„Wir sind zwei Fremde. Ich kenne dich nicht und du mich nicht. Das Schöne an solchen Begegnungen ist, dass man so meist freier sprechen kann, als mit einer Person, die man kennt. Also nein, ich finde nicht, dass das zu direkt ist.“

Alexandra Stückler-Wede entführt uns mit ihrem Buch „Bis du mir vertraust“ an einen Ort, namens Maliac Bay– eine kleine Küstenstadt mit Wohlfühlatmosphäre, die Remy in den kommenden Monaten ein Zuhause bieten soll. Denn Remys Leben ist alles andere als „normal“. Immer wieder muss sie fliehen – vor ihrer Vergangenheit und den Schrecken, die ihr auf den Fersen sind. In Maliac Bay soll sie nun unter einer falschen Identität vorläufig ein neues Leben beginnen.

Dieses neue Leben hat es in sich – eine aufgeweckte Mitbewohnerin, eine neue Clique und dann ist da natürlich noch Carter...

Maliac Bay war einfach wunderbar – ich habe diesen, von der Autorin erfundenen Ort so genossen und hätte gerne selbst auf der Klippe gesessen und über das Meer gestarrt oder wäre am liebsten gemeinsam mit Remy am Strand entlang spaziert oder in der malerischen Innenstadt zu einer Shopping-Tour aufgebrochen. Alexandra hat einen tollen und mitreißenden Schreibstil, durch den man sich jedes noch so kleine Detail bildlich vorstellen kann. Die Atmosphäre war einfach wunderbar und hat mich an meinen Urlaub erinnern lassen. Die Seiten fliegen nur so dahin und wenn ich dieses Buch nicht in einer Leserunde gelesen hätte – ich hätte es vermutlich an einem Tag verschlungen. Alexandra schafft eine tolle Verbindung zwischen Charakteren und Leser, sodass man sich in die Figuren genau hineinversetzen und mitfiebern kann.

Neben dem Ort waren natürlich aber die Charaktere das eigentliche Herzstück dieses Buches. Ich muss wirklich sagen, dass mir Remy von Beginn an sehr sympathisch war. Sie ist kein 0850 Charakter, hat Tiefe und Humor, ist aufgeschlossen und freundlich – aber vor allem besitzt sie Geheimnisse. Geheimnisse, die sie niemandem erzählen kann; Geheimnisse, vor denen sie auf der Flucht ist. Der Leser wird dauernd mit kleinen Häppchen gefüttert und in die Irre geleitet, sodass konstant die Frage im Kopf herumschwirrt: Was hat das alles auf sich? Was passiert als nächstes? Der Spannungsbogen wird dadurch oben gehalten und bei mir herrschte beim Lesen eine Daueranspannung, weil ich ständig damit gerechnet habe, dass etwas passiert oder etwas Wichtiges enthüllt wird. In diesem Buch kann man miträtseln, die Hinweise sammeln und sich sein eigenes Bild von Remys Vergangenheit machen, ehe man schließlich alles enthüllt bekommt - und genau dieser Aspekt hat mir unglaublich viel Spaß gemacht und für mich dieses Buch zu etwas Besonderem gemacht. Remy musste in ihrem jungen Leben schon viel mitmachen und genau das macht sie zu einer so starken Persönlichkeit – sie gibt niemals auf zu kämpfen. Außerdem ist ihre Figur authentisch – Remy ist 18 Jahre alt und völlig auf sich allein gestellt. Natürlich fällt es da schwer, anderen Menschen zu vertrauen oder sich jemandem anzuvertrauen. Sie ist fast noch ein Kind und handelt dementsprechend nicht nur rational, sondern aus ihren Gefühlen heraus. Es gibt eine einzige Stelle im Buch, in der ihre Handlung, meiner Meinung nach, nicht zu 100% nachvollziehbar und etwas unverständlich ist, aber auch das konnte den Zauber des Buches nicht brechen.

Neben Remy gibt es natürlich noch einige andere Charaktere. Unter anderem ihre Mitbewohnerin Maze, die mit ihrer aufgeweckten und quirligen Art Remys neues Leben durcheinanderwirbelt und gleichzeitig etwas Normalität verschafft. Die Freundschaft der beiden Mädchen geht direkt ins Herz und ist zu niedlich.

Mein absoluter Liebling war aber natürlich Carter. Carter, der das Badboy-Image inne hat, aber doch eigentlich ganz anders ist, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. In diesen Charaktere habe ich mich verliebt, mit ihm mitgelitten und gelacht. Auch Carter hat eine harte Vergangenheit und Probleme, aber unter der harten Schale steckt ein weicher Kern und ein guter Mensch. Er ist niedlich und hilfsbereit, steht Remy bei und lässt nicht nur ihr Herz höher schlagen. Ich bin der Meinung, ihr solltet euch alle selbst ein Bild von Carter machen und in den Zauber von Maliac Bay eintauchen.

Das Buch erhält von mir 4,5/5 Sterne, da mir, wie bereits oben erwähnt, eine Stelle nicht ganz so rund war wie der Rest der Geschichte. Ich glaube, ich hätte mir einfach mehr Seiten gewünscht, um einige Dinge ausführlicher zu erklären oder einigen Szenen noch mehr Tiefe zu verleihen, da die ein oder andere Sache doch scheinbar recht schnell passiert ist und mit mehr Seiten eventuell leichter verständlich gewesen wäre. Außerdem hätte ich gerne noch etwas länger Zeit in Maliac Bay verbracht, aber das ist nur mein persönliches Empfinden.

Trotzdem war dieses Buch sehr angenehm zu lesen, die Leserunde und die verschiedenen Meinungen der anderen Teilnehmer aufschlussreich und Maliac Bay hat mit seinen Charakteren einen Platz in meinem Herzen bekommen.

Um nochmal die für mich positivsten Aspekte hervorzuheben: liebevoll gestaltete Charaktere, eine tolle Atmosphäre durch den Ort Maliac Bay, Knistern und viele Gefühle zwischen Remy und Carter, die Freundschaft der Mädchen und vor allem die konstante Spannung und die Krimi-Elemente.

„Bis du mir vertraust“ erhält von mir eine klare Leseempfehlung und ich bin sehr froh, dass ich dieses Buch lesen durfte.