Alexandra Schmidt

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Cover des Buches "Im besten Einvernehmen ..." (ISBN: 9783708405247)

"Im besten Einvernehmen ..."

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Erschienen am 28.05.2021

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Cover des Buches "Im besten Einvernehmen ..." (ISBN: 9783708405247)
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Rezension zu ""Im besten Einvernehmen ..."" von Werner Koroschitz

Bellis-Perennis
Antisemitismus und NS-Judenpolitik im Bezirk Villach (Kärnten)

Dieses Buch von Werner Koroschitz und Alexandra Schmidt zeigt auf, dass der Antisemitismus in Österreich und hier besonders in Kärnten nicht mit dem Anschluss an Hitlerdeutschland quasi „vom Himmel“ gefallen ist. 

Schon lange davor sind Juden angefeindet worden. So hat der Deutsche Alpenverein gemeinsam mit seiner Österreichgruppe bereits 1920 jüdischen Bergsteigern das Betreten von DAV-Hütten verboten. 

Die Autoren rekonstruieren an Hand von Fotos, Erinnerungen, Briefen und Akten die Lebenswege vor allem der Villacher Juden. Allerdings nennen sie auch die Namen der Täter, die sich ungeniert am Besitz der Juden vergriffen haben.  

Einigen jüdischen Familien ist es unter schwierigen Bedingungen gelungen ihre bisherige Heimat zu verlassen und über die ganze Welt verstreut, zu überleben.  

Manche der Vertriebenen sind zurückgekehrt, nur um festzustellen, dass sie ihren geraubten Besitz nicht oder nur auf beschwerlichem Wege wiedererhalten. Diejenigen, die sich die Immobilien, Geschäfte, Wohnungen und Fahrnisse angeeignet haben, beteuerten in den diversen Gerichtsverfahren ohnehin „Im besten Einvernehmen“ angemessene Zahlungen geleistet zu haben, und daher rechtmäßige Eigentümer zu sein. Nachdem die Richter auch während der Nazi-Klüngel ihre Ämter ausübten, ist klar, zu welchen Ungunsten diese Gerichtsverfahren ausgingen.  

Die Republik Österreich hat sich bei den Restitutionsverfahren wirklich nicht mit Ruhm bekleckert und die Verfahren unnötig in die Länge gezogen. So wurde die Beweislast ausschließlich den jüdischen Klägern aufgebürdet. Rückkehrer, die aus welchen Gründen auch immer fremde Staatsbürgerschaft angenommen hatten, gingen überhaupt leer aus. Man hat die Klage nach Rückgabe schlichtweg abgewiesen. 

Ja, es gibt sogar Profiteure, die Entschädigungsansprüche stellten, weil die erworbenen Immobilien verwahrlost und baufällig gewesen sein sollten. Das Buch thematisiert auch die Chuzpe so mancher Nazis, sich an den Opferfürsorgefonds zu wenden und für sich Entschädigungszahlungen zu verlangen, obwohl sie aktiv an Kriegsverbrechen beteiligt waren, wie z.B. Walter Reder (S.240).  

Für viele vertriebenen Juden war nicht nur der Verlust des Vermögens eine Katastrophe sondern auch der Verlust der Heimat. So sagt Regina Spierer 2007 in einem Interview in New York folgendes: 

„Was sie uns angetan haben, war furchtbar. Aber dass sie uns die Heimat genommen haben, und sie haben uns die Heimat genommen, das ist nicht zu verzeihen. Ich war so Österreicherin like you, dass ich Jüdin daneben war, ok. Das war meine Religion. I am right. Aber wir gehörten hierher und mit allem Recht! Ich bin dort geboren, ich habe das Land geliebt. Es war genauso meine Heimat.“ 

Das Autorenduo hat zahlreiche Zeitzeugen befragt, Archive durchforstet und Akten studiert. Herausgekommen ist nicht nur dieses Buch, sondern eine Ausstellung, die von Mai bis Juli 2014 in Villach gezeigt wurde. 

Erschreckend ist, dass bei den Recherchen herausgekommen ist, dass viele Österreicher sich fanatischer als die deutschen Nazis verhalten haben. Vorauseilender Gehorsam oder Mentalität?

Fazit: 

Das Buch ist eine penibel recherchierte Dokumentation von Unrecht, die man unbedingt lesen sollte. Der Titel „Im bestem Einvernehmen“ ist die zynische, offizielle Bestätigung der Enteignung der Juden durch heimische Nazis, die die Geschäfte ihrer jüdischen Mitbürger ohne jeden Unrechtsgedanken geplündert und „arisiert“ haben. Gerne gebe ich diesem wichtigen Buch zur Kärntner Geschichte 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

 

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