Die erste große Expedition von Alexander von Humboldt führte ihn im Februar 1800 von Caracas zum Fluss Apure und auf diesem in das Strombett des Orinoco, das stromaufwärts so weit wie möglich in südlicher Richtung befahren, dann aber verlassen wurde, um über den Rio Atabapo weiter südlich zum Rio Negro, dem Amazonaszufluss, vorzustoßen. Diese Reise beschrieb er in seinem Bericht DIE REISE NACH SÜDAMERIKA, der auch heute noch für den Leser interessant ist, vor allem für den naturwissenschaftlich interessierten, welcher vor allem taxonimische Vergleiche (und Vermutungen) zur südamerikanischen Flora und Fauna anstellen kann. Von Humboldt und seine Begleiter befuhren die Flüsse auf einer Piroge, einem mit Axt und Feuer ausgehöhlten Baumstamm von etwa 13 Metern Länge und knapp einem Meter Breite. Sie wurde von einem Steuermann und vier indianischen Ruderern betrieben. Nicht unbedingt das, was man heutzutage als Komfort bezeichnen würde. Käfige mit eingefangenen Vögeln und Affen und die mitgeführten größeren Messinstrumente schränkten die Bewegungsfreiheit zusätzlich ein.
Sehr genau, aber eher aus der Sicht eines Wissenschaftler als aus der eines Reisenden betrachtet, beschreibt von Humboldt seine Reise und vermittelt dem modernen Leser trotz dem den Hauch von Abenteuer und Romantik.
Und auch wenn es sich "nur" um einen Reisebericht handelt dürfte der Leser von klassischen Abenteuergeschichten wie die von Edgar Rice Burroughs oder Henry Rider Haggard auch daran Gefallen finden, auch wenn man gefährliche Begegnungen mit wilden Tieren und menschenfressenden Eingeborenen vermissen darf.
Alexander von Humboldt
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Alexander von Humboldt
Kosmos
Die Reise nach Südamerika
Die Russland-Expedition
Alexander von Humboldt. Mein vielbewegtes Leben.
Die Kosmos-Vorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie
Reise in die Äquinoktial-Gegenden des Neuen Kontinents
Das große Lesebuch
Werke
Neue Rezensionen zu Alexander von Humboldt
Inhalt
Bei diesem Buch handelt es sich um die Zusammenstellung von originalen Dokumenten - einerseits Briefen, die Humboldt auf seiner Reise geschrieben hat, andererseits eine Art Reisetagebuch von Gustav Rose (ein Reisebegleiter Humboldts).
Im ersten Teil der Briefe und des Tagebuches geht es noch überwiegend um organisatorische Dinge, wo Geld herkam, mit wem man sich traf, ob die Ausrüstung hält, wie die Wege und das Wetter sind etc. Zunehmend berichtet Rose aber auch über Erlebnisse, anfangs eher über Eindrücke der Städte und Ortschaften, dann aber auch über die konkreten Begegnungen mit den Menschen. Humboldt bleibt bei seinen eher sachlichen Darstellungen. In vielen Briefen äußerst er wieder und wieder seine Dankbarkeit gegenüber seinen Geldgebern und Unterstützern. In der Korrespondenz mit seinem Bruder geht es darum, ihm in der Zeit eines individuellen Verlusts trotz der Entfernung zur Seite zu stehen.
In einem Nachwort erklärt Karl Schlögel, warum die Dokumente diese entsprechenden Themen behandelten und stellt Humboldts Reise in den politischen Kontext des damaligen Russlands und der damaligen Verbindungen zwischen Russland und Deutschland und zeigt auch auf, unter welchen Restriktionen Forscher damals (insbesondere eben Humboldt) Gelder erhielten und Forschung betreiben konnten bzw. mussten.
Subjektive Eindrücke
Ich fand es sehr interessant, nahezu Originaldokumente zu lesen. Hin und wieder war es etwas anstrengend sich an die andere Rechtschreibung zu gewöhnen, aber das haben dann eben Originaldokumente so an sich. Für mich auch interessant, wie zu Humboldts Zeiten Forschung betrieben wurde und wie die Sicht auf die Dinge und die Welt diese Art der Forschung geprägt haben könnte.
Beim Lesen war ich etwas enttäuscht, nicht mehr von "Land und Leuten" zu erfahren. Das wurde gegen Ende hin in den Aufzeichnungen von Rose besser. Manchmal habe ich auch innerlich nahezu gestöhnt: 'Man, der quatscht ja nur vom Geld und buckelt vor den Leuten.' Das wurde dann aber durch das Nachwort mehr als aufgelöst und nun kann ich gut mit dem Leben, was ich in diesem Buch gelesen habe - ich habe mehr gelesen als nur eine Reisebeschreibung durch Russland.
Die Frage wäre vielleicht, ob man das Nachwort also lieber vorher lesen sollte. Ich hatte es nun einmal hinterher gelesen. So konnte ich "am eigenen Leib" spüren, wie sich die damalige Situation tatsächlich in den Aufzeichnungen und Briefen widerspiegelt. Das fand ich sehr faszinieren. Hätte ich das Vorwort vorher gelesen, hätte ich meine "Beobachtungen" vielleicht auf das gelesene Nachwort geschoben.
Fazit
Ein interessanter Eindruck vom damaligen Russland aber auch von Möglichkeiten und Zwängen von Forschung und Wissenschaft der damaligen Zeit.
