„Ich halte absolute Vernunft der Menschheit für eine Utopie.“ (S.7)
Zum Inhalt:
Die Erde ist nach dem von Menschenhand verursachten Super-GAU durch das HAARP-Experiment ( siehe „Der erste Versuch“) auf einem guten Weg sich zu erholen – zumindest soweit es die Natur anbelangt. Ähnliches könnte auch der empfindlich geschrumpften menschlichen Gesellschaft beschieden sein, deren Mangel v.a. jener an technischen Fachkräften zu sein scheint.
Doch erneut bewahrheitet sich jenes eherne Gesetzt, das der Mensch aus seiner Geschichte nur eines lernt, nämlich, dass er nichts aus ihr lernt. „»Die Leute sind eingebettet in Harmonie, Selbstzufriedenheit und staatlich stimulierter Aufbaueuphorie.«“ (S.74) So kann man einen nicht unerheblichen Teil der neuen Zivilisation beschreiben. Ressourcen sind noch aus den Altbeständen der Untergegangenen „Alten“ vorhanden. Materielles stellt keinen wirklichen Engpass dar. Und doch sind es schon wieder ideologisch motivierte Zwistigkeiten, die entzweien.
Überschattet wird all dies zudem noch durch eine zufällige Entdeckung, deren Endgültigkeit ernüchtert: ein Asteroid befindet sich auf direktem Kollisionskurs mit der Erde und könnte – einem schlechten kosmischen Scherz gleichend – der Menschheit nun endgültig den Garaus machen. Selbst Angesichts dieser Herausforderung, gelingt es nicht Unzufriedene, ewige Nörgler, ja sogar gewaltbereite Demagogen an einen Tisch zu bringen.
So ist der Ausgang dieses Wettlaufs gegen die Zeit trotz hohem Einsatz einiger Weniger und den durchaus fundierten Ideen welche von unterschiedlichsten Akteuren zusammengetragen werden mehr als fraglich…
Fazit:
Alexander Kröger zeichnet in seinem Roman „Nimmerwiederkehr“ eine recht nüchterne, man könnte sogar versucht sein zu behaupten desillusionierende Sicht einer Menschheit, die – knapp dem ersten selbsverschuldeten Untergang entronnen – nicht wirklich essentiell dazugelernt hat. Vor allen was persönliche Animositäten, politisches Machtdenken und Manipulation von Massen anbelangt beschleicht den Leser immer wieder ein Déjà-vu mit bitterem Beigeschmack.
Im Gegensatz zur Natur, die sich, vom Menschen nicht mehr kontrolliert, in weiten Teilen erholt hat, gelingt es der menschlichen Rumpfgesellschaft scheinbar nur marginal wirklich neue zukunftsträchtige und tragbare Ideen zu entwickeln und auch umzusetzen. Selbst angesichts einer erneuten Bedrohung – diesmal durch ein kosmisches Ereignis – gelingt es nicht, individualistische Tendenzen, subversive Machtfantasien oder schlicht bürokratische Hürden hintanzustellen resp. zu überwinden.
Der Mensch als soziales Wesen kann scheinbar nicht aus seiner Haut. Zu sehr hat man scheinbar überwundenes verinnerlicht und nimmt es jeden Tag, jeden Weltuntergang, erneut mit, sozusagen als Basisprogramm menschlich-gesellschaftlichen Scheiterns. Auch wenn immer wieder von globalem Zusammenhalt und Aufbaustimmung geredet wird, so lässt sich der Eindruck nicht abschütteln, dass die Spezies Mensch wohl nicht unbedingt jenes Skillset aufweist, welches ihr das Überleben vereinfachen oder gar erst ermöglichen würde.
Zum Buch:
Nachdem es sich bei Band 11 der Alexander-Kröger-Werkausgabe (AKW) um ein in Verarbeitung wie Aufmachung identes Buch, abgesehen vom Coverbild, wie bei Band 20 „Chimären“ handelt, sei hier auf ebendiesen für die Buchbeschreibung verwiesen.
