Rezension zu Feigen in Detroit von Alia Yunis
Rezension zu "Feigen in Detroit" von Alia Yunis
von sabatayn76
Rezension
sabatayn76vor 13 Jahren
Alf layla wa layla ohne orientalischen Zauber Inhalt: Fatima ist im stolzen Alter von 82 Jahren von Detroit nach Los Angeles gezogen und zählt die Tage, bis sie sterben muss. Mit fast wahnhafter Gewissheit glaubt sie, dass sie nur noch wenige Tage zu leben hat und plant bereits ihre Beerdigung. Vor ihrem Ableben muss sie sich jedoch noch um zwei wichtige Dinge kümmern: erstens eine Ehefrau für ihren (homosexuellen) Lieblingsenkel Amir finden und zweitens einen geeigneten Erben für ihr Haus im Libanon auswählen. Zwischen dem Besuch diverser Beerdigungen und der Zubereitung von Kibbeh widmet sich Fatima zudem ihrer geheimnisvollen (und nur von ihr wahrgenommenen) Besucherin Scheherazade und erzählt dieser Geschichten aus ihrem Leben. Mein Eindruck: Ich bin eine große Liebhaberin der Märchen aus 1001 Nacht, konnte jedoch mit der Idee der Autorin, Scheherazade auftreten und agieren zu lassen, wenig anfangen. Meiner Meinung nach misslingt die Verwebung von Realität und Fiktion auf ganzer Strecke. Nie habe ich das Gefühl gehabt, dass Yunis' Schilderungen authentisch sind oder dass das Auftreten der Phrasen dreschenden und bemüht witzigen Scheherazade gut in die restliche Handlung eingebunden ist. Das gesamte Buch wirkt auf mich unfertig, zu unstrukturiert und zu wenig ausgeklügelt. Manche der Geschichten haben mir zwar recht gut gefallen, doch auch dort haben die Komplexität und vor allem die psychologische und die politische Tiefe gefehlt. Lediglich die lebendige Sprache aufgrund der vielen arabischen Wörter und Redewendungen hat mir gut gefallen. Mein Resümee: Hier fehlen der orientalische Zauber der Märchen aus 1001 Nacht, eine klare Struktur sowie eine authentische Verwebung von Realität und Fiktion.