Alexander Münninghoff

 4,1 Sterne bei 13 Bewertungen
Autor*in von Der Stammhalter, Der Stammhalter und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Alexander Münninghoff, geboren in Posen, Journalist, Schriftsteller und Schachspieler, lebt in Den Haag. Er war Auslandskorrespondent in Moskau und Kriegsberichterstatter in El Salvador, Iran, Irak, Libanon und Kambodscha. Er wurde mit dem höchsten niederländischen Journalistenpreis (Prijs voor de Dagbladpers, 1983), dem Libris Geschiedenis Prijs (2015) sowie dem Littéraire Witte Prijs (2016) ausgezeichnet.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Alexander Münninghoff

Cover des Buches Der Stammhalter (ISBN: 9783406727320)

Der Stammhalter

 (13)
Erschienen am 10.12.2018
Cover des Buches Der Stammhalter (ISBN: 9783406796241)

Der Stammhalter

 (0)
Erschienen am 16.02.2023
Cover des Buches Hein Donner (ISBN: 9789056918927)

Hein Donner

 (0)
Erschienen am 15.03.2020

Neue Rezensionen zu Alexander Münninghoff

Cover des Buches Der Stammhalter (ISBN: 9783406727320)
uli123s avatar

Rezension zu "Der Stammhalter" von Alexander Münninghoff

Eine sagenhafte Familiengeschichte
uli123vor einem Jahr

Der niederländische Autor und Journalist präsentiert eine faszinierende, nicht alltägliche Saga seiner eigenen Familie.

Ihren Anfang nimmt sie in Lettland, wo sein nach dort immigrierter, niederländischer Großvater ein weit verzweigtes Wirtschaftsimperium aufbaut und mit seiner russischen Ehefrau adeliger Herkunft ein flottes Leben führt. Vernetzt ist er auch mit diversen politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Größen verschiedener Nationalität. Nach der russischen Annexion Lettlands im Zweiten Weltkrieg wandert er mit seiner Familie und eines großen Umfangs seines Imperiums in die Niederlande zurück. Einen Makel wirft nur sein erstgeborener Sohn Frans auf die Familie, der der Waffen-SS beitritt und sich gegen den Vater auflehnt. Dessen Sohn Alexander aus der Ehe mit einer Deutschen will der Senior zum Erben und Stammhalter machen, wobei er aber auf Widerstände trifft.

Der Enkel schildert sehr detailliert und ausführlich den Aufstieg und Niedergang seiner Familie, immer vor sehr interessantem und gut recherchiertem geschichtlichen Hintergrund. Die vielen Namen der zahlreichen Romanfiguren und die Vielzahl geschichtlicher Ereignisse erschlagen einen fast beim Lesen und es macht nicht selten Mühe, allem zu folgen. Aber es ist sagenhaft, wie verflochten diese Familie ist.

Cover des Buches Der Stammhalter (ISBN: 9783406727320)
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Rezension zu "Der Stammhalter" von Alexander Münninghoff

Spannendes Sujet, distanziert und etwas verharmlosend erzählt
Viv29vor 2 Jahren

Wahre Familiengeschichten in geschichtlich aufregenden Zeiten sind ein Lieblingsgenre von mir. Beim „Stammhalter“ hat mich zudem die ungewöhnliche niederländisch-lettische Ausrichtung gereizt. Alexander Münninghoff gelingt es auch ausgezeichnet, das Leben der lettischen Oberschicht zwischen den Weltkriegen einzufangen, das war für mich einer der interessantesten Teile des Buches. Er berichtet die Geschichte insbesondere seines Großvaters, seines Vaters und seiner Mutter, geht zurück in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, um zu berichten, wie der Großvater sein Vermögen anhäufte, und führt uns dann bis in die 1990er, wobei der Schwerpunkt auf der Zeit des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit liegt.

