Ich lese gerne Biografien als auch Romane. Daher bieten mir die Geschichten aus dem Debutwerk «Wer bin ich eigentlich?» des Autoren Alexander Rodshtein (Pseudonym) den idealen Mix an Lesevergnügen. Insgesamt wurden 30 Menschen zu einer bestimmten Situation, Erfahrung aber auch Thema befragt. Daraus entstanden kurzweilige biografische Erzählungen. Ein Bruchteil des Lebens in Text und Bild portraitiert. Mir gefällt besonders, dass die Texte mit einem fotografischen Portrait komplettiert werden, so erinnert mich das Buch zeitweise auch an einen Bildband. Das Buch ist dabei in zwei Teile strukturiert. Kurzgeschichten und Texte aus Themensammlungen im ersten Teil, längere teils aber auch ausführlichere Geschichten im zweiten Teil. Die Geschichten fügen sich wie Perlen aneinander, lassen sich jedoch auch gut überhüpfen, da nicht alle Themen in gleicher Weise zum gleichen Zeitpunkt ansprechen.
Die Texte sind gut lesbar. Eine gute Mischung verschiedener Erzählformen. Zwischendurch immer wieder Zitate aus der Sammlung «Ich bin stolz auf». Auch der Spannungsaufbau hat sein Platz. So bekommen auch «banale» Alltagsthemen ungeahnte Wendungen. Mir gefällt dabei besonders, dass es vereinzelt an einen Roman erinnert man aber zugleich das Gefühl hat, der Person gegenüber zu sitzen und den Schilderungen zu lauschen. Es ist, als würde man als Leser für einen Moment in die Schuhe eines andern schlüpfen und sich mit einer anderen Lebenswelt vertraut machen. So regt das Buch auch für Perspektivenwechsel an, zeigt auf wie wir doch oft mehr verbunden sind, als wir denken, und macht Mut trotz den Herausforderungen die Hoffnung nicht zu verlieren. Klassische Themen wie Liebe und Verlust, aber auch «Nischenthemen» wie Young Carers, Geschwisterliebe oder Minimalismus finden sich in diesem 272 Seitigen Werk, dass die Palette des Lebens für mich wunderbar zusammenbringt.