"Das Flüstern des Schnees" - ein besonderes Leseerlebnis
von MrsAmy
Rezension
Stephen kehrt zurück an den Ort seiner Kindheit: in die kleine Stadt Sawgamet in den kanadischen Wäldern. Dort wird er künftig mit seiner Frau und seinen drei Töchtern leben, als anglikanischer Pfarrer für die Menschen da sein. Als er im Winter in das Haus seines Stiefvaters zieht, liegt seine Mutter im Sterben. Und so ist es an der Zeit, in die Vergangenheit zu blicken. Zu erkunden, was seine Eltern und Großeltern mit diesem Ort verbunden hat. Vor allem die Geschichte seines Großvaters, der einst Sawgamet gründete, rückt in den Fokus.
Alexi Zentners Roman „Das Flüstern des Schnees“ erfüllt keine Erwartungen, sondern es enttäuschst sie vollkommen, um dann eine Geschichte zu entfalten, die wunderbar und märchenhaft ist, vor allem aber, die der Leser so nicht erwartet hat. Schuld daran ist der Klappentext, der doch scheinbar vermittelt, dass hier eine Geschichte erzählt wird, die sich in die Zukunft bewegt. Doch Stephen blickt allein in die Vergangenheit, lässt seine Großeltern, seine Kindheit, seinen Vater wie auch seine Schwester wieder auferstehen. Die Charaktere sind greifbar und man nimmt echten Anteil an ihrem Leben. Das zum Teil eine schier unüberschaubare Vielzahl an handelnden Personen agiert, lässt einen nur am Anfang den Überblick verlieren, schnell findet man sich dann zurecht. Oft wechseln die Erzählstränge, da aber alle gleichermaßen interessant sind, jedoch nur einzelne derart spannend, dass man unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht, stört auch das nur wenig. Ich meine damit keinesfalls, dass das Buch langweilig ist, doch es hetzt einen nicht. Man kann beim Lesen wunderbar entspannen und ganz in diese Welt, in der auch die Mystik, das Magische in manchen Momenten zum Vorschein kommt, eintauchen. Leider kann ich aber nicht verschweigen, dass der Roman zum Ende hin schwächer wird. Waren die magischen und fantastischen Elemente lange Zeit so in die Geschichte eingebettet, dass der Leser selbst entscheiden konnte, inwieweit sie real sind, so werden einem diese am Ende förmlich aufgedrängt und alle Wahlmöglichkeit versiegt. Der Roman verliert dadurch viel von seiner ihm eigenen Magie. Trotzdem bleibt es ein wunderbares Leseereignis.