Die Geschichte zog mich schnell in ihren Bann, zum einen durch einen sehr schönen Schreibstil und zum anderen durch eine ganz besondere, geheimnisvolle Atmosphäre. Detaillierte Beschreibungen der Umgebung ließen zudem das London der damaligen Zeit richtig lebendig und spürbar werden. Überhaupt empfand ich den Schreibstil wunderbar bildreich und hatte so immer wieder tolle Bilder im Kopf. Je nachdem, was gezeigt wurde, war das natürlich auch mal gefährlich, denn was sich z. B. in der Unterwelt abspielte, war nicht immer schön anzusehen , dafür aber dann um so eindringlicher im Kopf . Eine wilde Verfolgungsjagd bot zudem tolles Kopfkino und das Finale erzeugte eine intensive magische Atmosphäre mit einer Bilderflut, die mich richtig mitriss. Dazu blitze auch immer wieder Humor durch, was mir natürlich auch sehr gut gefiel.
Die Personen waren sehr unterschiedlich und alle auf ihre Art sehr eigen. Niobe, ursprünglich aus Indien hatte für mich gleich eine besondere Ausstrahlung und Präsenz und sie und ihr Ziehvater erinnerten mich nicht nur zufällig an die Fernsehserie 'Mit Schirm, Charme und Melone'. Frans, der holländische Ingenieur strahlte vor allem Selbstbewusstsein aus und wirkte damit nicht immer sympathisch, trotzdem mochte ich ihn irgendwie. Royle war dagegen etwas unnahbar und trug sein ganz eigenes Drama mit sich herum. Auf seine Tatkraft konnte man sich aber verlassen. Diese drei Figuren passten so gar nicht zusammen und das merkte man auch. Trotzdem hatte ich immer ein ruhiges und zuversichtliches Gefühl, wenn sie zusammentrafen, auch wenn es eher einem erzwungenen Treffen zwischen einem Löwe, Tiger und Leopard glich, die nicht so wirklich was miteinander anfangen können und wollen.
Die Handlung und die Figuren waren von Anfang an sehr rätselhaft, wie auch die Motive der jeweils hinter ihnen stehenden Organisationen. So wurde die Geschichte immer im Wechsel aus der Sicht der drei Hauptpersonen Niobe, Frans und Royle erzählt. Auf diese Weise erfuhr der Leser immer nur das, was diese selbst herausfanden und erlebten und das war immer noch verwirrend genug, auch wenn man nun denken könnte, man bräuchte diese Informationen nur zu bündeln.
Parallel verlief noch ein Erzählstrang aus der Vergangenheit, bzw. Tagebuchaufzeichnungen einer in Indien stattgefundenen Expedition, die immer wieder neue Erkenntnisse zu den aktuellen Geschehnissen und Personen brachten und sich mehr und mehr damit zu verbinden schienen. Die Tagebucheinträge brachten dazu noch eine zusätzliche besondere Atmosphäre in die Geschichte, denn sie erinnerten ein bisschen an Indiana Jones und boten mit unheimlichen Todesfällen und altem Götterglauben ein spannendes Setting, mit einer mysteriösen Verbindung zu den aktuellen Geschehnissen, und damit zu weiteren wilden Spekulationen anregte. Aufmerksames Lesen und Kombinieren war also auf jeden Fall von Vorteil und machte vor allem sehr, sehr viel Spaß.
Mir zumindest hat es richtig viel Spaß bereitet, mich mit den geheimnisvollen Artefakten, den Kristallen und Steinen mit ihren geheimnisvollen Kräften, den unterschiedlichen besonderen Begabungen und den seltsamen Organisationen im Hintergrund zu beschäftigen. Die Geschichte bot viel Platz für eigene Interpretationen und Spekulationen und führte den Leser aber doch gefühlsmäßig in die richtige Richtung, wenn auch nicht alles am Ende eindeutig erklärt wird. Das gefiel mir richtig gut, denn so ich habe dieses Buch nicht einfach runtergelesen, sondern mich intensiv damit beschäftigt. Selbst, wenn ich gerade nicht am Lesen war, drehten sich meine Gedanken sehr oft um die Handlung. Und das hat nicht nur etwas damit zu tun, dass ich es in einer Leserunde las, denn auch dann beschäftige ich mich unterschiedlich stark mit den jeweiligen Geschichten, aber bei diesem Buch waren meine Grübeleien besonders intensiv. Es war für mich definitiv ein ganz tolles Buch, das mir ein ganz besonderes Leseerlebnis bot, und den Roman noch einmal zu lesen, wird sich auf jeden Fall lohnen.