"Sie sah, daß Lüge und Wahrheit in Alexandra einen erbitterten Kampf ausfochten. Die Lüge - abzustreiten, diesen Mann überhaupt zu kennen." – Das ist ein ganzer Absatz, mehr nicht. Die Vorarbeit kann sich da überhaupt nicht entfalten, stattdessen wirkt es so, als hätte die Autorin das irgendwie reingequetscht in der Hoffnung, damit zu punkten.
Dieser Absatz ist schrecklich, kitschig, unschön und schlecht. Der Absatz zeigt nichts, zeichnet nichts, lässt den Leser nicht fühlen, sondern er ist halt da. Vor allem liegt das Problem in diesem Absatz jedoch darin, dass das Buch voll mit ähnlichem ist.
Es fällt mir schwer, in Alexandra Cordes eine erfolgreiche Autorin zu sehen. Viel mehr fühlte sich das Buch so an, als hätte es eine Teenagerin geschrieben, die zum ersten Mal ein ganzes Buch zusammengewürfelt hat.
Die Dialoge wirken falsch, die Szenen dargestellt, der Spannungsbogen wird ständig von plötzlichen Szenenwechsel unterbrochen, der Lesefluss leidet an den schlechtformulierten Sätzen, an den lieblosen Sätzen, dem schlechten Kinderstil. Die Figuren bekommen keine richtigen Gesichter, kein Leben, keine Seele, kein Herz, nichts, das sie irgendwie menschlich macht. Meistens machen sie den Eindruck, als würden sich die Figuren den Willen der Autorin ergeben, um sich grausam brechen zu lassen. Die Handlung war einfach nur lächerlich und ich kann nicht anders, als zu behaupten, dass das Buch weit unter dem Begriff Schlecht gehört.
Bei den Gefühlen versagt die Autorin so hart, dass ich das Buch nur mit Mühe nicht zerrissen habe. Sie kann keine Gefühle zeigen, darstellen, sie zeichnen, uns mitfühlen zu lassen. Sie baut keine Sympathien für ihre Figuren auf, sie zeigt ihr Gefühlsleben nicht, stattdessen presst sie die Gefühle in einzelne Worte, die es nicht schaffen, mehr als das geschriebene Wort zu sein. Die Figuren bleiben gesichtslose Niemande, deren Schicksale mir mit jeder Seite gleichgültiger wurden.
In einer Szene tauchen die Polizisten auf, was natürlich für wirkliche Spannung gesorgt hat und ich mir dachte, jetzt wird es brenzlich, aber die Polizisten werden schnell zu Clownfiguren, zu unfähigen Ermittler, die sich so danebenbenehmen, dass ich mich für jeden Kommissar zu schämen begonnen habe.
Ich kann mir nicht einfach vorstellen, dass die Autorin wirklich erfolgreich war. Vielleicht waren auch die Maßstäbe damals anders, aber für mich ist Alexandra Cordes eine blutige Anfängerin, die nicht aus Leidenschaft schrieb, sondern einfach nur so schnell wie möglich ein Buch niedergeschrieben hat, damit sie die Zahl 50 erreicht. 50 Bücher und doch hat diese Autorin nie gelernt, wirklich zu schreiben. Ich habe selten so ein liebloses Buch gelesen.