Rezension zu Die Gabe von Alison Croggon
Rezension zu "Die Gabe" von Alison Croggon
von FantasyBookshelf
Rezension
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FantasyBookshelfvor 12 Jahren
Diese und weitere Rezensionen und eine Leseprobe findet ihr auch auf meinem Blog: http://fantasybookshelf-buecher.blogspot.de/ Titel: Die Gabe Originaltitel: The Gift Autor: Alison Croggon Seitenzahl: 496 Verlag: Bastei Lübbe Erschienen: 25. Februar 2009 ISBN-13:978-3404206292 Preis Taschenbuch: 13,00€ Taschenbuch: 8,99€ *Es gibt irgendwie zwei Taschenbuchauflagen des Bastei Lübbe-Verlages. Die eine, die teurere ist aber nicht mehr normal bei Amazon erwerblich und auch früher erschienen. Klappentext: Maerad ist eine Sklavin in einer kleinen, unwirtlichen Siedlung. Hier lebt sie schon, seit ihre Familie im Krieg ums Leben gekommen ist. Über ihre Herkunft weiß sie nicht viel. Als eines Tages ein geheimnisvoller Fremder in die Siedlung kommt, ändert sich Maerads Leben für immer. Der Mann bietet ihr an, sie zu befreien, und das nicht ohne Grund. Maerad weiß nicht, dass eine mächtige Gabe in ihr schlummert und dass ihr Name in einer schrecklichen Prophezeiung erwähnt ist. Sie tritt eine gefährliche Reise an, einem unbeschreiblichen, namenlosen Grauen entgegen. Rezension: Am Anfang dieses Buches gibt es ein Vorwort mit Anmerkungen zu dem Ursprung dieser Geschichte. Es soll sich um eine Legende oder auch Geschichte - vergleichbar vielleicht mit Atlantis - , dem „Rätsel des Baumlieds“, der verlorenen Zivilisation von Edil-Amarandh handeln. Nach Aussagen der Autorin im Vorwort hätte sie diese Geschichte nur aus dem Annaren ins Englische übersetzt und nur geringfügig dazugefügt und geändert. Wie viel Wahrheitsgehalt man dieser Geschichte bemisst, muss jeder für sich entscheiden, ich habe das Buch allerdings als High-Fantasy-Buch gelesen. Ich wollte das hier nur der Vollständigkeit halber erwähnen, will aber nicht weiter darauf eingehen, weil das nur verwirrt. Außerdem weiß deswegen auch nicht, wie ich die Kreativität der Autorin bewerten soll, weswegen ich nur auf die Welt eingehe. In dem umfangreichen Anhang kann man mehr über Edil-Amarandh und seine Geschichte und Kultur lesen, ich würde aber empfehlen, außer dem Ausspracheabschnitt am Anfang, das danach zu tun, weil er ein paar Spoiler enthält, das, was man an Hintergrundwissen braucht, um die Geschichte zu verstehen im eigentlichen Buch gut vermittelt wird und man es dann auch besser versteht. Im Klappentext steht ein Zitat, in dem gesagt wird, dass das Buch eines der besten Fantasy-Romane in der Tradition J. R. R. Tolkiens ist, den derjenige je gelesen habe. Was schon ein riesiges Kompliment darstellt. Da ich selbst nur den Film gesehen habe, dachte ich erst, dass ich nicht viel dazu sagen könnte, aber nachdem ich das Buch nun zu Ende gelesen habe, glaube ich zu verstehen, was gemeint ist. Es fühlt sich an, als ob das Buch über ein bedeutsames geschichtliches Ereignis einer anderen Welt berichten und vermittelt vor allem zum Ende hin ein ähnliches Gefühl wie das, was man hat, wenn man die Filme sieht und wahrscheinlich auch die Bücher liest. Außerdem glaube ich, dass der Schreibstil ähnlich ist, aber ich wollte „Der Herr der Ringe“ ja sowieso bald mal lesen xD, dann kann ich vielleicht mehr dazu sagen. Ich verspüre irgendwie gerade total Lust das zu machen… Am Anfang dachte ich auch vom Cover und Titel her, dass es der „Gilde der Schwarzen Magier“ und „Sonea“ sehr ähnlich wäre, aber dem ist eigentlich nicht so, auch wenn sich der Klappentext ebenfalls ähnlich klingt. Es gibt gewiss einige Parallelen, aber es sind bei weitem nicht so viele, wie man anfangs vielleicht denken könnte. Der Klappentext ist meiner Meinung nach aber auch relativ unpassend und weißt auch Fehler auf. Das Buch ist aus