Cover des Buches The No.1 Ladies' Detective Agency (ISBN: 9780349116754)
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Rezension zu The No.1 Ladies' Detective Agency von Alexander McCall Smith

Rezension zu "The No.1 Ladies' Detective Agency" von Alexander McCall Smith

von rumble-bee vor 12 Jahren

Kurzmeinung: Ich fand das Buch total niedlich! Sicher kein rasanter Krimi, aber ein tolles Porträt des Landes Botswana, und der dortigen Mentalität.

Rezension

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rumble-beevor 12 Jahren
Auf dieses Buchreihe aufmerksam geworden bin ich durch Diskussionen unter Leseratten, die ich immer mal wieder mitbekam. Und nicht zuletzt durch die herrliche und absolut liebenswerte Verfilmung, die erst kürzlich auf Arte gesendet wurde! Ich wusste, was auf dem Bildschirm derart fesselt, kann als Buch nicht schlecht sein. Und da ich ein systematischer Mensch bin, habe ich mir gleich den ersten Band der Reihe im Original besorgt. Nach nicht einmal zwei Tagen hatte ich das Buch "eingeatmet", und mag mich noch gar nicht so recht davon trennen. Schauplatz und Autor sprechen ja schon für sich. Alexander McCall Smith ist hauptberuflich eigentlich kein Autor, sondern Akademiker - ein in Afrika geborener Schotte, der als Professor für Medizinrecht und Bioethik gearbeitet hat. Außerdem hat er etliche Jahre in Afrika gelebt, unter anderem eben auch in Botswana. Was schließen wir daraus? Der Mann hatte es durchaus nicht nötig, Krimis zu schreiben. Aber er wollte es offenbar, und hat es als Hobby betrieben. Und seine Liebe zu Afrika spürt man auf jeder Seite, aus jeder einzelnen Zeile heraus! Das Resultat nun mit anderen Krimis auf eine Stufe zu stellen, und die Heldin, die liebenswerte und dickliche Mma Ramotswe gar mit einer Miss Marple zu vergleichen - nein, dabei ist mir trotz allem nicht recht wohl. Ich habe das Buch geliebt, aber nicht als handelsübliche Spannungslektüre empfunden. Vielmehr ist es ein leicht schrulliges Porträt von Land und Leuten in Botswana, das eben mehr oder weniger zufällig an der Lebensgeschichte einer Privatdetektivin aufgehängt wurde. Erstens einmal wird die Geschichte durchaus nicht geradlinig erzählt. Nicht wie andere Krimis, von der Idee der Gründung der Detektivagentur über den ersten Fall bis hin zum spannenden Höhepunkt. Oh nein, so einfach macht es der Autor dem Leser nicht. Er zwingt ihn geradezu, sich mit dem Land Botswana und der Mentalität afrikanischer Menschen auseinanderzusetzen. Und genau zu diesem Zweck benutzt er seine Figur Mma Ramotswe, eigentlich Precious Ramotswe, als Spiegel und Leitmotiv. In den ersten Kapiteln geht es um diese Frau und ihre Geschichte. In mehreren Kapiteln voller Rückblicke geht es zunächst um das Verhältnis zu ihrem Vater, und wie sie an die Erbschaft gelangte. Ferner erfahren wir viel über ihr Verhältnis zu Männern, insbesondere ihre desaströse kurze Ehe mit dem Egomanen und Musiker Note Mokoti. Die Gründung der Agentur geschieht fast nebenbei. Die "Fälle" werden eher episodisch erzählt, wobei immer wieder Zwischenkapitel auftauchen, in denen Mma Ramotswe z.B. einfach durch die Landschaft fährt, sich Gedanken über das Verhältnis von Männern und Frauen macht, ihre Freundschaft zu einem etwas tumben, aber herzensguten Mechaniker überdenkt, und so weiter. Das ganze sprüht dabei vor sehr leisem, aber dennoch deutlichem Witz. Die schnörkellose und einfache Sprache unterstreicht diesen Eindruck noch. Auch mit ein wenig verblasstem Schulenglisch ist dieses Buch noch wunderbar zu lesen! Ich bin mir nicht einmal sicher, ob der Autor nicht ursprünglich eine Krimi-Parodie beabsichtigt hat. Denn Mma Ramotswes Herangehensweise an ihre Fälle ist dermaßen eigen und ungewöhnlich, dass man aus dem Schmunzeln nicht mehr herauskommt. Sie hat durchaus keine Ausbildung als Detektivin, und hält sich viel lieber an ihren gesunden Menschenverstand, und - ein Handbuch! Einen Schnorrer überführt sie beispielsweise dadurch, dass sie sich als Krankenschwester verkleidet und einen medizinischen Notfall vortäuscht. Den Fall eines geklauten Autos löst sie, indem sie den ursprünglichen Besitzer ermitteln lässt, und das Gefährt schlicht und ergreifend selber zurück klaut! Und so geht das in einem fort. Sie ähnelt insofern ein wenig "Pater Brown" von G. K. Chesterton, der ja auch immer eher versucht hat, die Menschen zu läutern und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Wer also ein Fan von spannenden Fällen und logischer Ermittlung ist, der sollte wohl lieber nicht zu dieser Reihe greifen. Mma Ramotswe ist eine Figur, die mitten aus dem Leben in Afrika gegriffen scheint, und die uns als Lesern doch so manches Mal den Spiegel vorhält, was unsere Leidenschaften und Besorgnisse angeht. Für mich ist sie zu einer Art Freundin geworden, deren weiteren Weg in den Folgebänden ich gespannt erwarte.
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