Cover des Buches Die Welt ist eine Scheibe (ISBN: 9783455403596)
Rezension zu Die Welt ist eine Scheibe von Alexandra Kuitkowski

Wenn Worte lange schwarze Wurzeln haben und in die Tiefe gehen. Großartig!!!

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 11 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 11 Jahren
Alexandra Kuis „Wiedergänger“ (2010 erschienen bei Hoffmann und Campe) ist mir nie ganz aus dem Kopf gegangen. Es war der ungewöhnliche Blick der Autorin auf das, was man sonst eher ahnt als sieht und die unaufgeregte Eindringlichkeit ihrer Sprache.

Soeben erschien „Die Welt ist eine Scheibe“, wieder bei Hoffmann und Campe.

Diesmal mit ausgeschriebenem Nachnamen, hat Alexandra Kuitkowski einen Roman vorgelegt, der dem „Wiedergänger“ in nichts nachsteht.

Es geht um Wiebke, ein aufrührerische Mädchen, ein Teenager, der dem drögen Provinzleben auf dem Hof seiner Eltern zu gern entfliehen möchte.

Eigentlich sitzt Wiebke gerade auf einem Baum und beobachtet, was das Feuer, das sie gelegt hat, so alles anstellt. Dieses Feuer „atmet kraftvoll und gleichmäßig: ein gesundes Mädchen“, so beschreibt es Alexandra Kuitkowski. Gesund? Das ist Wiebkes Familie schon lange nicht mehr.

In Rückblicken erfährt der Leser, wie der Vater sich einfach aus dem Familiengeschehen ausgeklinkt hat, fremd geht er außerdem und Depressionen hat er. Zum Bruder, dem Kronprinzen hat Wiebke keinen Draht, zur Mutter auch nicht wirklich, und die kleine Schwester ist neun Jahre jünger.

Wiebke klaut, ist rotzfrech und querschädelig und will doch eigentlich nur den Bann brechen. Es muss doch anderes auf der Welt geben, als einer Familie, die sich einfach nicht genug Mühe gibt, gerecht zu werden. Doch die Welt ist eine Scheibe. Manche fallen runter.

Wiebke sitzt auf der gewaltigen Buche und gibt uns weitere Einblicke in ihr Leben:

Sie flirtet mit Clemens, dem neuen Nachbarn, der mit Frau und kleinem Sohn in einen indigoblauen Neubau-Palast gezogen ist. Bald ist es mehr als ein Flirt. Das Unglück braut sich über dem Dorf, „das sich wie im Mittelalter in seinen eigenen Schatten duckt“, zusammen. Dann geht Clemens Sohn verloren, Feuer und Wasser kommen zusammen und Wiebke fällt!

Der hypnotischen Wirkung von Alexandra Kuitkowskis eigenwilligem Schreibstil kann man sich schwer entziehen. Ihre Sätze sind mal von poetischer Schönheit, dann wieder ruppig und kurz, sie bergen Untiefen und sind wirklich etwas ganz Besonderes.

Unbedingt lesen!

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