Alexander Kröger
Alle Bücher von Alexander Kröger
Das Kosmodrom im Krater Bond
Souvenir vom Atair
Der erste Versuch
Die Marsfrau
Chimären
Expedition Mikro
Antarktis 2020
Sieben fielen vom Himmel
Neue Rezensionen zu Alexander Kröger
»Den Teufel werden sie [spätere Generationen] fragen, was wir heute darüber gedacht haben mögen. Moral, Ethik? Wann hätten sie in der Geschichte jemals eine Rolle gespielt, wenn es um Macht, Profit und Ruhm ging. Und man muss auch stets Fragen, um wessen Moral es geht und welcher Epoche sie verhaftet ist.«
Zum Inhalt:
Die Schichten im Kohletagbau sind für Fritz Hegemeister alles andere als abwechslungsreich. Der Trott ist für alle noch verbliebenen Arbeiter im Revier derselbe – und nicht wenigen gefällt diese Kontinuität, sichert sie doch einen bei weitem nicht mehr so sicheren Arbeitsplatz. Hegemeister ahnt nicht, welchen Wirbel das Stück Blech, das der Zahnkranz der Schaufel am Ausleger seines Baggers zutage fördert, lostreten wird.Schon bald stellt sich das Artefakt, eingebettet in das Millionen Jahre alte Kohleflöz, als ein Flugobjekt außerirdischen Ursprungs heraus. Die Ereignisse beginnen sich – zuerst im Verborgenen, dann, als es nicht mehr zu verheimlichen ist, unter Einbezug der Öffentlichkeit – zu Überschlagen. Und dies keinesfalls in rein positiver Sicht. Zu allem Überfluss wird aus dem silbernen Raumer der Leichnam eines der beiden aufgefundenen Extraterraner entwendet, um mit dessen Hilfe den Versuch zu wagen, die Besucher erneut zum Leben zu erwecken.
So machen sich offizielle, sowie wesentlich dunklere Quellen, versucht aus teils egoistischen, teils durchwegs heeren wissenschaftlichen Beweggründen – oder einer Kombination aus beiden – daran, den Wissensstand rund um den nunmehr erbrachten Beweis intelligenten außerirdischen Lebens zu Ruhm und/oder zu Geld zu machen. Nicht selten ist es das träge Procedere der offiziellen Stellen, welches dabei helle Köpfe in dunkle, illegale und höchst fragwürdige Entscheidungsszenarien drängt. Und selbst wenn es gelänge Leben aus den Überresten der seit Äonen verschütteten raumfahrenden Besucher zu erschaffen, wie würde es mit den Menschen interagieren? Wie wären seine Anschauungen? Wer würde prägender sein: Umwelt oder Genetik? Würde eine gelingende Integration, ein fruchtbares Miteinander überhaupt möglich sein? Oder wären es Dankbarkeit, Aggression oder gar Resignation über die Einsamkeit, welche die Fremden in ihrem Handeln prägen würde…?
Fazit:
Alexander Kröger versucht sich in diesem Text u.a. an einer Auseinandersetzung mit der Frage nach der ethischen Aufgabe und Verantwortung von Wissenschaft angesichts einer einmaligen Gelegenheit. Einer Gelegenheit zum einen das Wissen der Menschheit sprunghaft zu erweitern, zum anderen jene der persönlichen Profilierung und nicht zuletzt schlicht materiellen Bereicherung seiner Schlüsselfiguren. Angesichts dieser moralisch ethischen Implikationen, für die auch Kröger keine finalen Antworten beanspruchen will, gerät das Szenario des ersten Kontaktes mit einer Außerirdischen Lebensform beinahe zu einer Nebenhandlung. Es liest sich die Geschichte streckenweise einem Krimi nicht unähnlich.Auch im vorliegenden Buch erkennt der Leser die zentralen Themenstränge und „Steckenpferde“ des Autors wieder. Seien es nun die Bedenken gegenüber Gentechnik, bzw. des unverantwortlichen Einsatzes derselben, das Potential welches er in assimilierenden Nutztieren sieht (so zu finden u.a. auch in „Die Marsfrau“ ), sowie eine durchwegs pragmatisch nüchterne Sicht auf den Menschen als nicht zwingend stets sozial denkendes und handelndes Wesen.
Lässt man sich auf teils etwas gewagten – v.a. in biologischen Belangen – Prämissen der Handlung ein, entsteht ein durchwegs runder Erzählverlauf. Aus meiner Sicht nicht der beste der bisherigen Ausgaben aus der Alexander-Kröger-Werkausgabe (AKW), aber jedenfalls lesenswert.
