Rezension zu Sitzen vier Polen im Auto von Alexandra Tobor
Rezension zu "Sitzen vier Polen im Auto" von Alexandra Tobor
von Nirena
Rezension
Nirenavor 12 Jahren
Das Buch wird aus der Sicht der anfangs sechsjährigen Ola erzählt, die eigentlich Alexandra heißt und mit ihren Eltern und später ihrem kleinen Bruder und natürlich mit Oma Greta zusammen in Polen wohnen. Als Ola ein goldfarbener Quelle-Katalog in die Hände fällt, wähnt sie sich im Paradies und beschließt, mehr über dieses Land, das BRD heißt, in Erfahrung zu bringen, wo Haribos an Bäumen wachsen. Als die Familie dann später tatsächlich in dieses gelobte Land aufbricht, merkt nicht nur Ola, dass sich die Menschen doch in einigem unterscheiden, was mal heiter und mal eher traurig ist. Auch ist der Start in ein neues Leben nicht immer einfach, so werden hier, obwohl es sich um ein heiteres Buch handelt, auch Problemthemen wie Ausgrenzung in der Schule, Sprachprobleme, Mentalitätsunterschiede und lange Wohnungs- und Arbeitssuche nicht unterschlagen. Da die Geschichte aber aus Sicht eines Kindes geschrieben ist, das andere Prioritäten und Gewichtungen hat, und manchmal Dinge einfach auch nicht oder anders versteht, kommt man bei diesem Buch nicht darum herum, vor Lachen loszuprusten, so z. B. wenn Ola erzählt, dass es eine Explosion in der Ukraine gab und jetzt "Wolken mit aktiven Radios" unterwegs sind - warum die Kinder davor geschützt werden sollen, in dem man ihnen eklige Jodflüssigkeit zu trinken gibt. Herausragend auch ganz klar die Figur der Oma Greta, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt und auch kein Blatt vor den Mund nimmt und so mehr als einmal zu Heiterkeitsausbrüchen meinerseits beigetragen hat. Der Schreibstil ist gut verständlich und mit einer gehörigen Prise hintergründigem Sarkasmus gewürzt, wodurch dem Leser zwar immer wieder vor Augen geführt wird, dass nicht alles "heile Welt" ist, aber man dennoch nicht deprimiert wird, sondern eher Respekt vor dieser polnischen Familie bekommt, die sich durch nichts unterkriegen lässt. Eine wunderbar unterhaltende Lektüre, die einem aber auch Mentalitätsunterschiede vor Augen führt - ich freue mich auf die angekündigte Fortsetzung! http://ninis-kleine-fluchten.blogspot.de/2012/07/alexandra-tobor-sitzen-vier-polen-im.html