Cover des Buches Der Traum vom Horizont (ISBN: B01781PZQC)
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Rezension zu Der Traum vom Horizont von Alexandra Fischer

Das Leben bietet uns eine Reihe von Möglichkeiten

von Schnuck59 vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Familiensaga in Deutsch-Samoa Anfang des 20. Jahrhunderts

Rezension

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Schnuck59vor 8 Jahren
Der historische Roman „Der Traum vom Horizont“ von Alexandra Fischer beschreibt den Neuanfang der adligen Familie von Bahlow in der Kolonie Deutsch-Samoa.

1902 kommt Karl von Bahlow mit seiner Frau Rosa und den drei Töchtern Grethe, Helene und Martha nach Apia. Die fremde Kultur der Südsee, schicksalhafte Begegnungen und der Ausbruch des ersten Weltkriegs beeinflussen das Schicksal der gesamten Familie.

Als erstes beeindruckt das Taschenbuch mit seinen 712 Seiten. Die Gestaltung des Covers mit Wasser, Palmen, Blüten und einer Frau im Kolonialstil gekleidet hat Südseecharakter. Die Inhaltsangabe ist mit Kapitelaufzählung und Seitenzahl leider etwas nichtssagend. Im Roman sind die Kapitel mit Ortsangabe und Jahr überschrieben. Die kurze Beschreibung der geschichtlichen Hintergründe zu Anfang finde ich gut platziert und informativ. Im Prolog treffen sich 1920 nach 11 Jahren zwei der Schwestern in Königswinter wieder. Danach geht die eigentliche Geschichte 1902 los.

Der Schreibstil von Alexandra Fischer ist flüssig und trotz der vielen Seiten nicht langatmig. Der Aufbau dieser Familiensaga ist außergewöhnlich. Jedes Kapitel wird aus der Sicht von einem Protagonisten beschrieben, so dass Gedanken, Gefühle und Ereignisse aus dessen Perspektive dargestellt werden. Trotzdem ist der Ablauf chronologisch, die Zusammenhänge werden deutlich und die Geschichte ist in sich rund. In der Mitte des Buchs gibt es einen direkten Bezug zum Titel. Der Horizont kann als Sehnsüchte nach etwas anderem, vielleicht auch besserem, verstanden werden. An vielen Stellen im Buch taucht eine Palmnuss als Sinnbild für ein unausgesprochenes Geheimnis auf. Die Autorin hat weitere feine Details und Metaphern in die Geschichte eingebaut.

Die Charaktere der Familienmitglieder sind sehr gut ausgearbeitet. Das Familienoberhaupt Karl ist streng, jähzornig und intolerant. Seine Frau Rosa ist depressiv und zurückgezogen. Die unterschiedlichen Eigenschaften der Schwestern und deren persönliche Entwicklung sind gut beschrieben und nachvollziehbar. Hierbei spielen Liebe und Leid eine große Rolle. Das Leben zu dieser Zeit und die Rollenbilder werden deutlich. In die kulturellen Hintergründe und die Traditionen der Samoaner, aber auch in das Flair auf diesen Südsee-Inseln, kann man gut eintauchen.

Mir hat diese Familiensaga sehr gut gefallen. In ihr wurde mir wieder deutlich, wie die Familiengeschichte und das Zusammenleben unsere Entwicklung und Persönlichkeit prägt. Trotzdem bietet das Leben uns eine Reihe von Möglichkeiten, wir müssen sie nur erkennen und ergreifen.
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