Zum Buch:
Nachdem es sich bei Band 11 der Alexander-Kröger-Werkausgabe (AKW) um ein in Verarbeitung wie Aufmachung identes Buch, abgesehen vom Coverbild, wie bei Band 20 „Chimären“ handelt, sei hier auf ebendiesen für die Buchbeschreibung verwiesen.„»Das zweite Leben«, sagte Helen gedankenvoll. »Es beginnt, wie ein Leben beginnen muss: Von vorn! An uns wird es wohl liegen, etwas darauf zu machen.«“ (S.243)
Zum Inhalt:
Die Erde ist jene, die nach dem HAARP-Experiment zurückblieb: eine ohne Menschen – oder fast ohne. Solche nämlich, die sich unter schützenden Gesteins- oder Wassersäulen befanden blieben zu ihrem eigenen Erstaunen verschont, will heißen am Leben.
Den Anhängern einer Vereinigung, welche sich darauf spezialisiert hatte, Menschen in Stase über lange Zeit schlafend am Leben zu erhalten, um sie in einer von den Schlafenden selbst gewählten fernen Zukunft wiederzubeleben, hatten genau dieses zweifelhafte Glück: sie überlebten und werden nun sukzessive von der Automatik, die ihre Stasiskammern überwacht geweckt.
So entsteht ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus Männern und Frauen, in dem jeder seine Historie vor dem „Schlafexperiment“ mitbringt. Nachdem sich keiner an der Oberfläche entweder an die Menschen zu erinnern scheint oder sie der Gesellschaft schlicht und einfach egal zu sein scheinen, beginnt ein Suchen der Erwachten nach Möglichkeiten aus dem stillgelegten Bergbau, der ihre Schlafmaschinerie beherbergte, einen Weg nach Oben, in eine unbekannte Freiheit zu finden.
Im Wesentlichen entspinnt sich die Handlung aus ebendieser Motivation: dem Erreichen der Oberfläche. Auf dem Weg kommen die durchwegs realistisch gehaltenen Szenarien – hier glänzt der Autor mit seiner Erfahrung in Sachen Bergbau, war er in seinem Brotberuf doch ausgebildet auf diesem Gebiet – den Protagonisten stets als physische wie auch psychische Hindernisse in den Weg. Gekennzeichnet ist die von Kröger entworfene Gemeinschaft dabei, bis auf wenige Ausnahmen, von Zusammenhalt, der nicht nur – aber auch – auf Druck der äußeren Umstände entsteht resp. aufrecht erhalten wird.
Würde man es überspitzt formulieren wollen, könnte man sagen: der Weg ist das eigentliche Ziel der Erzählung. V.a. dann, wenn der Leser – Vorsicht Spoiler-Alarm ! – das Ende nach der Lektüre des Vorgängerbandes mehr als nur erahnen kann. Dieses Ziel kulminiert in der Passage: „›Das zweite Leben – jetzt ist es‹, dachte sie [Helen], und ihr war, als sei sie neu geboren – gereift, emporgestiegen aus dem dunklen Schoß, als habe sie in größter Bedrängnis und Qual, den Weg nach außen bewältigt – zu Licht und Wärme.“ (S.216)
Fazit:
Die Geschichte ist kein Ausbund an Spannung, die Handlung relativ überschau- und vorhersehbar, was jedoch ihren Charme ausmacht, ist die Ausarbeitung des Miteinanders von unterschiedlichsten Charakteren, wie sie Alexander Kröger entworfen hatte und wie er eine solche Konvergenz anhand der Umstände für möglich erachtete.
Bei manchen ebendieser Charaktere fehlt – aus meiner Sicht – trotz der 244 Seiten und erheblicher narrativer Möglichkeiten das Quäntchen Tiefe, Dimensionalität, die sie glaubwürdig(er) und nicht so flach erscheinen hätte lassen. In Kombination mit dem Band „Der erste Versuch“ zweifelsohne eine unterhaltsame Lektüre, aber ebenso zweifelsfrei nicht der Weisheit letzter Schluss. Hier hatte Kröger schon besser Erzählungen verfasst.
Zum Buch:
Nachdem es sich bei Band 9 der Alexander-Kröger-Werkausgabe (AKW) um ein in Verarbeitung wie Aufmachung identes Buch, abgesehen vom Coverbild, wie bei Band 20 „Chimären“ handelt, sei hier auf ebendiesen für die Buchbeschreibung verwiesen.
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