Weitere Rezensionen von mir gibt es unter https://belanahermine.wordpress.com/category/rezension/
Alexander von Humboldt (1769-1859) ist spätestens seit Daniel Kehlmanns „Vermessung der Welt“ in der Welt der Literatur kein Unbekannter. Im Gegensatz zu Kehlmanns fiktivem Zusammentreffen mit Carl Friedrich Gauss können wir hier Humboldts Briefe lesen, die er während seiner Russland-Expedition an seinen Bruder Wilhelm, seinen Freund Francois Arago, den russischen Finanzminister Cancrin, dessen Frau sowie an den preußischen Gesandten von Schöler schreibt.
Mit dieser Reise erfüllt sich Alexander von Humboldt im reifen Alter von 60 Jahren einen Jugendtraum. Er nimmt die Einladung von Zar Nikolaus I. 1829 an und reist mit den forschenden Kollegen wie Gottfried Ehrenberg und Gustav Rose mehr als 19.000 Kilometer durch Eurasien bis zur chinesischen Mauer. Doch so ganz uneigennützig ist die vom Zaren finanzierte Reise nicht: Nikolaus I. Erwartet Aufschluss über die vermuteten Gold- und Diamantenvorkommen im Ural.
Gleich zu Beginn der Reise trifft Humboldt noch einen alten Bekannten, dessen Name mein Vermesserherz ein wenig höher schlagen lässt: Friedrich Wilhelm Bessel, ein Astronom, Mathematiker, Physiker und Geodät, der das nach ihm benannte und heute noch gültige Erdellipsoid berechnete. Und überhaupt Geodäsie - Humboldt berichtet über barometrische Höhenmessungen und andere Vermessungen (leider viel zu wenig für mich), erwähnt die Markscheider und ihre Bemühungen, die in diese Expedition gesetzten Erwartungen, bezüglich Erzlagerstätten zu erfüllen.
Die Reisenden sind ständig von russischen Truppen eskortiert und sollen/dürfen keinen Meter von der vorgegebenen Route abweichen. So lernen sie die wahren Zustände im Zarenreich nicht wirklich kennen. Nur ab und zu erhaschen sie einen Blick auf die russische Wirklichkeit.
„Auf diesem Wege sahen wir zum ersten Mal einen Transport von Verbannten, die nach Sibirien geschickt wurden. Er bestand aus Frauen und Mädchen, etwa 60 – 80 an der Zahl. Sie gingen frei, waren also nur leichtere Verbrecher; …“
Welche Schlüsse Humboldt daraus zieht? Da einige der Briefe gekürzt sind, ist dies nicht eindeutig auszumachen. Allerdings versucht er zu helfen, so gut das unter der Bewachung der kaiserlichen Eskorte geht.
Sehr interessant zu lesen, sind die Beobachtungen von Stadt und Land, von Sitten und Gebräuchen, von Kleidung und Speisen, die nicht immer ganz so bekömmlich sind. Hier spricht der erfahrene Beobachter und Forscher aus seinen Briefen. Humboldt verschweigt auch die Mühsal der Reisen nicht, obwohl er ja durch zaristische Ukas ja privilegiert reist, können Schlechtwetter, Hitze oder sonstige Verzögerungen nicht ausgeschlossen werden.
Sehr interessant sind die nur ganz behutsam redigierten Briefe zu lesen. Die Orthografie und die Beistrichsetzung sind Großteils wie im Original beibehalten. Die damalige Sprache ist für unsere Verhältnisse blumig und poetisch.
Die in Inneren der Buchdeckel abgedruckten Karten erleichtern die Orientierung und lassen uns die Entfernungen, die Alexander von Humboldt mit seiner Reisegruppe zurückgelegt hat, besser einschätzen.
Fazit:
Ein Reisebericht, der mir sehr gut gefallen hat und dem ich gerne 5 Stern gebe.
Gespräche aus der Community
Mit Wagemut und Wissbegier dem Fremden begegnen
Fünf Jahre dauerte die berühmte Amerika-Reise von Alexander von Humboldt. Als er 1799 in Spanien in See stach, war er voller Neugier auf das Fremde, aber auch geprägt von den »Berichten« seiner Zeitgenossen über die „Neue Welt“. Diese schrieben meist unbesehen über deren unterlegene Wildheit, herabblickend vom hohen Thron zivilisatorisch-europäischen Herrendenkens.
Bereits im zweiten Jahr seiner Reise, noch bevor er ins Innere Südamerikas aufbrach, notiert Humboldt in sein Tagebuch: »Das Menschengeschlecht ist einfach, gut und herzlich in diesem Lande, und ich verlasse die Küste, als schiede ich von väterlichem Boden.«
Während seiner Reise, die ihn durch die späteren Staaten Venezuela, Kuba, Kolumbien, Ecuador, Peru, Mexiko und auch in die jungen vereinigten Staaten führt, lernen Humboldt uns sein Begleiter Aimé Bonplant zahlreiche indigene Völker kennen. Sie geben sich dabei stets zurückhaltend und freundlich. Dadurch kommen sie den Menschen und Kulturen auf eine Weise näher, wie niemand vor ihnen. In Humboldts Aufzeichnungen wird die universelle Humanität des großen Forschers greifbar.
Zusätzliche Informationen
Alexander von Humboldt wurde am 31. Dezember 1768 in Berlin (Deutschland) geboren.
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