Cover des Buches Fast ein bisschen Frühling (ISBN: 9783701712861)
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Rezension zu Fast ein bisschen Frühling von Alex Capus

Rezension zu "Fast ein bisschen Frühling" von Alex Capus

von gottagivethemhope vor 13 Jahren

Rezension

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gottagivethemhopevor 13 Jahren
Waldemar Velte und Kurt Sandweg wissen: daheim in Wuppertal wollen und können sie nicht bleiben. Also wollen sie nach Indien. Gar nicht so leicht 1933. Trotzdem machen sie sich auf den Weg. Das nötige Reisegeld beschaffen sie sich durch einen Banküberfall in Stuttgart. Bis Basel immerhin schaffen sie es, wo sie auf Dorly und Marie treffen. Gerne würden sie bleiben, aber das Geld wird knapp und damit der nächste Banküberfall fällig… Selten ist mir eine Rezension so schwer gefallen wie diese. Was soll man auch schreiben, wenn man auch nach einer ganzen Woche nachdenken noch immer nicht weiß, was für ein Buch man da gelesen hat!? Eine halbfiktive Road-Movie Krimi-Dokumentation gepaart mit ein bisschen Romantik und ein bisschen Zeitgeiststudie vielleicht. Und das alles auf nur 160 Seiten. Denn den Kriminalfall “Sandweg und Velte” hat es tatsächlich gegeben. Viele Versuche (nach eigener Aussage von Alex Capus genau 22) und über zehn lange Jahre hat der Autor gebraucht um aus Realität und Fiktion eine Geschichte zu spinnen, die einerseits sehr nüchtern und dokumentarisch, andererseits aber auch eindringlich und unglaublich spannend daher kommt. Der schnelle Wechsel vieler verschiedener Erzählperspektiven tut sein Übriges. Keine der Personen in Capus Roman wirkt zufällig platziert, jede hat ihren eigenen Platz und ihre eigene Geschichte, die zumindest kurz angerissen wird. Nicht alle der Geschichten werden bis ins letzte Detail erzählt, aber das ist erstens auf 160 Seiten schlicht unmöglich und zweitens auch eigentlich gar nicht nötig. “Fast ein bisschen Frühling” ist ein gegensätzliches Buch. Man spürt die Melancholie der beiden fern der Heimat von noch mehr Ferne träumenden jungenhaften Freunde Waldemar und Kurt. Man spürt aber genauso die kaltblütige Wut und den unbändigen Hass der beiden letztlich an ihrer eigenen Verzweiflung zu Grunde gehenden Bankräuber. Der Autor beschönigt nichts, vermeidet es Stellung zu beziehen zu den Verbrechen seiner Protagonisten. Das muss der Leser dann schon für sich selbst tun. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung und 5 Sterne für einen kleinen, aber sehr feinen Roman. Leider offenbar im Moment vergriffen ist der bereits 2002 im Residenz Verlag erschienene Doppelband aus “Fast ein bisschen Frühling” und einem “Buch zum Buch”, das zusätzlich eine CD mit den Original-Tango-Aufnahmen von Willi Kollo enthält, die Waldemar und Kurt bei Dorly erstanden haben. http://gottagivethembooks.wordpress.com/2011/10/09/fast-ein-bisschen-frhling-alex-capus/
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