der allwissenden Erzählperspektive geschrieben, wobei jedoch meist aus Maerads (Mairads ausgesprochen) Perspektive erzählt wird. Gelegentlich kann man auch kurze Eindrücke von Cadvans Gedanken lesen oder es wird erzählt, wie Mairad sich unter bestimmten Bedingungen fühlen würde. Der Schreibstil passt gut zur Geschichte und Erzählperspektive des Buches. Es wird in einer irgendwie „gehobenen Sprache“ geschrieben (wenn ihr meine Leseprobe hört, werdet ihr bestimmt verstehen, was ich meine), was manchmal zu der Verwendung ziemlich ungewöhnlicher Wörter führte. Hat jemand schon einmal was von knuten gehört? Das ist ein altmodischeres Wort für peitschen, ich musste dabei ja ziemlich an den Eisbären denken o.O xD. Trotzdem war das Buch relativ flüssig zu lesen, was nur durch gelegentlich vorkommende Rechtschreibfehler unterbrochen wurde. Ich persönlich fand das jedenfalls sehr schön und eine nette Abwechslung zum üblichen eher umgangssprachlichen Schreibstil. Es hat das Buch zusätzlich alterstümlicher und märchenhafter, eben wie in einer Legende klingen lassen. Am Anfang konnte ich mich nicht so recht mit dem Begriff Barde anfreunden, weil dieser in unserer Gesellschaft mit ziemlich anderen Vorstellungen behaftet ist, aber mit der Zeit ging es, da die Barden des Buches im groben und ganzen auch Geschichten durch Lieder und so weiter im Gedächnis behalten und zum Beispiel für Heilungen zuständig sind, auch wenn das hier auf andere Art und Weise vonstattengeht und gänzlich andere Ausmaße annimmt. Außerdem war der Schreibstil ausführlich und detailliert und es gab umfangreiche Beschreibungen, die das Buch manchmal etwas langatmig erscheinen lassen, was aber auch mein einziger Kritikpunkt wäre. Nun ja, das Buch ist mit seinen knapp 500 eher wie bei einem Erwachsenenbuch sehr klein bedruckten Seiten (sogar noch kleiner bedruckt als Schattenschwingen) auch ein ganz schöner Schmöker. Manchmal dachte ich auch, dass Maerad vergessen hätte etwas zu tun oder dass sie gleich einen Fehler machen und irregeführt würde oder habe mich gefragt, warum sie dieses oder jenes nicht macht, aber schlussendlich schien das meistens nur so und wenig später habe ich gelesen, dass sie es gar nicht vergessen hat, sondern es nur nicht erwähnt wurde, vielleicht auch nur, um es den Leser vergessen zu lassen, das es da ist, um sich dann gemeinsam mit Maerad daran erinnern zu können usw. Verwirrend, ich weiß. Es gibt immer wieder spannungserzeugende Elemente, aber im großen und ganzen ist die Spannung nicht überragend. Damit meine ich, dass man nicht atemlos dasitzt und vor Spannung Herzklopfen bekommt. Man hat jedoch nie das Gefühl nicht weiterlesen zu wollen und sie bleibt immer hoch genug um einen dazu zu bewegen, das Buch nicht aus der Hand zu legen, wenn es nicht unbedingt sein muss. Ganz grob ist das Buch zwar oft vorhersehbar, es hält aber in diesem Bereich durchaus auch überraschende Wendungen. Und zwar wirklich überraschende Wendungen. Es geht in dem Buch hauptsächlich um die Reise von Maerad und Cadvan, deren Verlauf sehr unvorhersehbar ist, weil man ja nichts über das Land weiß, durch das sie reisen. In dem Buch existiert eine ganz eigene Welt, die durch den umfangreichen Schreibstil und die vielen Beschreibungen sehr an Tiefe gewinnt. In dem Buch geht es natürlich auch um Magie. Es hat sich aber wie eine andere Art von Magie angefühlt, weil sie irgendwie nicht so selbstverständlich angewand wird wie in anderen Büchern, sodass zum Beispiel nicht wie bei Sonea Türen oder so damit geöffnet werden, da sie auch viel schneller zu Erschöpfung führt. Sie ist meiner Meinung nach ziemlich ungewöhnlich, was auch durch die ganzen Verwebungen mit dem Licht und der Finsternis und irgendwie auch mit der Kultur an sich zustande kommt. Den Barden wird beispielsweise auch