Rezension zu "Der Junge, der seinen Geburtstag vergaß" von Rudolf Frank
Jan musste immer denken, dass bei diesem Unsichtbaren, das man Feind nannte, auch sein Vater war. Der Vater war im Feld und sein Junge war im Feld. Warum konnten sie nicht zusammen das Feld bestellen, wie sonst auch immer? Weil es überhaupt kein Feld war, dies Feld, in das die Soldaten zogen.
September, 1914: Als sein polnisches Heimatdorf sich plötzlich zwischen den deutschen und russischen Fronten befindet, ist der vierzehnjährige Jan neben Floxi dem Hund, der einzige Bewohner, der zurückgeblieben ist. Die beiden schließen sich den durchziehenden Deutschen an und bekommen hautnah mit, was es heißt, im Krieg zu sein.
Mein Interesse an der Geschichte wurde schon durch das Vorwort geweckt, in dem erwähnt wurde, dass sie aus dem Jahr 1931 stammt und kurze Zeit später von den Nazionalsozialisten verboten wurde. Am Beginn konnte ich mir den Grund dafür noch gar nicht vorstellen, da die Erzählung mich da noch an eine Geschichte für Kinder (wenn auch keine glückliche) erinnerte.
Aber schon bald zog Jan in den Krieg, was nicht nur seine naiven Überlegungen und Fragestellungen zum Krieg selbst mit sich brachte, sondern auch die Vorstellungen der einfachen Soldaten. Sei es bei dem einen, als auch bei dem anderen – immerzu wurden Schlachten, Gefechte, aber auch das Verhalten der Kommandanten in Frage gestellt. So wurde ein Antikriegsroman geschaffen, der sich nicht mit langen Reden aufhält, sondern vielmehr durch Gespräche und Jans manchmal kindliche Gedanken seine Meinung kundtat.
Trotz Jans jungendlicher Jahre ist und bleibt das Thema des Buches der Krieg – und dieser wird hier sicher nicht beschönigt. Im Gegenteil führt die Geschichte von den Gefechten im Osten über die Heimatfront bis in die Schützengräben des Westens, wobei sie immer wieder den sinnlosen Tod und das Blutvergießeb beschreibt. Dass der Leser um die Tatsache weiß, dass das erst der Auftakt des ersten Weltkrieges ist und noch viele weitere Schlachten folgen werden, macht diese noch grausamer.
Fazit: Man merkt der Geschichte an, dass der Autor selbst den Krieg miterlebt hat und sich vieles nicht nur zusammengereimt hat. Verpackt in der Erzählung um den liebeswerten Jan ist es ihm gelungen eine Warnung zu schreiben, die vielleicht für junge Leser gedacht war, nichtsdestotrotz allen eine Lehre sein kann. Ein Buch, das man gelesen haben sollte.