Rezension zu "Posttraumatische Belastungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen" von Alexander Korittko
M.Lehmann-PapeKlar strukturierte und umfassende Darstellung des Themas
„Weil Kinderhirne so leicht formbar sind, sind sie auch so leicht verformbar, oft sogar so sehr, dass es dem Kind später nicht mehr gelingt, die ins einem Gehirn angelegten Potenziale, seine Talente und Begabungen zu entfalten“.
Ist dies der Fall, finden sich „Störungsbilder“ als, oft, Folgen „einer oft mehrfachen Traumatisierung“.
Mehr und mehr ist dieses Gebiet in den letzten Jahrzehnten betrachtet, erforscht worden, mehr und mehr haben sich therapeutische Formen entwickelt, um diesen Störungsbildern entgegen zu arbeiten und, so weit wie möglich, den Heranwachsenden wieder Zugang zu konstruktiven Entwicklungen zu ermöglichen.
Wobei eines wichtig und zentral ist (und in diesem sehr hilfreichen Buch zum Thema grundlegend von Bedeutung ist):
„Statt Diagnosen zu stellen, sollte dann nach vergangenen Traumatisierungen gesucht werden“.
Und das möglichst früh, denn gerade weil das Gehirn in den jungen Jahren noch so formbar ist, hat eine Behandlung desto mehr Erfolg, je früher im Leben sie stattfinden kann.
Eine Überzeugung und aus der Praxis gewonnene Einsicht, die Korittko seinen (immer „nah am Kind“, nah am „Problem“ verfassten) Hinweisen, Einsichten und der Darstellung der praktischen Möglichkeiten als Grundlage auf den Weg gibt:
„Wer gelernt hat, in schlechten Zeiten zu überleben, kann auch umlernen, was erforderlich ist, um in guten Zeiten zu überleben“.
Dabei stellt sich das Buch in erster Linie (nach einer sorgsamen theoretischen Grundlegung) als ein umfassender und breiter „Interventionskatalog“ dar, der in jeder Phase die vielfachen praktischen Erfahrungen des Autors widerspiegelt und dem Leser für die eigene Praxis für fast jede denkbare Situation und (fast) jedes mögliche auftretende Störungsbild klare Erkenntnisse und Methoden an die Hand gibt.
Ausgehend davon, was die Störung bedeutet über eine sehr differenzierte und umfangreiche Betrachtung vorhandener Erklärungsmodellen und möglicher Therapieansätze leitet Korittko überzeugend über zum systemtherapeutischen Vorgehen und in den Kern der „Ressourcenorientierung“ des systemischen Ansatzes.
Vielfach folgen dann in zwei Hauptteilen die Interventionsmöglichkeiten bei, zum einen, „innerfamiliären Traumatisierungen“ und, zum anderen, „außerfamiliären Traumatisierungen“, wobei Korittko sehr klar den Familienverbund als jenen Ort ansieht (auch wenn dort die Traumatisierungen entstanden sind), in dem die therapeutische Arbeit übergreifend sich vollziehen sollte (soweit das irgendwie möglich ist).
Mit einem Blick auf erprobte, unterstützende Maßnahmen (inklusive medikamentöser Therapien) schließt Korittko seine umfassenden Betrachtungen ab.
Insgesamt bietet das Buch eine solche Vielfalt an Erkenntnissen, Erfahrungen und umgehend umsetzbaren Methoden, dass zum einen eine hohe Motivation beim Leser entsteht, sich noch intensiver im Rahmen des systemischen Denkens der Arbeit mit traumatischen Störungen zuzuwenden und zum anderen umgehend viele der dargestellten Instrumente und Interventionsmöglichkeiten übernommen werden können.
Alles in allem ein Werk, das schon jetzt als eines der Standardwerke zum Thema bezeichnet werden kann.