Victor findet sein Leben langweilig. Nichts macht ihn mehr glücklich - er ist Investmentbanker geworden (wegen des Geldes, aber nicht aus Interesse), hat sich mit den dreistelligen Millionenbeträgen, die er verdient, eine Villa in feudaler Umgebung, einen selbst konfigurierten E-Porsche und viele Immobilien gegönnt. Er kauft sich dann auch schon gern einmal einen Wein für mehrere tausend Euro oder lässt sich das Baumhaus für seine Tochter zimmern. Aber all das bedeutet ihm nichts mehr und so schreibt er ein Manifest, wie es in Deutschland (angeblich) besser und gerechter zugehen könnte. Sein Kumpel aus Studientagen gründet die passende Partei dazu und Victors Vision wird umgesetzt - in eine Art dystopische Gesellschaft mit Leistungszwang.
Ich bin zwiegespalten, was dieses Buch angeht. Victor hat alles und doch nichts und das wird in ca 80% des Buchs ausgebreitet. Dabei kommen Investmentbanker-Klischees noch und nöcher zum Tragen und als Leser fragt man sich irgendwann, wieso Victor nicht einfach diese Weise zu leben, die ihn sosehr annervt, beendet - das Geld dazu hat er. Aber nein, Victor dreht den Turbo auf. Anstatt eine Firma im Rahmen eines Unternehmenskaufs "umzudrehen", macht er das nun mit dem ganzen Land. Allerdings ist dem Autor die Auswirkung dieser politischen Ambitionen im Gegensatz zu Victors Bankerdasein dann nur noch ein paar Seiten wert. Sie wirken im Vergleich zum Hauptteil des Buchs so, als habe man sie angesichts einer Deadline schnell zusammengestoppelt.
Sprachlich gibt es einige schöne Textstellen, aber die vielen ineinander verschachtelten Bandwurmsätze machen das Lesen häufig mühselig.
Insgesamt finde ich die Idee interessant, bin aber der Meinung, dass die Umsetzung nicht wirklich gelungen ist. Von mir gibt es 3 Sterne.