> Ein derartiger Erfolg beim ersten Roman ist außergewöhnlich und selten. Hast du an Kursen zum kreativen Schreiben teilgenommen, um deine eigenen Schreibfähigkeiten zu verbessern oder auszubauen. Oder war es ein spontanes Drauflosschreiben?
Es gab tatsächlich einen Moment, in dem ich einfach drauf los geschrieben habe – in einer Unterrichtsstunde auf einem Collegeblock, da war ich 15 Jahre alt. Da entstand die Rohversion von „Real Me“. Mit 16 Jahren habe ich dann alles auf den PC gebracht und den ersten Band abgeschlossen. Ich habe natürlich auch viele Bücher gelesen und geschaut, wie andere ihre Geschichten erzählen und mich mit anderen Jungautoren auf www.hierschreibenwir.de ausgetauscht. Aber ein richtiges Coaching hatte ich nicht.
> Was war bisher das schönste, was das schlimmste Feedback zu deinem Buch?
Es gab einige sehr nette Nachrichten von Jugendlichen, die „Real Me“ berührt hat und die das Lesen genossen haben. Das sind für mich auch immer unglaublich schöne Momente, wenn so eine Nachricht über Facebook kommt, weil man da ja nicht mit rechnet. Übrigens gefällt nicht nur Jugendlichen mein Buch, sondern auch Erwachsene fühlen sich durch „Real Me“ wieder an ihre Jugend erinnert, wie ich bereits erfahren habe. All diese Reaktionen zeigen mir dann, wie sehr sich die Jahre der Arbeit gelohnt haben. Hin und wieder gibt es auch konstruktive Kritik und Anregungen, die ich aber immer gerne aufnehme und mich damit auch auseinandersetzte.
> Interessant ist natürlich auch die Schreibtechnik, die ein junger Autor verfolgt. Gibt es irgendwelche Tipps und Tricks zur Verbesserung der Ausdrucksweise? Wie schreibst du überhaupt: ganz klassisch am PC, von Hand oder gar an ungewöhnlichen Orten? Zu welchen Zeiten bist du besonders kreativ?
Mittlerweile bin ich ein klassischer Laptop-Schreiber, wenn es um das Tippen einer Story geht. Spontane Ideen schreibe ich mir auf irgendwelche Zettel und mache mir Notizen im Handy. Manchmal passen sie dann zu einem Buch oder einer Kurzgeschichte, an der ich arbeite, manchmal wandern sie in den Ideen-Fundus. Übrigens gehöre ich zu den Menschen, die auch unter der Dusche plötzlich eine super Idee haben können – aber da habe ich den Notizblock nie dabei. Komischerweise bin ich bei Regen und Gewitter sehr kreativ und schreibe da auch gerne. Wenn draußen die Blitze zucken und der Regen plätschert, fliegen meine Finger besser über die Tastatur.
> Und welche Ratschläge würdest du jemandem geben, für den du jetzt ein neues Vorbild geworden bist?
Ich glaube, alle Autoren ticken und arbeiten ganz unterschiedlich – deshalb sind generelle Tipps schwer. Aber auf jeden Fall sollte man mit offenen Augen durchs Leben gehen und offen für neue Ideen sein. Und natürlich: An seine Träume glauben, wenn man von seinem Talent und seinem Können überzeugt ist.
> Ist es dir schwer gefallen, sich in die Erlebnis- und Gefühlswelt der einzelnen Figuren einzufinden? Der Text lebt ja gerade aus einem Wechsel unterschiedlichster Perspektiven.
Stimmt, bei „Real Me – Die Suche nach dem wahren Ich“ gibt es immer wieder wechselnde Erzähler, wobei John doch sehr dominant seine Sicht und seine Erlebnisse schildert. Schwierig war es aber nicht, weil ich ja wusste, wie sich die Figur in der Handlung fühlt. Denn sie agiert und „lebt“ ja auch, wenn ich aus Johns Perspektive erzähle.
> Das eigene Buch auf der Buchmesse. Wie fühlt sich das an? Hast du deinen Erfolg gebührend gefeiert?
Das sind solche Wow-Gefühle, die für ein breites Grinsen auf meinem Gesicht sorgen. Vor ein paar Jahren habe ich den Verlagen dort noch „Real Me“ angeboten, nun steht es da. Es dauert immer ein wenig, bis ich das dann wirklich realisiert habe. Aber nach dem Wow-Gefühl ist vor dem nächsten Wow-Gefühl und das bedeutet eben auch: weiter arbeiten.
> Neben deiner Tätigkeit als Autor gehst du zusätzlich noch einem Studium nach. Wie schafft man es, beides zu vereinbaren ohne dass ein Bereich vernachlässigt wird?
Das fragen mich tatsächlich viele. Die vier „Real Me“-Bände habe ich ja alle neben der Schule und dem Abitur geschrieben, was darunter auch nicht gelitten hat. Zwei weitere Bücher neben dem Studium. Zudem war ich noch über ein Jahr Chefredakteur des medienkritischen Blogs media-bubble.de und habe noch allerhand andere Sachen gemacht. Das geht nur mit einem guten Zeitmanagement und To-Do-Listen, die immer auf meinem Schreibtisch liegen. Anders funktioniert das nicht.