Rezension
"Berlin Alexanderplatz" ist ein großer Roman, weil er etwas wagt. Er hat eine eigene Erzählstimme und eine ganz eigene Erzählhaltung. In dem Umfeld und der Zeit, in denen er erschien, war er etwas Besonderes und das ist er auch heute noch.
Manchmal kommt er einem wild und ungeordnet vor, die Geschichte wird mit Abschweifungen und Unterbrechungen erzählt, "Fremdtexte" finden massenweise Einzug usw. Das aber - insofern man sich daran gewöhnt und daran Gefallen gefunden hat - ist seine Stärke.
Das Buch erzählt aus dem Leben des einfachen Arbeiters und gelegentlichen Kleinkriminellen Franz Biberkopf, der versucht, im Berlin der 20er Jahre nicht nur zu überleben, sondern auch gut zu leben. Er schlägt sich so gut es eben geht durch, trifft auf halbseidene Gestalten, Gangster und Prostituierte. Zwar will er sauber bleiben, aber es gelingt ihm nicht wirklich. Die Verlockungen und Nöte der Großstadt sind einfach zu groß.
Die wirkliche Stärke dieses Buches ist nicht seine Story, sondern die Art, wie es mit den erzählerischen Mitteln spielt. Döblin verwendet verschiedenste Technkicken, die Montage, den inneren Monolog, den Wechsel des Jargons und der Sprachebenen. Dadurch wird das Buch lebendig, so lebendig, wie die große, menschenverschlingende Stadt es eben ist.