Rezension zu "Escape from Furnace - Lockdown" von Alexander Gordon Smith
Da man als Leser die Geschichte aus den Augen von Alex erlebt, erfährt man leider relativ wenig oder eigentlich gar nichts über die Hintergründe des Gefängnisses. Man weiss zwar, dass Furnace aufgrund von zunehmenden Jugenddelikten vor einigen Jahren gegründet wurde, aber weshalb sich niemand darüber wundert, dass Jugendliche ein Leben lang ins Gefängnis gesteckt werden und/oder keinen Besuch von aussen erhalten (dürfen?), blieb mir ein Rätsel. Und genau das war der einzige Kritikpunkt, der mich am Buch gestört hat. Bis zuletzt bleiben nahezu alle Fragen ungeklärt, die sich im Laufe dieses ersten Bandes ergeben. Da es sich aber um eine 5-teilige Reihe handelt, hoffe ich, dass man in den Fortsetzungen mehr über Furnace und den geheimnisvollen Gefängnisdirektor erfährt. Und trotzdem fand ich es ein wenig seltsam, dass Alex und seine Freunde kaum Fragen dazu gestellt haben, was mit ihnen angestellt wurde. Vermutlich gibt es keine rationale Erklärung dafür, weshalb die Männer mit ihren Gasmasken verwachsen sind oder wie diese deformierten, teils menschenähnliche Hunde entstanden sind, aber nimmt man die Umstände dann trotzdem, ganz ohne Neugierde so hin? Natürlich leben die Insassen unter täglicher Angst, aber ich an ihrer Stelle hätte das ganze System vermutlich mehr hinterfragt - gerade wenn Alex Zellengenosse schon seit Jahren in Furnace steckt und mehr mitgekriegt hat. Ich hätte ihn an Alex Stelle mit Fragen bombardiert. Das hat mir bei Lockdown leider ein bisschen gefehlt. Es war fast so, als würde alles einfach als gegeben hingenommen werden – und gerade Alex, der ja unschuldiger weise im Gefängnis gelandet ist, sollte doch viel mehr Fragen nach dem Warum stellen.
Wenn ich den Vergleich mit der eingangs gemachten Randnotiz noch aufnehmen will, dann kann ich sagen, dass die Empfehlung sehr zutreffend ausgefallen ist. Der Umstand, dass es sich um ein Gefängnis für Jungs handelt und sich dort ein ganz eigenes Leben, abseits der Aussenwelt, abspielt, hat mich sehr an "Maze Runner/die Auserwählten" erinnert. Die Brutalität war dagegen eher etwas, das ich von der Vollendet-Reihe kannte. Insgesamt war Lockdown aber deutlich grausamer, gewalttätiger und barbarischer als andere Jugendbücher, am ehesten vielleicht noch vergleichbar mit "Battle Royale". Dem Autor gelingt es wirklich fantastisch, die düstere Stimmung aus dem Gefängnis einzufangen und eine Atmosphäre voller Beklommenheit beim Leser auszulösen.
Das Buch endet schliesslich in einem spannenden Cliffhanger, der einem nichts anderes übrig lässt, als möglichst bald zum zweiten Band zu greifen.
Fazit: Ein fesselnder, temporeicher Reihenauftakt für eine insgesamt 5-teilige Reihe um ein Jugendgefängnis, in dem Gewalt und Brutalität an der Tagesordnung stehen. Das Buch ist ein richtiger Pageturner und man fiebert als Leser die ganze Zeit mit dem Protagonisten Alex mit, der unschuldig in dieses grausame Gefängnis gesteckt wurde. Das Buch wirft viele Fragen zu den Hintergründen und Abläufen des Gefängnisses und dessen Direktor auf, die leider allesamt (noch) nicht beantwortet werden. Trotzdem, oder gerade deshalb, werde ich die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen. 4 Sterne gibt es von mir aufgrund kleinerer Schwächen von mir für diesen Reihenauftakt.