Rezension zu "Le vicomte de Bragelonne, Tome II." von Alexandre Dumas père
Mit dem Tod des Kardinals Mazarin hat Frankreich wieder einen großen König an der Spitze. Das ist zwar schön für Frankreich, aber ganz schlecht für den Roman. Denn wenn der Sonnenkönig sein Land im Griff hat, gibt es keinen Platz mehr für Helden, die auf eigene Faust für ihre Ehre und die des Monarchen kämpfen, sondern alles geht schön den Verwaltungsweg.
Statt Degen braucht man jetzt Geldbörsen, der "Kampf" geht darum, ob es dem Aufseher über die Finanzen gelingt, den Oberaufseher der Finanzen zu ruinieren - unglaublich spannend.
Auch die Musketiere befinden sich auf dem absteigenden Ast. D'Artagnan wird unermesslich reich, Aramis ein Geheimbündler, der wahrscheinlich die gesamte europäische Politik lenkt, Porthos erscheint als stark, aber dämlich und Athos Ehrpusseligkeit scheint aus der Zeit gefallen. Man ahnt schon, dass es mit ihm und seinem Sohn nicht gut ausgehen wird.
Dumas hatte darüber hinaus schon immer die Untugend, Handlungsstränge mehrmals zu erzählen. Als Autor von Fortsetzungsromanen, der nach Zeilen bezahlt wurde, war das für ihn ökonomisch nützlich und für den Leser sprang immerhin der Vorteil heraus, dass er sich wieder erinnerte, falls er etwas vergessen haben sollte.
Wenn aber eine wirklich doofe Hofintrige sieben mal erzählt wird (und sie war schon beim ersten Mal nicht interessant) dann fragt man sich schon, was da noch der Nutzen ist.
Selten war es richtiger, eine gekürzte Ausgabe zu lesen!!!!!!!!!!!!!!!!