Cover des Buches 44, Scotland Street (ISBN: 9783453431928)
TheSaints avatar
Rezension zu 44, Scotland Street von Alexander McCall Smith

Schottisches Leben in Fortsetzungen

von TheSaint vor 6 Jahren

Rezension

TheSaints avatar
TheSaintvor 6 Jahren
Ein zufälliges Aufeinandertreffen des Autors mit dem amerikanischen Schriftsteller Armistead Maupin ("Tales Of The City"/"Stadtgeschichten") inspirierte ihn, das Erfolgsrezept Maupin's täglicher Kolumne im "San Francisco Chronicle" über eine Gruppe illustrer Menschen in einem Haus in der Barbary Lane in San Francisco auf ein Haus in der 44, Scotland Street in Edinburgh zu übertragen.
So kontaktierte McCall Smith den Chefredakteur des "The Scotsman" und bot ihm an, täglich eine Geschichte über dieses fiktive Haus in einer realen Straße seiner Heimatstadt abzuliefern.
Das Projekt bekam grünes Licht und ab Januar 2004 erschien tagtäglich über einen Zeitraum von sechs Monaten ein Streiflicht aus dem Leben der Bewohner dieses Mehrparteienhauses.
Die ersten hundert und mehr Geschichten sind nun diesem Buch zusammen gefasst.

Die zentrale Figur ist die liebenswerte Pat MacGregor, eine zwanzigjährige Studentin, die sich bereits im zweiten Jahr ihrer "Aus-Zeit" vom Studium befindet und die neueste Bewohnerin in der 44, Scotland Street wird. Sie bezieht ein Zimmer in der großen Wohnung des narzisstisch veranlagten Immobilienagenturangestellten Bruce Anderson, der sie zuerst wegen seiner Selbstverliebtheit abstösst, aber bald zu faszinieren beginnt.
Um nicht ausschließlich vom Wohl ihrer besorgten Eltern abhängig zu sein, beginnt Pat in der nahe gelegenen Galerie zu arbeiten. Ihr Boss wird Matthew Duncan, der von Kunst null Ahnung hat... und auch nicht wirklich vom Leben und wie man es finanziert. Sein reicher Vater ermöglicht ihm ein bequemes Leben...
Wenn Pat durchs Stiegenhaus geht, vernimmt sie immer wieder Töne eines Saxophons... welches vom 5jährigen Bertie Pollock gespielt wird.
Bertie ist das Wunderkind von Irene und Stuart Pollock. Vom Vater bekommen wir in dem Buch nicht viel zu lesen, aber von Irene, die eine unheimliche Zicke ist und ihren liebenswerten Bertie in seinem Alter schon zu italienisch und zum Kinderpsychologen schleift.
Domenica MacDonald ist eine schrullige ältliche Bohémienne, die täglich mit ihrem gelben Mercedes eine Ausfahrt macht und einen eigenen Blick auf ihre Mitbewohner und die Welt hat.
Auf einer Party, zu der Domenica Pat mitnimmt, lernt diese den Portraitmaler Angus Lordie kennen, der mit seinem Witz und Charme und seinem Hund Cyril, der einen Goldzahn trägt, sofort Pat's Herz gewinnt.

Da jede tägliche Kolumne mit einer Art "Cliffhanger" zu enden hat (um den Leser der Tageszeitung bei Laune zu halten), liest sich dieses Buch (wie es schon bei Maupin's "Tales" geschah) sehr flott und flüssig. Man ist gespannt, wie es weitergeht... Die Figuren sind herzlich, authentisch und die erzählten Geschichten alltäglich und keineswegs überdreht.
Das erklärt wohl den großen Erfolg dieser fiktiven Menschen aus diesem fiktiven Haus...
Bis dato gibt es 11 Romane, die die Fortsetzungsgeschichten zusammenfassen... und es geht fröhlich weiter... jedes Jahr über einen Zeitraum von drei Monaten jeweils veröffentlicht McCall Smith weiter seine Geschichten und macht somit diese Art der Erzählung zur längsten Fortsetzungsgeschichte der Welt.
Ich freue mich schon auf Band 2 - "Hausgeflüster"!

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks