Rezension zu "Die Farbe Lila" von Alice Walker
Das Buch besteht aus Briefen zwischen dem Protagonisten, Gott und ihrer Schwester. Gleich am Anfang schockiert der erste Brief mit einer Vergewaltigung, mit einer Tragödie, die einen abschreckt, einen tief im Inneren trifft und man nicht in der Lage ist, diesen Brief einfach so zu verarbeiten. Man muss innerlich ausatmen, ehe man sich dazu bringen kann, diesen ersten Teil zu überwinden und wenn man das schafft, liebt man die Protagonistin mit ganzem Herzen.
»Ich weiß nicht, was ich grad denk, denk ich. Nix. Und so viel davon, wie ich nur kann.«
Ich glaube, wenn man dem Buch ein Wort zuteilen möchte, so glaube ich, würde "Sehnsucht" am besten passen. Als Celie ein Foto der Sängerin ergattert, verliebt sie sich in das Bild, sehnt sich nach ihr mit aller Kraft, wünscht sich nichts Sehnlicheres, als wie diese Frau zu werden. Als dann die Sängerin vor ihrer Haustür steht, krank und kaputt und boshaft, pflegt Celie sie mit einer Hingabe, die ihr selbst fremd ist. Als stelle die Frau ihr Lebenssinn dar. Dann führt ihr Ehemann, der ein richtiges Ekel ist, genau mit dieser Sängerin eine Liebesbeziehung und Celie wird in ihrem Leben zum ersten Mal eifersüchtig.
In dieser Dreiecksbeziehung aber gedeiht Celies Persönlichkeit. Sie wächst aus sich heraus und entdeckt zum ersten Mal in ihrem Leben, was sie sie sich wünscht.
Beim Lesen erlebt man, wie sich die Figuren entwickeln, wie sie an Stärken gewinnen, an Weisheit und Leidenschaft, wie die Jahre ihre Persönlichkeit formen, bis sie zu völlig anderen Menschen werden und man es unmöglich schafft, sie mit den Figuren ganz am Anfang zu vergleichen. Und mit dieser Entwicklung entfaltet sich die ganze Stärke des Buchs, das dafür sorgt, dass man jede Figur schnell zu lieben lernt.
Auch wenn das Buch absichtliche Rechtschreibfehler beinhaltet, auch wenn das Wort Kucken viel zu oft kommt, funktioniert das Buch und wird zu einem Erlebnis, das sich ins Hirn einbrennt, als hätte man das alles selbst erlebt.