Schwertkampf beigebracht. Aber ich will ja auch nicht zu viel vorwegnehmen. Ich bin sicher ihr werdet verstehen, was ich meine, wenn ihr das Buch lest. Dadurch, dass Cadvan und Maerad durchs halbe Land reisen, bekommt man auch viel von den Zuständen und der Vielseitigkeit dieser Welt mit. Es sind viele Bardenlieder, Prophezeiungen und Weissagungen in das Buch eingeflochten, alles ist miteinander verwoben und ineinander übergreifend und am Ende fügt sich alles zu einem einzigen großen Ganzen zusammen. Das Buch enthält viele Weisheiten, in denen es zum Beispiel um Wahrheit und natürlich Gut und Böse geht, die von dem Licht und der Finsternis verkörpert werden und die so ziemlich am Schluss sehr schön zusammengefasst sind: „ ,Die Wahrheit ist nicht so einfach, Maerad. Das weißt du. Es kommt ganz darauf an, aus welchem Blinkwinkel man sie betrachtet, und sie verändert sich…’ Sie hatte gedacht, Finsternis und Licht wären so einfach zu unterscheiden wie Nacht und Tag. Cadvans Worte hingegen schienen darauf hinauszulaufen, dass dem ganz und gar nicht so war und dass Gewissheit nur ein tröstliches Wunschdenken darstellte.“ („Die Gabe“ S. 468/9) Auf korrekte Zitiertechnik habe ich jetzt mal verzichtet. Auch die Charaktere sind sehr tiefgründig. Jeder hat seine ganz eigene Vergangenheit und Schicksalsschläge, und steht für sich. Das ist bei Maerad zum Beispiel ihr Leben als Sklavin Durch ihre Erfahrungen und Erlebnisse während dieser Zeit, ist sie für eine 16-Jährige auch schon sehr reif, auch wenn man trotzdem manchmal noch merkt, wie jung sie ist. Cadvans Vergangenheit liegt für den Leser eine ziemlich lange Zeit im Schatten, man merkt aber, das etwas er so etwas wie ein Geheimnis hat. Die anderen Charaktere des Buches spielen eher eine Nebenrolle, sind aber trotzdem nicht stereotypisch. Das Ende war einfach etwas für sich. Es kommt zu einer einzigen gewaltigen Offenbarung, mit der ich persönlich überhaupt nicht gerechnet hätte und wie gesagt, kommt alles zusammen. Diese Offenbarung hat auch noch einmal, wenn auch relativ kurz für einen erheblichen Spannungsanstieg gesorgt, weil man sich auch gefragt hat, wie Maerad damit umgeht und einem ein spannendes Finale geboten. Es war fast schon episch. Für mich hat es dem Buch noch einen zusätzlichen Punkt verschafft. Das Ende hat für mich auch das Buch noch mehr abgewonnen, weil einfach keine Fragen offen blieben und keine Ungereimtheiten zurückblieben. Es ist eigentlich alles aufgeklärt. Dieser Abschnitt der Geschichte hat einen klaren Abschluss, auch wenn klar ist, dass das große Ganze noch nicht zu Ende erzählt wurde. Das Ende ist zwar kein Cliffhanger, lässt einen aber trotzdem voller Spannung und Erwartung für den zweiten Band zurück und ich bin froh, dass ich ihn hier habe und gleich anfangen kann ihn zu lesen :D. Zum Schluss wollte ich noch eine letzte Anmerkung machen. Wer sich von dem eine Liebesgeschichte erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein. Auch ich hatte wegen des Klappentextes und den anfänglichen meiner Meinung nach vorhandenen Parallenen zu „Sonea“, eine Liebesgeschichte erwartet, es hat mich aber nicht gestört als das nicht der Fall war, obwohl meine Erwartungen ja in dem Sinne enttäuscht wurden, da das Buch einfach keine Liebesgeschichte braucht, um gut zu sein und wenn man es vorher weiß, wartet man evt. auch nicht die ganze Zeit vergebens darauf, dass in dieser Hinsicht etwas passiert. Aber wer weiß, vielleicht ändert sich das im zweiten Teil ja noch. Fazit: Ein wirklich tolles Buch, das ich jedem gern ans Herz legen würde. Es hat wirklich mehr Aufmerksamkeit verdient (vor allem wenn man bedenkt, dass es schon 2008 auf deutsch und 2002 im Original erschienen ist)! Die Geschichte und die ganz eigene komplexe Welt schafft es einen in den Bann zu ziehen. (9/10)