon so, allein durch die öffentliche Auseinandersetzung mit dem stigmatisierenden Thema psychische Erkrankung, eine Courage, die nur als Vorbild dienen kann.
Eine unbedingte Kaufempfehlung!