Cover des Buches Blaues Gold (ISBN: 9783954006052)
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Rezension zu Blaues Gold von Alice Frontzek

Handel und Wandel im mittelalterlichen Erfurt

von mabuerele vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Interessanter und ausgezeichnet recherchierter Roman aus dem mittelalterlichen Erfurt!

Rezension

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mabuerelevor 9 Jahren

„...Die Sonne stand tief und würde bald hinter den sechs Türmen von Dom und St. Severin verschwinden...“

Mit obigen Zitat beginnt das Buch, das mich nach Erfurt ins Jahr 1630 führt. Im Lande tobt der Dreißigjährige Krieg. Die Zerstörung von Feldern macht den Erfurter Waidhändlern Kopfzerbrechen. Sie brauchen die Pflanze Waid, um das Blau zum Färben von Textilien herzustellen. Indigo, das Blau des Orients ist zwar in Thüringen verboten, doch die Konkurrenz lauert schon im Hintergrund.

Der junge Waidhändler Florian Seber hat seine Frau Caterina in Italien kennengelernt und mit nach Erfurt gebracht.

Die Autorin hat einen vielschichtigen, spannenden und interessanten historischen Roman geschrieben, der mich schnell in seinen Bann gezogen hat. Detailgenau wird das Leben im mittelalterlichen Erfurt dargestellt.Der Schriftstil zeichnet sich durch exakte Beschreibung der historischen Gegebenheiten aus. Passende Metapher findet die Autorin nicht nur für das abendliche Treiben in Erfurt. Auch das Marktgeschehen und die Gewinnung des blauen Farbstoffs werden so anschaulich wiedergegeben, dass ich mich in die Zeit zurückgesetzt fühlte. Sehr gut gefallen hat mir, dass auch auf andere Farbstoffe und deren Herstellung eingegangen wurde. Auch die Protagonisten werden ausführlich charakterisiert. Ein Blick in die Vergangenheit lässt manche Entscheidung lebendig werden.

Doch Erfurt ist keine friedliche Stadt. Neid und Missgunst haben ihren Platz hinter den Mauern. Caterinas lebensfrohe Art stößt den Erfurter Händlerfrauen sauer auf. Hinzu kommt, dass die Waidhändler Protestanten sind, Caterina aber als Italienerin dem katholischen Glauben angehört. Beide Konfessionen haben zwar in Erfurt ihre Gotteshäuser, doch eine Vermischung wird nicht gern gesehen. Fremdenfeindlichkeit war also schon damals ein negatives Phänomen. Als Florian bei einer Handelsfahrt tödlich verunglückt, muss Caterina hart um das Geschäft kämpfen. Sie wagt sich nicht nur an eine neue Herstellung des Farbstoffs, sie kann auch mit dem starren Kodex des Waidhandels nichts anfangen. Das aber ist lebensgefährlich. Festhalten am Alten, Starrsinn und Engstirnigkeit der Alteingesessen, Eifersucht und Verleumdung sind Themen, die die Geschichte vorantreiben.

Nachwort, Glossar und Personenverzeichnis vervollständigen das Buch.

Das Cover mit der Waidpflanze und der mittelalterlichen Stadtansicht sieht sehr schön aus.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Auf fesselnde Weise hat die Autorin ein wenig bekanntes historischen Handwerk in den Mittelpunkt gestellt. Geschickt wurden wesentliche Ereignisse des Krieges einbezogen und seine negativen Auswirkungen auf den Handel thematisiert.

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