Rezension zu "Befangen" von Alexandra Häring
Das Cover (dunkel, schlicht mit einem grünen Herzen) und der Titel sagen bereits einiges über die Geschichte aus. Es geht um viele Gefühle und 2 Menschen, die irgendwie zueinander finden. Was nicht so einfach zu sein scheint. Das Thema Drogenmissbrauch, welches wirklich einfühlsam und gut rübergebracht wurde, spielt in dem Buch eine nicht unwesentliche Rolle und zeigt welchen Einfluss das Thema auf die Protagonisten genommen hat.
Das Buch beginnt mit einem Prolog und endet mit einem Epilog, die nicht direkt etwas mit der Geschichte um Paula und Mats zu tun haben, aber dennoch eine große Rolle spielen. Als ich den Prolog gelesen habe, war ich erstmal sprachlos und habe den Atem angehalten.
Paula ist anfangs sehr zurückhaltend und still. Sie kommt aber während das Buch immer weiter voranschreitet mehr und mehr aus sich heraus und entdeckt Seiten und Interessen an sich, die ihr helfen immer offener zu werden. Sie ist zum Ende nicht mehr nur die Streberin und „kleine“ Schwester sondern sichtlich gereifter und erwachsener.
Mats ist ein Bad Boy mit strahlend grünen Augen und einem Irokesen. Er liebt Punkmusik und entsprechende Konzerte. Anfangs ist er eiskalt und ziemlich gemein zu Paula, aber es gibt immer wieder Momente, wo er sich ihr gegenüber anders verhält. Man fühlt seinen Zwiespalt und das ihn irgendetwas abhält seine Gefühle zuzulassen. Zum Ende macht er eine riesige Wandlung durch und erkennt selbst, was in ihn steckt und das er seine Gefühle nicht mehr verbergen möchte.
Neben den beiden Hauptprotagonisten gibt es noch die nette Mädels-Clique um Paula insbesondere ihre beste Freundin Jessy, die immer für Paula da ist. Ausserdem ist da noch Robin, Paulas Zwillingsbruder der eine Art Beschützerrolle übernimmt und Paula vor allem und jedem „Schlechten“ fern halten möchte.
Die Geschichte, welche in Berlin spielt, ist aus der Ich-Perspektive von Paula geschrieben, was ich richtig schön finde, da man damit in die Gefühlswelt dieser jungen Frau eintaucht und mitfühlen kann, wie sie bestimmte Situationen erlebt und über die Handlungen von Mats rätselt. Das Knistern zwischen den Beiden ist regelrecht fühlbar.
Der Schreibstil ist locker und sehr flüssig, weshalb ich regelrecht durch das Buch geflogen bin – trotz der über 700 eBook-Seiten (444 Taschenbuchseiten). Ausserdem war die Geschichte um Paula und Mats so fesselnd, dass ich noch ein Kapitel und noch eins lesen musste, anstatt schlafen gehen zu können. In einem der letzten Kapitel habe ich die Luft angehalten und hatte Angst weiter zu lesen, da Alexandra einen wahnsinnigen „Cliffhanger“ zum Ende des 20. Kapitels eingebaut hat. Letztendlich bekam ich in den folgenden Kapiteln Antworten auf alle Fragen, die während des Lesens aufgekommen sind und bin mehr als zufrieden mit dem Ende, welches ich so nicht erwartet hatte.
Das Buch hat auch bei mir verschiedenste Gefühle beim Lesen ausgelöst – ich war verärgert, glücklich, verliebt, traurig, hatte Angst, Herzklopfen und habe gelacht.
Daher bekommt „Befangen“ von mir 5 von 5 Sterne und ist eine absolute Leseempfehlung.
Meine Lieblingsschnipsel:
Dieser Geruch, der mir schier den Atem raubte und der all meine Alarmglocken zum Schrillen brachte. Irgendetwas passierte hier mit mir, was ich noch nicht deuten konnte.
Zitternd legte ich ihm meine Hand auf die Brust und stellte mich auf die Zehenspitzen. Mein Körper wurde unaufhaltsam von ihm angezogen, ich konnte mich nicht dagegen wehren.
Jetzt konnte ich nichts mehr gegen die Tränen machen sie rollten einfach drauf los. Schnell wischte ich mir mit dem Handrücken über die Wange,…
Für Paula. Du hast mir gezeigt, wie es sein könnte, und ich habe es verbockt. Es tut mir leid.
Plötzlich verschwand das Grinsen aus seinem Gesicht und er wurde ganz ernst, als er sich plötzlich neben mir auf dem Ellenbogen aufrichtete, seine Hand auf meine Wange legt und sanft mit dem Daumen darüberstrich. Er sah mir mit seinem intensiv leuchtenden Blick so tief in die Augen, dass ich reflexartig schlucken musste.