Im Klappentext wird das Buch als „zauberhafter, bewegender Roman“ beschrieben. Dem kann ich mich nicht anschließen, weil es sich meiner Ansicht nach eher um einen recht distanzierten, nüchternen Bericht handelt. Die stimmungsvollen Schilderungen der Anfangsszene und der Zeit in Riga bleiben Ausnahmen. Dialoge, atmosphärische Szenen, Lebhaftigkeit gibt es kaum. Über viele Strecken hat das Buch etwas Protokollartiges. Das liest sich keineswegs schlecht, der Schreibstil ist auf seine nüchterne Weise eingängig, aber es bleibt Distanz und so wurden selbst bei an sich bewegenden Geschehnissen kaum Emotionen bei mir wach. Auch die Charaktere blieben mir seltsam fremd. Dabei ist die Geschichte der Familie durchaus romanreif. Hier finden sich reichlich skurrile Familienmitglieder, ungewöhnliche Lebenswege, große Tragik, spannende Erlebnisse. Die emotionslose Schilderung nimmt ihnen aber viel. Ein wenig befremdlich fand ich auch die Beiläufigkeit, mit welcher die teils dunklen Machenschaften des Großvaters und die Nazianhängerschaft des Vaters geschildert wird. Dessen Mitgliedschaft bei der Waffen-SS, immerhin der Aufhänger der Eröffnungsszene und des Buches, wird von allen Seiten recht locker genommen und reichlich verharmlost. Das Scheitern der Ehe der Eltern wird lakonisch geschildert und läßt Fragen offen. Vielleicht ist dieses betonte Unbeteiligtsein des Autors sein Weg, mit schwierigen Aspekten der Familiengeschichte zurechtzukommen. In einem Roman, einer Familiengeschichte, wirkt es allerdings kontraproduktiv. Enervierend war die ständige Betonung von Reichtum. Es wird, selbst bei nur kurz auftretenden Charakteren, keine Gelegenheit ausgelassen, um zu erwähnen, wie nobel die Häuser und Wohngegenden, wie einflußreich das Umfeld, wie edel die Herkunft, wie unfassbar vermögend alle sind, auch wenn es für die Geschichte absolut irrelevant ist.

Durch diese Kombination blieben mir Familie und Geschehnisse eher fremd, was ich bedauerlich finde, da ich es vorziehe, beim Lesen innerlich involviert zu werden. Interessant ist das Geschilderte aber allemal, es entfaltet sich eine ungewöhnliche, leicht lesbare Familiengeschichte mit schwindelerregenden Höhen und dunkelsten Tiefen, welche auch viele informative Einblicke in das Lettland der Vorkriegs- und die Niederlande der Kriegs- und Nachkriegszeit bietet.

Cover des Buches Der Stammhalter (ISBN: 9783406727320)
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Rezension zu "Der Stammhalter" von Alexander Münninghoff

Chronik einer Familie
leseleavor 5 Jahren

Dieser Untertitel wäre meiner Meinung nach passender für Alexander Münninghoffs Der Stammhalter. Roman einer Familie. Denn Daten und Fakten, das Auflisten von Personen- und Familiennamen, die genaue Angabe von Ort und Zeit und das Entflechten von Geschäfts- und Verwandtschaftsbeziehungen geben dem autobiographischen Werk eindeutig seinen Rhythmus vor. Chronologisch beginnend erzählt Münninghoff von seinem niederländische Großvater, dem „Alten Herrn“, der Anfang des 20. Jahrhunderts aufgrund eines guten Geschäftssinns zu Reichtum kommt und diesen auch dank seines ausgeprägten Opportunismus in den Kriegs- und Nachkriegsjahren bewahren kann; er berichtet von seinen Kindern, namentlich vom eigenen Vater, einem ehemaligen SS-Soldat, der sein ganzes Leben lang der Kameradschaft des Zweiten Weltkrieges nachtrauert, während er beim Streben nach Reichtum und Macht zum Scheitern verurteilt bleibt. Und mittendrinn schildert er seine eigene Kindheit und Jugend, hin- und hergerissen zwischen der Mutter, die vom Patriarchen verstoßen wird, und der väterlichen Familie, die ihn als Stammhalter sieht, ihm jedoch keine Liebe schenkt.

