Rezension zu "Erwin Kostedde" von Alexander Heflik
‚Deutschlands Pelé', der ‚braune Bomber‘, so wurde Erwin Kostedde zu seinen erfolgreichsten Zeiten als Fußballprofi genannt, ein gefeierter Publikumsliebling, der am Ball alles konnte. Den Lobgesängen standen aber immer wieder rassistische Beschimpfungen gegenüber, die schlimmsten hörte er schon als jugendlicher Fußballer, nicht auf dem Spielfeld von seinen Gegenspielern, sondern von deren Eltern am Spielfeldrand.
Mit Empathie und gebotener Distanz schreibt Alexander Heflik, Sportchef der Westfälischen Nachrichten in Münster, ein sensibles Portrait von Erwin Kostedde. Nach jahrelangem Kontakt und etwa 70 Interviews legt Heflik ein Buch vor, das mehr ist als nur die Dokumentation einer Fußballer-Karriere.
Kostedde wurde 1946 geboren. Seine Mutter kam aus Münster, sein Vater war ein amerikanischer GI. Erwin Heinrich Kostedde, so der vollständige Name, wuchs mit sechs älteren Halbgeschwistern, deren Vater im Krieg gefallen war, in Münster auf. Die Suche nach Erwins Vater, über den seine Mutter geschwiegen hatte, beschäftigte später sogar den Herald Tribune, erfolglos.
Nach einer Kindheit und Jugend mit Heimaufenthalten und abgebrochenen Lehren setzte Kostedde auf den Fußball; mit dem Ball konnte er gut umgehen, mit dem verdienten Geld weniger gut. Bei dubiosen Anlagen setzte er es in den Sand. Sein Leben ist ein Auf und Ab. Der berufliche Übergang zur Trainerkarriere misslang. Außerhalb des Fußballs schaffte er es nicht, seinen Platz zu finden. Den Tiefpunkt erlebte er in der Untersuchungshaft 1990, aufgrund seiner Hautfarbe festgenommen für einen Raubüberfall, den er nicht begangen hatte. Fast ein ganzes Jahr später wurde er freigesprochen und mit nur einem minimalen Schadenersatz abgefunden.
Alexander Heflik hat ein Buch über den Menschen Erwin Kostedde geschrieben, dem große Aufmerksamkeit zu wünschen ist. Ein Fünf-Sterne-Buch auch für Leserinnen und Leser, denen die Abseitsregel im Fußball ein ewiges Rätsel bleibt!