Cover des Buches Herz Dame (ISBN: 9783404922185)
Rezension zu Herz Dame von Alexis Lecaye

"Herz Dame" - Teil 1 der Krimireihe um Kommissar Martin

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 10 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 10 Jahren
Kommissar Martins Leben steht Kopf. Seine Exfrau Myriam, zu der er noch immer ein sehr enges Verhältnis pflegt, teilt ihm mit, dass sie heiraten wird. Seine Tochter ist schwanger. Und was er für seine Freundin empfindet ist ihm auch nicht ganz klar. Da macht auch noch ein brutaler Mörder Paris unsicher. Mit einem selbst gebastelten Armbrustbolzen im Hals wird das erste Opfer aufgefunden, auf das weitere folgen werden. Ein Motiv ist weit und breit nicht zu sehen. Erst mit der Zeit kommt heraus, dass diese Morde nur dazu dienen, den eigentlich geplanten Mord zu vertuschen, der ihm vollendete Befriedigung bringen wird.

Vor ner ganzen Weile hab ich die ersten beiden Teile der Reihe um Kommissar Martin schonmal gelesen – das hier ist der Beginn und damit der erste Teil. Im Rahmen einer Challenge hab ich es jetzt wieder in die Hand genommen und nochmal gelesen. Es ist immer wieder faszinierend, wie wenig man sich an die Handlung eines Buches erinnern kann, wenn es schon eine Weile her ist und man ein Buch einfach nur so verschlungen hat!

Erstmal zur Handlung. Normalerweise mag ich es nicht sonderlich, wenn man von Anfang an weiß, wer der Mörder eigentlich ist – hier fand ich es gar nicht schlecht! Man lernt die Denkweise des Mörders kennen, ohne dass es langweilig würde, weil ihm immer wieder kleine Patzer passieren oder er etwas tut, womit man nicht gerechnet hätte. Dazu kommt noch sein Denken, dass er allwissend und allmächtig und sowieso der klügste Mensch auf der Welt sei. Außerdem steht das so schön im Kontrast zu den weiteren Passagen, die aus den unterschiedlichsten Perspektiven verfasst sind, meistens jedoch aus der von Martin oder Myriam. Die Alltagsprobleme der beiden machen den Krimi ein bisschen spritziger, vor allem, weil die zwei den anderen immer so schön missverstehen. Dass die beiden sich eigentlich immernoch… Aber naja. Ein weiterer Grund, wieso mich das mit der Identität des Mörders noch nicht so gestört hat, war, dass man so sehen konnte, wie sie sich immer weiter einkreisen und wie die Polizei immer näher an den Mann herankommen, ohne dass er es ahnt, weil er sowieso denkt, dass sie ihn nicht kriegen können. Als sie dann zusammenprallen… Großes Kino!

Allgemein sind die Charaktere echt interessant. Ich hatte zwar nicht das Gefühl, dass ich die Leute wirklich perfekt kenne und alle ihre Macken benennen kann, aber ich konnte mich zumindest in sie einfühlen. Man lernt Teile ihrer Gedanken und Eigenarten kennen und habe mich immer wieder gefragt, ob die Moralvorstellungen allgemein in Frankreich anders sind als hier. Ich meine… Martin und Myriam sind geschieden, schlafen aber immernoch, obwohl Martin eigentlich eine neue Freundin hat und Myriam ihm eben mitteilt, dass sie heiraten wird. Allein das würde schon ausreichen, aber nein! Zusätzlich hat Martin noch eine einmalige Geschichte mit der Polizeipsychologin. Ob das alles so in Ordnung war wage ich zu bezweifeln. Aber es sagt doch auch einiges über die Charaktere aus. Vor allem Martin scheint ein wenig naiv, blauäugig oder einfach nur absolut bescheuert zu sein – ich frag mich immernoch, wie er seiner Freundin – einer Journalistin! – alles über den Fall sagen konnte, ohne zu bedenken, dass es auf ihn zurückfallen könnte früher oder später. Nicht so das klügste Verhalten.

Sprachlich war das Buch sehr einfach gehalten – man konnte es recht schnell runterlesen, ohne das Gefühl zu haben, dass man irgendwas verpasst hätte. Das bedeutet nicht, dass es vollkommen schmucklos war. Meinem Empfinden nach war die Sprache perfekt auf die Geschichte zugeschnitten. Es war einfach wie es die Persönlichkeit des Kommissars, ohne dabei Details zu vergessen. Die Pläne des Mörders werden genauestens geschildert. Man erfährt von verschiedensten Wegen, wie die Leute gegangen und gefahren sind und was man eben sonst noch so alles wirklich wissen muss und möchte. Gut, also die Brüste der Polizeipsychologin und Martins Gedanken dazu hätte man jetzt nicht unbedingt so genau beschreiben müssen, aber naja. Muss eben alles seinen geordneten Gang gehen.

Allgemein ist das Buch nicht ganz jugendfrei. Dass in einem Krimi durchaus schonmal ein Mordopfer und dessen Dahinscheiden genauer beschrieben wird, das ist nachvollziehbar und denke auch irgendwie normal, immerhin sollen diese Mordfälle ja meist aufgeklärt werden. Mindestens genau so ausführlich werden hier die Sexszenen und sonstigen… körperlichen Gelüste beschrieben. Es ist teilweise doch ziemlich triebgesteuert. Glück für Lecaye, dass ich damit überhaupt kein Problem habe, wobei es in dem Genre irgendwie ein bisschen fehl am Platz wirkte. Wobei das Buch durch die ganzen Nebensträngen mit Martins Frauengeschichten auch eine andere Note hat als andere Kriminalgeschichten, deswegen kann man das auch irgenwie rechtfertigen.

Ein sehr gemischter Krimi also, bei dem auch das private Leben der Akteure nicht zu kurz kommt. Für einen ersten Teil war er ziemlich stark – man bekommt einen Einblick in die Charaktere und ihre Arbeit und Gedanken. Der Fall war interessant konstruiert, vor allem dadurch, dass man auch Eindrücke seitens des Mörders bekommt und nicht nur von der Polizei. Und die einfache Sprache hat das Verfolgen der Handlung allgemein auch einfach gemacht. Ich hab richtig Lust, den zweiten Teil zu lesen, den ich sowieso schon zur Hand habe. Empfehlen kann ich ihn auf jeden Fall – aber immer bedenken: ganz jugendfrei ist er eben nicht.

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