Rezension zu "Alexander Beljajew: Der Amphibienmensch" von Alexander Beljajew
Man kann es einen „Klassiker“ der Science Fiktion nennen. Wem das zu groß ist, der nennt es das Urwerk der sowjetischen Phantastik. Die Erzählung kehrt das Frankenstein-Motiv um. Der im 1. Weltkrieg traumatisierte Chirurg gibt sein Bestes, um Kranke und Verletzte zu retten überschreitet dabei aber alle Grenzen, indem er Teile von Tieren verpflanzt. Einem Jungen pflanzt er Kiemen ein. Damit wird der zum Jagdobjekt für einen Schiffseigner eines Perlentaucherkutters. Der Junge verliert letztlich seine amphibische Fähigkeit und kann im Wesentlichen nur noch unter Wasser weiterleben und damit ohne seine erste, große und u.U. einzige große Liebe. Dem Schicksal, als gefangener Meeresteufel für den Perlenkapitalisten Sklavenarbeit zu leisten entgeht er aber auch.
Die Geschichte ist einfach und klar erzählt. Der Autor zeichnet dabei ein Milieubild von einer Gegend in der Nähe von Buenos Aires, wo er nie war. Was mir als Nachteil vorkommt, sind die überzogenen Familienbeziehungen – also wer nicht verwandt ist, steht zumindest im Pflegekindverhältnis – und der Horrorzoo des Chirurgen, der heute jeden Tierschützer auf den Plan rufen würde. Eines jedoch gelingt Beljajew ausgezeichnet: Man fiebert mit dem Ichthiander mit, man versteht seine Qualen der unverstandenen und nicht zu verwirklichenden Liebe, man versteht sogar Surito, den Bösewicht, der ja auch nur sein Stück Glück festhalten will, wie er es versteht und Christo, der letztlich ein Vertrauen gerade bei dem behält, den zu betrügen er losgezogen war.
Wahrscheinlich wollte Beljajew sagen: Schaut her! So eine Welt haben wir gerade überwunden. Hier aber war er zu optimistisch ...