Es sind schwere Themen, die Alexander Münninghoff in seinen 330 Seiten starken Roman packt. Und es sind persönliche, vielleicht sogar zu persönliche Themen, die er hier zur Sprache bringt. Das erklärt vermutlich den leichten, durchaus um Heiterkeit bemühten Tonfall, der Distanz zwischen dem Erzähler und dem Erzählten bringt – das gleichzeitig ja auch ein Erlebtes ist, wenn nicht von ihm selber, dann von Menschen, die ihm nahestanden oder ihn geprägt haben. Ein verständlicher Schutzmechanismus, der allerdings auch dem Leser jeden emotionalen Zugang zum Text verwehrt und der – deutlich schlimmer – die fragwürdigen Handlungen der Familienmitglieder nicht kritisch genug beleuchtet. Der eigene Vater bei der SS, doch eigentlich zu naiv und freundlich, um Menschen zu töten? Der Großvater, der es schafft von 1939 bis 1945 seinen Reichtum und seine Macht zu bewahren, ohne dabei direkt oder indirekt Blut Unschuldiger an den Händen zu tragen? Der bis zu seinem Tod die Nazivergangenheit seines Sohnes zu vertuschen versucht, weil er ja eigentlich nur ein verwirrter junger Mann war und nicht wusste, was er tat? Gerade als deutsche Leserin schmerzt diese Geschichtsvergessenheit, das Nicht-Sehen-Wollen, vor allem aber das Nicht-Klar-Benennen-Wollen: Der Vater war ein faschistischer Mörder, der Großvater ein über Leichen gehender Opportunist. Fast nebensächlich scheint dabei, dass alle Frauenfiguren im Roman (und wohl auch im wirklichen Leben) schwache, von Trieben und Geltungssucht getriebene Personen zu sein scheinen. Ein Verhalten, das moralisch freilich weniger schwer ins Gewicht fällt als das das der männlichen Charaktere, das jedoch vom Erzähler ebenfalls durchgehend entschuldigt und verharmlost wird.

Und so beschleicht einem schnell die Ahnung, dass dieses Buch nur für den Autor selber geschrieben wurde. Um zu erinnern. Um die Erinnerungen einzuordnen. Um auch zu verstehen, in was für eine Familie man da hineingeboren wurde, die voller Geheimnisse, Laster und Kriege zu sein scheint. Um sich vielleicht davon zu lösen oder – weil das wohl doch nicht möglich ist – die einzelnen Mitglieder freizusprechen, ihr Verhalten zu relativieren und in einem zweiten Schritt sich selber zu beschwichtigen und eine mögliche „Erbschuld“ kleinzureden. Es bleibt die Frage, was den Leser an dieser Familiengeschichte zu interessieren hat? Sicherlich, vor allem im ersten Teil schafft Münninghoff eine versunkene Welt, das Europa der Vorkriegsjahre und das Leben der gutbürgerlichen und gutvernetzten Elite heraufzubeschwören, und Faszination für diese alte Zeit zu wecken. Doch mit jeder weiteren Figur, jedem weiteren Ortswechsel, jeder weiteren Datumsangabe, die wie Perlen auf einer Schnur aneinandergereiht werden, versiegt dieser Reiz und die Anstrengung der Lektüre überwiegt.

Wie bewertet man nun so ein Buch? Es ist Münninghoffs Leben und seine Weise, damit umzugehen. Das kann man bis zu einem gewissen Punkt akzeptieren und hinnehmen. In dem Moment, wo diese Geschichte publiziert wird und auf eine Leserschaft trifft, betrifft sie jedoch nicht mehr allein dein Autor und seinen engsten Familienkreis. Das unkritische Betrachten der Familie in den düstersten Jahren der jüngsten Geschichte ist, wenn auch vielleicht verständlich, nicht hinzunehmen. Das Buch unabhängig von diesem Makel zu betrachten – also lediglich hinsichtlich Erzählweise, Figurenzeichnung, Plotentwicklung – scheint unmöglich. Der Leser bleibt allein zurück mit einem beklemmenden Gefühl, in dem sich Traurigkeit mit Zorn paart, Faszination mit Ekel, Anteilnahme mit Gleichgültigkeit – und in das sich auch eine gewisse Überforderung mischt. Ich ziehe mich ratlos und zugegebenermaßen etwas feige mit einer 3 Sterne-Bewertung aus der Affäre.

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