Cover des Buches Rabenseele (ISBN: 9783827012180)
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Rezension zu Rabenseele von Alexandra Kui

Die Schuldigkeit einer verlorenen Seele

von jenvo82 vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ein verwirrender, atmosphärisch dichter Roman über eine junge Frau auf der Suche nach der bitteren Wahrheit.

Rezension

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jenvo82vor 8 Jahren

Lua Baron hat drei Jahre im Gefängnis verbracht, weil sie ihren gewalttätigen Ehemann nach einem Streit erschossen hat. Und nun ist sie wieder frei, frei zu tun was sich möchte. Doch die Resozialisierung gestaltet sich mehr als schwierig, denn zu ihrer Familie hat sie ein sehr zwiespältiges Verhältnis und Freunde muss sie sich erst suchen. Doch Lua plagen ständig Ängste und Zweifel, sie fühlt sich so schuldig und bereit noch mehr Buße zu tun und David geht ihr nicht aus dem Kopf. Als sie merkt, dass sie derzeit keinen Neuanfang wagen kann, bevor sie nicht die Geister der Vergangenheit besiegt hat, zieht sie zurück in die alte Jagdhütte, in der das Unglück einst geschah. Dort angekommen erwartet sie nichts Gutes, denn plötzlich haben alle Dorfbewohner ein starkes Interesse daran, sie schnellstmöglich wieder los zu werden. Denn andernfalls könnten Wahrheiten ans Licht kommen, die unbedingt im Verborgenen bleiben sollten …

Die Grundidee des Buches ist toll und die beschriebene Atmosphäre sehr dicht, sei es durch intensive Naturbeschreibungen oder sehr detaillierte Charakterstudien. Im Zentrum der Geschichte steht eine gebrochene Frau, deren Seelenleben nicht nur schwer belastet, sondern regelrecht zerrissen ist. Ihre familiäre Vorgeschichte ist geprägt von Gewalt und Hass, von Schmerz und Verletzung und all ihre Wunden sind nicht wirklich verheilt. So erlebt der Leser hier eine junge Frau, die am Rande des Wahnsinns lebt und zwischen Verfolgungswahn, Bußegedanken und bitteren Schuldgefühlen schwankt, ohne eine innere Balance zu finden. Sie sieht ihr Leben als Scheitern an und verkriecht sich in die Einsamkeit und flüchtet in ihren Kummer, weil sie die Ursachen für ihr Dilemma lange nicht versteht.

Der Schreibstil ist eigenwillig, geprägt von kurzen Sätzen, angerissenen Gedankenfetzten und tatsächlichen Begebenheiten durchzogen. So dass es mir schwer fiel zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden und ein inneres Verhältnis zur Protagonistin aufzubauen. Mir blieb das geschriebene Wort hier seltsam fremd, ebenso wie die vollzogenen oder unterlassenen Handlungen. Es gab Momente im Buch, da hätte ich Lua am liebsten gepackt und geschüttelt und ihr die Frage gestellt: „Warum machst du das hier eigentlich?“ Ich fühlte mich in ihrer Gedankenwelt regelrecht gefangen und spreche ihr auch einen gesunden Menschenverstand ab, obwohl sie nicht geisteskrank ist, mir aber meist so vorkam.

Fazit: Ich vergebe 2 Sterne für einen verwirrenden, dennoch dichten Roman, der die bittere Wahrheit einer ehemals guten Beziehung erst phasenweise offenbart. Leider konnte mich die Umsetzung nicht überzeugen, weil ich mir einerseits mehr Realitätsbezug gewünscht habe und mich andererseits mit dem Geflecht an kausalen Zusammenhängen nicht identifizieren konnte. Mir war es einfach zu weit hergeholt und zu viel konstruiert. Dennoch konnte mich das Buch unterhalten und hat mir interessante Einblicke in ein desolates Seelenleben gewährt.

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